Journalisten? Hohle Schwätzer und vorlaute Kläffer! Zeitungsmacher? Elende Opportunisten! Kritiker? Perfide Ignoranten! Für Balzac waren Presseleute so ziemlich das Letzte. In seinem Bestiarium der Pariser Journaille, hier erstmals ins Deutsche übersetzt, wagt der Autor einen satirischen Rundumschlag - respektlos, böse und herrlich einseitig.
Die Herren von der schreibenden Zunft haben in Balzacs Augen samt und sonders etwas maliziös Wankelmütiges, sind offen korrupt oder von eherner Prinzipienlosigkeit. Angelehnt an die zoologische Artenbestimmung knöpft er sich in seiner Typenlehre nun sämtliche Gestalten der Pressewelt vor: den Leitartikler, den Vulgarisator, das Faktotum, den Lobhudler, den Monothematiker, den Sektierer, den Mann fürs Grobe und was sonst alles über die Flure von Zeitungsredaktionen kreucht und fleucht.
I:DES (Thema)
"Die Frage, wer die Welt regiert, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Aber die einflussreichsten Akteure sind klar auszumachen."
Auch nach der Ära Obama gilt: Die USA betrachten sich grundsätzlich als die Guten - selbst dann, wenn sie das Gleiche tun wie jene, denen sie Böses unterstellen: Zivilflugzeuge abschießen, willkürlich Leute inhaftieren und mit Drohnen umbringen oder in fremde Länder einmarschieren. Das Primat der militärischen Intervention und der unerbittliche Drang, alleinige Weltmacht zu bleiben, bilden die Konstanten der amerikanischen Politik - auch wenn dadurch Staaten ins Chaos und Menschen ins Verderben getrieben werden.
Ein zynisches Geschäft. Die industrielle Massentierhaltung nimmt trotz des Biotrends immer gewaltigere Ausmaße an. Das schädigt massiv unsere Gesundheit, zerstört die Umwelt und quält Tiere. In diesem System nimmt Deutschland als einer der größten Fleischproduzenten Europas eine skandalöse Schlüsselposition ein und trägt eine besondere Verantwortung zur Veränderung. Dennoch marschiert die deutsche Agrarpolitik mit milliardenschweren EU-Subventionen in die falsche Richtung und verschlimmert die Situation zusehends.
Die Anschläge von Paris, Brüssel, Istanbul und Nizza haben die Menschen zutiefst verunsichert; nun ist der Terror in Deutschland angekommen: Würzburg und Ansbach haben gezeigt, was auch bei uns passieren kann - und wer weiß, was noch folgt. Gewalttäter, von extremistischen Ideologien beeinflusst, einige psychisch gestört, schüren ein Klima der Angst. Auch der Amoklauf von München hat tiefe Spuren hinterlassen. Die Geheimdienste sprechen von 500-800 Schläfern, die für Angriffe in ganz Europa bereitstehen. Klar ist: Die Islamisten führen ihren Kampf nach einem detaillierten Drehbuch. Ihr Ziel ist der endgültige Sieg über die westlichen Gesellschaften.
Extreme soziale Ungleichheit ist eines der drängendsten Probleme der Gegenwart. Anhand neuer, haushaltsbasierter Daten zu Einkommen und Vermögen untersucht Branko Milanovic ihre Ursachen und Folgen differenzierter als alle anderen Forscher vor ihm. Er zeigt, dass zwar der Abstand zwischen armen und reichen Staaten geringer geworden ist, das Gefälle innerhalb einzelner Nationen jedoch dramatisch zugenommen hat. Zudem analysiert er den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Migration und plädiert für ein liberales Einwanderungsrecht. Ein aktuelles, ein engagiertes Buch, das die Art und Weise, wie wir über unsere ungleiche Welt denken, verändert.
War die Entkolonialisierung Afrikas nur ein Unfall, ein Kratzen an der Oberfläche, das kurze Aufblitzen einer Zukunft, die zum Scheitern verurteilt war? In seinem mitreißenden Essay zeigt Achille Mbembe, dass jenseits der Krisen und Kriege, die den Kontinent regelmäßig heimsuchen, neue "afropolitane" Gesellschaften entstehen, die sich durch einen anderen Umgang mit Differenzen und mit der Zirkulation von Menschen und Kulturen auszeichnen.
Wird die künstliche Intelligenz Wirtschaft und Alltag in Zukunft dominieren und den Menschen tendenziell verdrängen? Werden intelligente Maschinen Politik machen? Yvonne Hofstetter sieht deutliche Anzeichen für diese Entwicklungen. Big Data speichert unser Verhalten, künstliche Intelligenzen analysieren unsere Absichten. Und weil sie uns kennen, können sie uns manipulieren, uns unmerklich bevormunden. Der Umbau der Gesellschaft in die Herrschaft der künstlichen Intelligenz ist in vollem Gange. Ob wir sie tatsächlich wollen, darüber haben wir niemals demokratisch abgestimmt. Drohen also Freiheit und Demokratie zwischen Politikversagen und Big Data zerrieben zu werden?
1941: Die deutsche Wehrmacht überfällt die Sowjetunion und geht in der Ukraine systematisch gegen die jüdische Bevölkerung vor. Zu Hunderttausenden werden Frauen, Männer und Kinder zusammengetrieben, abseits der Städte erschossen und in Massengräbern verscharrt. Patrick Desbois suchte die noch lebenden Zeugen dieses vielfach verdrängten Kapitels des Holocaust und dokumentierte die Spuren des Genozids. Zusammen mit einer Übersetzerin, einem Historiker, einem Fotografen und einem Ballistik- Experten ist er von Dorf zu Dorf gefahren und hat durch die Aufzeichnung Hunderter von Tatorten und vergessenen Massengräbern nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur zeitgeschichtlichen Forschung geleistet, sondern auch ein erschütterndes Monument der Erinnerung geschaffen.
Wir sind die Summe unserer Erinnerungen. Stimmen diese aber auch? Haben prägende Ereignisse unserer Kindheit überhaupt so stattgefunden? Identität ist ein kunstvoll gewebter Teppich aus Erinnerungsfragmenten. Die Rechtspsychologin Julia Shaw erklärt, warum dem Gehirn dabei ständig Fehler unterlaufen. Und das Tappen in die Erinnerungsfalle hat Konsequenzen: Wir können uns auf unser Gedächtnis nicht verlassen. Auf der Grundlage neuester Erkenntnisse von Neurowissenschaft und Psychologie sowie ihrer eigenen bahnbrechenden Forschung zeigt Shaw, welchen Erinnerungen wir trauen können und welchen nicht.
'Afrokultur' bringt über die Biografien der Schwarzen Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen W.E.B. Du Bois, Audre Lorde und May Ayim Schwarze deutsche Geschichte, ihre Gegenwart und Zukunft in einen globalen Zusammenhang und schreibt damit eine intellektuelle Tradition fort.
Werden ihre Wissensreproduktionen in einen sozialpolitischen Kontext gebracht, so bedürfen sie keiner Übersetzung, sondern können in laufende Konventionalisierungs-, Autorisierungs- und Normalisierungsprozesse eingebunden werden, um in der aktuellen politischen Debatte über "Rasse" den Weg zu einem 'racial turn' in Deutschland aufzuzeigen.