Als "Gegenwartsliteratur" wird heute meist die Literatur bezeichnet, die seit 1989/90 entstanden ist. Seit der Wende und der Wiedervereinigung hat sich so viel verändert, dass eine neue literarische Epoche angebrochen scheint. Doch wie lässt sich die Gegenwart in Literatur fassen? Und was sind die Charakteristika von Gegenwartsliteratur? - Dieser Band stellt die zentralen Debatten, Strömungen und Hauptgattungen der Literatur von 1990 bis ins Jahr 2015 dar.
Literatur (Thema)
In einer Neumondnacht lädt ein "ehemaliger Autor" die Freunde seines Lebens auf sein Hausboot am Ufer der Morawa, einem serbischen Nebenfluß der Donau, um ihnen eine Geschichte zu erzählen. Sie führt zu den Orten, an denen alles begann, sie erzählt seine Lebensreise durch Europa. Kritik und Publikum reagierten begeistert auf Peter Handkes märchenhafte Bilanz eines Dichterlebens.
Anne Lindner nimmt die Debatte um den Autor Peter Handke während der Jugoslawien-Kriege zum Ausgangspunkt, über die literarische Artikulation den Typus der strukturellen Gewalt als Problem moderner Staatsgesellschaften zu untersuchen. Sie geht dabei auf zwei Ebenen vor: Zum einen werden die Texte Handkes auf die politischen Problemstellungen hin in ihrer politischen Äußerlichkeit gelesen; zum anderen wird mithilfe neuerer politischer Theorien ein begriffliches Instrumentarium politischer Analyse entwickelt. Wir sind nicht für die Opfer verantwortlich, vielmehr vor den Opfern. Gilles Deleuze/Félix Guattari
Besprechungen, Essays und Vorträge aus 50 Jahren, geschrieben von Peter Hamm, der von einem scharfen Kritiker zu einem engen Freund des Dichters wurde.
Dass ein Kritiker das Werk eines Schriftstellers über fast 50 Jahre begleitet, wird nicht eben häufig sein, aber dass so eine Geschichte mit einer Polemik beginnt, dann zu einer langsamen Annäherung führt, zu einer immer tiefer gehenden Auseinandersetzung, für die gerade das Stichwort Langsamkeit bedeutend ist, und schließlich zu einer Lebensfreundschaft - das dürfte einzigartig sein. Das erste Mal schrieb der junge Lyriker und Kritiker Peter Hamm schon im aufgeheizten politischen Klima von 1968 über den damals gerade 26-jährigen Peter Handke, dessen gegen die Sprache des SDS gerichteten Aufsatz "Totgeborene Sätze" er in der Zeit als "peinlich" und "bestürzend" zurückwies.
Gerade in letzter Zeit hat der "Hass"-Begriff eine Karriere an öffentlicher Bedeutung hinter sich gebracht. In der publizistischen und sozialhistorischen Kritik an der in Deutschland und Europa verbreiteten Reaktion auf die Flüchtlingskrise rückte er gemeinsam mit Begriffen wie "Identität" und "Rassismus" in die vorderste Linie des Diskurses.
Doch Karl Heinz Bohrers Studie in zwölf Kapiteln sucht im literarischen Hasseffekt etwas ganz anderes. Nicht um den Hass als die begleitende Emotion eines politisch-weltanschaulichen Programms geht es ihm, sondern einzig um den literarischen Ausdruckswert, um die Rolle des Hasses als eines Mediums exzessiv gesteigerter Poesie. Dabei zeigt sich eine privilegierte Rolle von Charakteren des Hasses und ihres Ausdrucksvermögens in der Literatur, an deren Vorbild sich die Expressivität literarischer Sprache selbst entwickelt.
Helene Schulze, vergessene Autorin der feministischen Avantgarde, ist tot. Jetzt wird sie als Kandidatin für den Deutschen Buchpreis gehandelt. Ihre Freundin Elvira Katzenschlager soll den Nachlass sortieren und findet sich unversehens in einer Marketingmaschinerie voll Gier, Neid und Sensationsgeilheit wieder. Empört bricht sie ein großes Nachruf-Interview ab und begibt sich mit dem wesentlich jüngeren Kameramann Adrian auf einen Roadtrip durch Österreich, um die verzerrte Biografie ihrer Freundin richtigzustellen. Was als origineller Rachefeldzug beginnt, wird immer mehr zum Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus.
Das Glücksempfinden der Welt - woran sterben Popmusiker - Analphabetismus in Deutschland: Die Weltkultur verstehen mit 25 großformatigen Infografiken. Ein Nachschlagewerk zu Entwicklungen in Kunst, Theater, Musik, Literatur, Medien und Gesellschaft, ein Kompass in Zeiten von Big Data und Globalisierung.
Daten, Daten, Daten - die vielbeschworene Informations-und Wissensgesellschaft ist zuallererst eine Datengesellschaft.
Die 2. Auflage des Buches erfüllt mit den neu verfassten Wort-für-Wort-Lektüren ein Desiderat: Es bietet die erste, umfassende Darstellung des Sprachkünstlers Joseph Roth. Nur im Akt des Schreibens konnte Roth konstruktiv mit seinen heillosen inneren Ambivalenzen umgehen. Er spielte ironisch oder pathetisch, kindlich oder listig täuschend mit Klischees und Konventionen des Darstellens, Erzählens, Metaphorisierens, Idiomatisierens, der personalen und gegenständlichen Identität. Eine bemerkenswerte Ausnahme bilden Klischees der Geschlechter: Sie wandern nahezu ungefiltert in Roths Literatur. Alle religiösen, politischen, biographischen Positionsbestimmungen Roths waren dagegen stets (auch) Produkte bestimmter Schreibstrategien.
1967 erschienen die Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung zum ersten Mal auf Deutsch. Im Sog der politischen Ereignisse und der Studentenbewegung wurde das "Rote Buch" mit den zusammengestellten Sinnsprüchen und Parolen des chinesischen Revolutionärs schnell zum Kultobjekt, das als Signalzeichen für eine rebellische Haltung auf Demonstrationen, in Filmen und auf Magazinfotos auftauchte. Doch wurde das Buch auch gelesen oder nur geschwenkt ?
"Nein. Kunst rechnet sich tatsächlich nicht", so das Verdictum Christoph Heins. Also hat er sich über andere Dinge mit seinem Verleger ausgetauscht. Der Briefwechsel umfasst einen Zeitraum von beinahe 35 Jahren. Das erste Schreiben datiert vom 16.September 1983 und die letzte Notiz ist vom 25. Juli 2017. Im Dezember 2017 stirbt Elmar Faber in seinem Haus in Leipzig. Nach Sichtung des Nachlasses des Verlegers ist es die dauerhafteste Korrespondenz mit einem Autor überhaupt. Elmar Faber hatte im Frühjahr 1983 als Verleger den Berliner Aufbau-Verlag übernommen, dessen Autor Christoph Hein war. Ein halbes Jahr zuvor war mit Der fremde Freund / Drachenblut eines der erfolgreichsten Bücher von Hein erschienen.
