Kafka
Entschluesse
Rede vom 4. Juni 2024 in der Akademie der Künste Berlin zum hundertsten Todestag von Franz Kafka
AUS EINEM ELENDEN ZUSTAND SICH ZU ERHEBEN, MUSS SELBSTMIT GEWOLLTER ENERGIE LEICHT SEIN. Franz Kafka
Wir tanzen mit Kafka ums Feuer, gespannt, ob jemand den richtigen Namen für das, was gerade geschieht, finden wird. Kafka, der Prager Franz, dessen verbeamtete Sprache Jegliches ohne Erstaunen registrierte als zunächst unhinterfragbaren Fakt. Der gleichzeitig seinen Texten Knöpfe einnähte, mit denen man die Sätze, so man will, öffnen kann und plötzlich im Archaischen steht ...
Ich habe zumindest noch elenden Hunger nach Worten. Sie klemmen seit einigen Jahren sehr tief im Hirnkasten fest und wollen nicht raus. keine Chance. Mein ZUSTAND macht sprachlos, nur mich!, denn niemand vermisst, was ich schweige. Kathrin Schmidt
Mit einem Vorwort von Jörg Bernig.
REZENSION: Die Cancel Culture zerstört nicht nur Demos und Vortragsabende, sondern auch die Literatur und damit die Basis des Geisteslebens: Das nenne ich mal ein Buch. Ein bisschen mehr als 30 Seiten nur – noch dazu im Miniformat und mit großer Schrift, aber Stoff für ein paar Tage. Vielleicht länger. Kathrin Schmidt hat drucken lassen, was sie vor etwas mehr als einem Jahr in der Akademie der Künste Berlin zum hundertsten Todestag von Kafka zu sagen hatte. In Kurzform: Die Umstände zerstören meine Kunst. Die Umstände nehmen mir mein Vermögen – das, was ich besser kann als die allerallermeisten. Die Umstände verbauen mir den Weg zu den Wörtern und damit zu den Geschichten. (...) In Kathrin-Schmidt-Texten öffnet jeder Satz einen Kosmos an Bildern und Gedanken. Die Kafka-Rede sagt: Dieser Kosmos droht zu verschwinden, nicht nur bei Kathrin Schmidt. Die Historiker haben hier ein Dokument, das ihnen sagen wird: Man hätte es wissen können. Von Michael Meyen Freie Akademie 10.07.2025
Autoreninfos
Erstellt: 05.08.2025 - 15:19 | Geändert: 05.08.2025 - 16:26