»Wenn grundlegende Normen zusammenbrechen und die öffentliche Diskussion in ein Schreiduell ausartet, brauchen wir Grundsätze, die uns als Leuchtfeuer dienen: Ideale, denen wir verpflichtet bleiben können.«
Omri Boehm ist der politische Denker der Stunde. Dieser Band versammelt seine wichtigsten öffentlichen Reden: Der Philosoph spricht über Freundschaft in dunklen Zeiten und ihre Beziehung zu Wahrheit und Gleichheit. Er erinnert an die unterbrochene jüdisch-deutsche Tradition des ethischen Monotheismus.
Utopie (Thema)
Sind stabile herrschaftsfreie Gesellschaften denkbar? Haben staatslose Gesellschaften Jahrzehnte und länger überdauert und existieren sie noch immer?
In den Sozialwissenschaften herrscht die Tendenz vor, »Regulierten Anarchien« entweder keinen politischen Stellenwert beizumessen oder ihnen doch eine verborgene Herrschaftlichkeit zu unterstellen. Mit beiden (ethnologischen bzw. historischen) Argumenten lässt sich die angebliche Unmöglichkeit von Herrschaftsabbau heute behaupten. Die Beiträge dieses hier in zweiter, durchgesehener Auflage vorliegenden Bandes setzen sich kritisch mit dieser Auffassung auseinander und zeigen an Beispielen wie Verwandtschaftsstruktur, Architektur und Spiel sowie dem altisraelitischen Glaubenssystem: Gerade "primitive" Gesellschaften besaßen eine erstaunliche institutionelle Phantasie, um Herrschaftsfreiheit und egalitäre Verhältnisse dauerhaft sicherzustellen.
Der Autor stellt die neuerlichen Debatten über eine »Utopie des Sozialismus« in einen historischen Kontext und untersucht, wie es zum aktuellen Epochenumbruch und zu einer veränderten Weltordnung kommen konnte.
Der marxistische Historiker Eric Hobsbawm (1917–2012) vermied am Ende des letzten Jahrtausends einen Ausblick auf die Chancen der Bewältigung der sich abzeichnenden Probleme in den nächsten Jahrzehnten. Schon das 20. Jahrhundert sei durch tektonische Erschütterungen gegenüber dem 19. Jahrhundert in der globalen Machtverteilung bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Und er ging davon aus, dass die »Kräfte, die die technisch-wissenschaftliche Wirtschaft freigesetzt hat, [...] inzwischen stark genug [sind], um die Umwelt, also die materielle Grundlage allen menschlichen Lebens zerstören zu können.«
Science-, Social- und Climate-Fiction als Mutmacher für Veränderung und gesellschaftlichen Wandel.
Unsicherheit, Missstände, düstere Prognosen - Dystopien prägen unsere Zeit und liegen in Literatur und Popkultur im Trend. Doch viele dieser Geschichten beleuchten auch, wie Menschen inmitten von Katastrophen den Mut finden, sich für Gerechtigkeit einzusetzen und Veränderung aktiv zu gestalten. Solche Erzählungen gehen über klassische Dystopien hinaus und entwickeln sich zu Anti-Dystopien.
Die schöne neue Welt nach dem Kapitalismus
Revolution machen kann (fast) jeder. Eine neue Gesellschaftsordnung aufbauen: das schaffen nur ein paar Nerds. Und Sibylle Berg. Nach einer gelungenen Revolution, die das Finanz- und Gesellschaftssystem sanft beseitigt hat, wird sie endlich errichtet: die schöne neue Welt nach dem Kapitalismus.
Eines der Meisterwerke des berühmten europäischen Erzählers und Essayisten. 30 Jahre nach seiner Albtraumvision »Schöne neue Welt« zählt »Eiland« ebenfalls zu den großen utopischen Romanen des 20. Jahrhunderts. Huxley entwirft darin eine Gemeinschaft, die die Prinzipien des Guten und der Freiheit konsequent anwendet.
»System Change, not Climate Change«, hallt es von Demonstrationen, Klimacamps und Kongressen. An die Wurzeln gehen, Scheinlösungen vermeiden: Seit einiger Zeit erlebt der Ökosozialismus eine Renaissance. Dahinter steht das Streben nach einer Alternative zu kapitalistischer Naturzerstörung und ökologischer Modernisierung. Christian Stache zeigt politische Strömungen und Standpunkte auf.
Gegenwärtig übersteigert sich die von Marx gerühmte kapitalistische Dynamik noch einmal. Eine Zukunft hat begonnen, die es in sich hat. Utopien und Dystopien werden wieder nachgefragt. Aber trotz multipler Krise ist die politische Linke fast überall geschwächt. Dagegen sind die Konservativen im Aufwind und rechte Populisten sind dabei, den Kapitalismus in ihrem Sinne umzubauen. Wie kann in dieser Situation umgesteuert werden, und was lässt sich aus der ostdeutschen Transformation dafür lernen?
Als Renate Hofer in einen Wassertank stürzt, der die Lüftung eines riesigen Datenspeichers reinigt, hat sie nicht nur Todesangst, sondern auch eine Erleuchtung: Sie wird eine Maschine bauen, wie es noch keine gegeben hat, zur notwendigen Überwindung des Computerzeitalters. Ihr Plan nimmt Form an in der Welt, die wir kennen – eine Pandemie hat gewütet, das Vertrauen zur Sprache schwindet, Geld frisst Gerechtigkeit.
Das Thema hat Konjunktur. Spätestens seit Chatbots wie ChatGPT und Bildgeneratoren wie Midjourney oder DALL-E die ebenso faszinierenden wie bedrohlichen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz eindrucksvoll demonstrieren, ist die »KI-Revolution« (Der Spiegel) in aller Munde. Die KI-Zukunft hat indes längst begonnen. Umstritten ist allerdings die Frage, ob die weitere Entwicklung von KI-Systemen eher die Rettung der Welt einleiten oder ob »eine möglicherweise entstehende Superintelligenz die Menschheit vernichten wird« (Die Zeit) - aber alle sind sich einig: Künstliche Intelligenz ist die bedeutendste Technologie unserer Zeit, und sie wird unsere Zukunft bestimmen.
