In den frühen zwanziger Jahren, der fieberhaft erregten Nachkriegszeit, war er der Schrecken der Bürger: Karl Plättner. Nach dem gescheiterten mitteldeutschen Aufstand vom März 1921 scharte er einen Kreis gleichgesinnter Draufgänger um sich und praktizierte die "individuelle Expropriation der Expropriateure". Über Monate verbreitete die Plättner-Gruppe Furcht und Schrecken im besitzenden Bürgertum. Sie überfiel Bankfilialen und plünderte Werkskassen, nicht um sich zu bereichern, sondern um - wie sie glaubte - die soziale Revolution voranzubringen. Volker Ullrich holt in seinem brillant geschriebenen Buch den "mitteldeutschen Bandenführer" aus der Vergangenheit zurück und zeichnet das Lebensbild dieses Sozialrebellen.
Arbeiter (Thema)
Das 1971 in Paris erschienene und bislang nur ins Englische übersetzte Standardwerk wird nun erstmals in deutscher Sprache herausgegeben.
Saisonarbeiter, Fremdarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge - jeder dieser Begriffe markiert eine Etappe in der Geschichte der deutschen Ausländerpolitik. Ausländer waren niemals nur willkommene Arbeitskräfte. Stets waren sie auch Objekte wirtschafts- und bevölkerungspolitischer Kalkulationen sowie Zielscheibe völkischer und rassistischer Diffamierungen.
Die Vermessung sozialer Wahrscheinlichkeiten.
Das Archiv meiner sozialen Wut: Geschichten von der unteren Klasse, Literatur über soziale Herkunft – meist sind das Erzählungen von Aufbruch und Aufstieg. Olivier Davids Essays kreisen um diejenigen, die unten geblieben sind. Die, mit den schmerzenden Körpern, die Nachtarbeitenden, die Vergessenen – und um ihn selbst.
Betriebliche Organisierung ist schwer. Wir verbringen Stunden und Stunden in Gesprächen mit Kolleg*innen, führen Aktionen durch und scheitern in den meisten Fällen. Wir fallen hin, stehen wieder auf und probieren es aufs Neue. Dieser Prozess wird selten so verstanden als das, was er ist: ein Teil dessen, was Arbeiter*innen tun, um ihr Stellung im Kapitalismus zu verstehen und zu verbessern.
"Spuren der Solidarität" bietet einen seltenen Einblick in den Lern- und Diskussionsprozess aktiver Gewerkschafter*innen und betrieblich Aktiver.
"Paradies Amerika" zeigt ein Amerika von nah und von unten, ein Land der Hafenarbeiter und Wolkenkratzerbauer, der Immigranten, der Schwarzen, der Siedler und der Tagediebe. Das Buch des "rasenden Reporters" Egon Erwin Kisch führt uns in die Docks und die Gefängnisse von New York, zur Terminbörse und den Schlachthöfen von Chicago, in die Ford-Werke von Detroit und das Kapitol in Washington. Wir erleben den Wahlkampf zwischen Herbert Hoover und Al Smith, eine Fahrt durch den Panama Kanal, den Goldrausch von San Francisco, Starlets auf dem Hollywood Boulevard, und wir begegnen Upton Sinclair und Charlie Chaplin. Kisch zeichnet ein detailreiches und oft auch humoristisches Bild der USA, nur wenige Monate von der Großen Depression entfernt, von dem sich vieles im heutigen Amerika wiederfindet.
Der Blick auf das NS-Regime wird heute fokussiert auf die 'rassische' Verfolgung. Dabei wird der antifaschistische Widerstand, den Frauen und Männer oftmals unter Einsatz ihres Lebens leisteten, zunehmend übersehen. In der bundesdeutschen Geschichtsschreibung gedachte man lange Zeit vor allem der Wehrmachtsoffiziere des 20. Juli oder des studentischen Widerstands um die 'Weiße Rose'. Doch waren es zuallererst Angehörige der Arbeiterbewegung, die sich dem Regime entgegenstellten. Deren Geschichte behandelt das Buch.
Ilija Matusko verknüpft in seinem Debüt persönliche Erinnerungen mit soziologischen Beobachtungen. In zehn essayistischen Kapiteln erzählt er die Geschichte eines Bildungsaufsteigers - mit wachem Blick für die feinen Unterschiede, mit Witz und literarischer Schlagkraft.
»Kein Ruhetag« - so steht es auf der Tafel am Eingang. Ilijas Eltern betreiben eine Gastwirtschaft in Bayern. Er hilft schon als Kind in der Küche, wächst mit Pommes und Fritteusen auf. Wenn das Restaurant nicht mehr läuft, eröffnen die Eltern woanders ein neues.
Wie denken Beschäftigte, zum Beispiel in der Industrie, im Handel oder in Krankenhäusern, über Ungleichheit, Parteien oder die Klimakrise? Welche Politik wünschen sie sich und was stört sie? Thomas E. Goes widmet sich diesen Fragen empirisch, um die Erfolgschancen eines Grünen Sozialismus auszuloten. Im Zentrum steht dabei das vorherrschende Alltagsbewusstsein der Arbeiter_innen: Für eine breite Unterstützung muss die Forderung nach Gleichheit, mehr Demokratie und einem wirksamen Klimaschutz hier anknüpfen. Nur so bieten sich Möglichkeiten, eine sozial und ökologisch gerechte Politik nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis umzusetzen.
Die Hoffnung auf eine bessere Welt hat die Arbeiterklasse und ihre politische Partei oft über das Elend der Gegenwart hinweggetragen. Diese Geschichte, traurig und schön zugleich, erzählt die Historikerin Brigitte Seebacher von ihren Anfängen an, bevor der Weg zur Reform- und Regierungspartei nachgezeichnet wird. Ein neues Licht wirft die Autorin auf das Herzstück der sozialliberalen Koalition: die Ost- und Deutschlandpolitik. War sie von Beginn an mit Ideen unterlegt, die sich nicht vertrugen? Was wollte Willy Brandt, und welche Vorgaben machte Herbert Wehner? Hatte Helmut Schmidt eigene Vorstellungen?
