Das neue kulturelle Zentrum in der Mitte Berlins.
Inspiriert von seinen Namensgebern Alexander und Wilhelm von Humboldt und deren Freude daran, die Welt mit offenen Augen zu erkunden und sie als ein verflochtenes System von Natur und Kultur zu verstehen, entsteht mit dem Humboldt Forum ein neuer Ort des Erlebens, des Lernens und der Begegnung. In den Präsentationen der verschiedenen Akteure des Humboldt Forums werden in der Mitte Berlins eine Vielfalt an Themen aus Wissenschaft und Kunst, Natur und Kultur, Geschichte und Gesellschaft sowie verschiedenen Perspektiven von gestern und heute, nah und fern zusammenfinden. Die Publikation erläutert und beschreibt mit Fotografien, Zeichnungen und Plänen Entstehung und Programm dieser neuen Kulturinstitution. Es enthält zahlreiche Beiträge der entscheidenden Beteiligten.
I:BIB (Thema)
Jahrhunderte lang waren die Unruhen auf den Marktplätzen und Straßen der Augenblick, in dem eine Unterdrückung und Verelendung an ihr Limit gekommen war und explodierte. Diese zentrale Form des Protestes wurde zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts durch die Kampfform des Streiks verdrängt. Der Klassenkampf verlagerte sich in die Produktionssphäre, auf das Terrain der Fabrik. Die Fabrik ist aber nicht mehr der bevorzugte Ort, wo das in die Krise geratene Kapital zum erweiterten Kapital werden kann; seine Renditen werden zu klein. Es flüchtet in die Zirkulationssphäre des globalen Kapitalismus, in den Finanz- und Logistiksektor. Abermillionen von Menschen wird immer brutaler die Lebensgrundlage entzogen. Sie werden in den Status der Überschussbevölkerung geworfen. Besonders die von der Lohnarbeit ausgeschlossenen und ums Leben betrogene sind zunehmend gezwungen, ihren Kampf auf die Plätze und die Straßen zurück zu tragen.
Die Gewalt dieses Umbruchs, der seit wenig mehr als zehn Jahren stattfindet, ist philosophisch noch kaum begriffen. Die Digitalisierung zerrt uns mit wachsender Dynamik in eine Existenzweise hinein, für oder gegen die wir uns nicht entscheiden können. Sprache unterliegt dem Siegeszug der binären Codierung, Musik, verfügbar wie Wasser und Gas, verliert real an Kontur und Substanz. Individualität als grundlegendes Selbstverhältnis des Menschen diffundiert im Netz und Freiheit ist in der digital verwalteten Welt bedrohter denn je. Was bedeutet es, wenn der Mensch zum permanent überwachten Programmanwender wird?
Heinrich Manns berühmtester und erfolgreichster Roman - in einer großen Neuausgabe mit umfangreichem Bild- und Materialienanhang
»Großen Spaß hatte ich in der letzten Woche mit der Wieder-Lektüre des 'Untertan': ein nicht nur literarisch ganz außerordentliches, sondern absolut erschreckend prophetisches Buch«. So Klaus Mann im Februar 1936, drei Jahre nach Hitlers »Machtergreifung«, aus dem Exil in Amsterdam. Bis heute lädt Heinrich Manns »Untertan« immer wieder zu solchem Lesen und Wiederlesen ein. Erschreckend dabei bis heute: jene (männliche) »Sucht, zu befehlen und zu gehorchen«, auf die bereits Kurt Tucholsky in seiner legendären Besprechung 1919 in der »Weltbühne« hingewiesen hat. Dennoch oder gerade deshalb macht dieser große Gesellschaftsroman des 20. Jahrhunderts nicht nur einem Nazigegner wie Klaus Mann vor allem eines: großen Spaß.
Aktuell die Corona-Pandemie, davor die Klimakatastrophe und die Migrationskrise - die öffentliche Diskussion polarisiert sich, sie wird schriller und der Umgangston wird rauer, ja oftmals sogar unerträglich. Auf der Strecke bleibt nicht die Streitlust, wohl aber die Streitkunst und auch der gesellschaftliche Diskurs. Aber sie sind es, die in der Tradition der Aufklärung die Suche nach tragfähigen Kompromissen und Lösungen für gesellschaftliche Probleme erst ermöglichen. Im vorliegenden Band beschreiben Expertinnen und Experten am Beispiel verschiedener Themenfelder, ob und inwieweit die Aufmerksamkeitsökonomie, welche durch die Digitalisierung noch wirkmächtiger geworden ist, ein regelrechtes Diskursversagen ausgelöst hat. Welche Schäden entstehen dadurch dem Gemeinwesen und der Demokratie? Und was müssen wir tun, um zivilgesellschaftliche Streitkultur zurückzugewinnen und damit das Ringen um Problemlösungen wieder zu ermöglichen?
Heimkinder und Psychiatrisierte wurden von den Nazis als 'lebensunwert' stigmatisiert und oftmals zwangssterilisiert. Doch in der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wurden die ihnen angetane Gewalt und ihre Bemühungen um Entschädigung jahrzehntelang missachtet. Paul Wulf, der im Zentrum dieses Buches steht, war einer der ersten, der das öffentliche Schweigen durchbrach und mit seinen Recherchen und Ausstellungen auf das Schicksal dieser vergessenen Opfer aufmerksam machte.Paul Wulf (1921-1999), bereits mit elf Jahren in eine »Idiotenanstalt « eingewiesen, wurde 1938 selbst zwangssterilisiert. Gegen Ende des Krieges schloss er sich als 17-Jähriger einer Widerstandsgruppe an, die antifaschistische Informationen verteilte.
WIE AFRIKA SCHON VOR 50 JAHREN UM SEINE KUNST KÄMPFTE - UND VERLOR
Schon vor 50 Jahren kämpfte Afrika um seine Kunst, die während der Kolonialzeit massenweise in europäische Museen gelangt war. Und es fand durchaus Unterstützung im Westen. Am Ende jedoch war der Kampf nicht nur vergebens, er wurde auch erfolgreich vergessen gemacht. Auf der Grundlage von unzähligen unbekannten Quellen aus Europa und Afrika erzählt Bénédicte Savoy die gespenstische Geschichte einer verpassten Chance, einer Niederlage, die heute mit umso größerer Wucht auf uns zurückschlägt.
Wer die Veränderungen des Immobilienmarktes verstehen will, darf von der Finanzialisierung der letzten Jahrzehnte nicht schweigen. Philipp P. Metzger analysiert die Entwicklung des deutschen Immobilienmarktes und den Aufstieg der Wohnimmobilien-AGs, allen voran Deutsche Wohnen und Vonovia. Getrieben vom neoliberalen Irrglauben, dass der Markt alles regeln könne, wurde der soziale Wohnungsbau privatisiert und der Neubau eingestellt. Die ehemals öffentlichen Wohnungsgesellschaften wurden billig an Finanzakteure verscherbelt, gleichzeitig wurde unter dem Druck von Lobbyisten der Finanzmarkt liberalisiert. Für die MieterInnen bedeutete diese Entwicklung explodierende Mieten, Wohnungsnot und Verdrängung. Darüber hinaus sind die neuen Wohnkonzerne auch gewerkschaftsfeindlich und begehen Tarifflucht. Aber die unkontrollierten Auswüchse der Spekulation am Wohnungsmarkt treffen vermehrt auf Widerstand.
EINE REISE ZU DEN BERÜHMTESTEN KÜNSTLERKOLONIEN - VON BARBIZON BIS MONTE VERITÀ
Von den 1830er Jahren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein machen sich Menschen in ganz Europa auf, um Lebens- und Arbeitsgemeinschaften fernab der großen Städte in naturnaher, schöner, zuweilen auch wilder Umgebung zu gründen. Das Leben in Barbizon, der Mutter aller Künstlerkolonien, in Capri, Worpswede oder Ascona ist von bewusster Abgrenzung zur bürgerlichen Gesellschaft bestimmt. Die Aussteiger suchen eine Gegenwelt zum Leben in den Städten, zum übersteigerten Nationalismus und dem allgegenwärtigen Krisengefühl.
In Krisenzeiten werden außerordentliche Maßnahmen angeordnet. Der Staat funktioniert und lotst uns durch - überall in Europa rückt die Gesellschaft zusammen, Solidarität ist das Gebot der Stunde, aber die EU scheint handlungsunfähig, die Schäden in Gesellschaft und Wirtschaft sind enorm. Die Frage ist: Was kommt danach? Wird es ein "back to normal" geben, zum Binnenmarkt, zu offenen Grenzen?