»Das ist also das Leben meiner Mutter gewesen, dachte ich, das Leben und das Alter einer Arbeiterin. Noch wusste ich nicht, dass ich dieser Aufzählung bald ein drittes Wort würde hinzufügen müssen.«
Eigentlich hatte Didier Eribon sich vorgenommen, ab jetzt regelmäßig nach Fismes zu fahren. Doch seine Mutter stirbt wenige Wochen nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim in dem kleinen Ort in der Champagne. Wie in Rückkehr nach Reims wird dieser Einschnitt zum Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. Eribon rekonstruiert die von Knappheit und Zwängen bestimmte Biografie einer Frau, die an einen brutalen Ehemann gekettet blieb und sich sogar in ihren Träumen bescheiden musste. »Meine Mutter«, hält er fest, »war ihr ganzes Leben lang unglücklich.«
I:BIB (Thema)
Eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großen Los träumten, aber auch mit den Trostpreisen zufrieden sind.
Manchmal lassen die Eltern die heißen Fabrikhallen hinter sich und fahren los. Mit den Kindern ans Meer, immer an die Nordsee und immer nur für ein paar Tage. Der Rest ist Plackerei: Für das Reihenhaus, für die Kinder, für ein bisschen Glück - wenigstens im Rahmen des Sparkassendarlehens. Martin Becker erzählt in "Die Arbeiter" von einer kleinstädtischen Familie, die es nicht mehr gibt.
Bedingungsloser Zugang zu den Gütern, die unser Leben möglich und schön machen - und das für alle: Das ist Öffentlicher Luxus! Vom öffentlichen Nahverkehr, der Autos überflüssig macht, zu einem öffentlichen Raum, in dem niemand ausgeschlossen wird oder sich vor der Polizei fürchten muss. Von sicherer Versorgung und guter Arbeit in Bildung und Gesundheit zu gutem und günstigem Wohnraum zu erneuerbarer Energie für alle. All das ist machbar!
Die neue Ordnung funktioniert nicht. Ein wachsender Anteil der Bevölkerung erkennt die leitmedial vermittelte Display-Realität der Postmoderne als das, was sie ist - eine widersinnige Simulation. Eine »Truman Show«. Politik ist Betrug, Gerichte beugen Recht, Universitäten zerstören Bildung, Kirchen den Glauben und Friedensaktivisten die Friedensbewegung. Die Inklusionsagenda exkludiert, Pharmaprodukte machen krank, Medien Propaganda und Banken arm. Verkehrte Welt. Deutlicher als mit derartigen Machtexzessen kann man sein baldiges Ableben als Herrschaftsmodell nicht ankündigen. »Am Anfang ist es ein Polizeistaat, dann kommen die Aufstände«, warnte US-Milliardär Nick Hanauer seine wohlhabenden Freunde vor gut zehn Jahren.
Ein Schlüsselwerk der aufständischen Geschichte von 1967-68 ist das Handbuch der Lebenskunst. Neben Guy Debords Gesellschaft des Spektakels prägte es die Parolen auf den Mauern und Plakaten des Mai 68. Der poetische, witzige, zornige und radikale Stil Vaneigems ist aus der modernen Gesellschaftskritik nicht mehr wegzudenken.
Schwarze Flamme ist eine Geschichte der Gegenmacht: die Südafrikaner Lucien van der Walt und Michael Schmidt legen eine umfassende Systematik und internationale Geschichte des Anarchismus und eine Auseinandersetzung mit Kernfragen wie Organisierung, Strategie und Taktik vor. Vom 19. Jahrhundert bis zu heutigen antikapitalistischen Bewegungen zeichnen sie anarchistische Traditionen und seine zeitgenössischen Formen nach und untersuchen anarchistische Positionen zu Rasse, Gender, Klasse und Imperialismus. Durch ihre entschieden konzeptionelle Herangehensweise stellen sie die bisherige Geschichtsschreibung in einen neuen Rahmen.
Die Deutsche Reichsbahn war der größte Arbeitgeber in der DDR. 1990 wurde auch sie zum Sanierungsfall.
Wolfgang Scherz, damals in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn in Frankfurt am Main tätig, kam im Frühjahr 1990 nach Berlin-Lichtenberg. Sein Auftrag: die Bahnbetriebe der beiden deutschen Staaten zusammenzuführen. Die Problematik dabei: die Deutsche Bundesbahn ist zu diesem Zeitpunkt ein schwer defizitäres Unternehmen.
Der moderne Mensch ist umgeben von Systemen, die immer komplexer werden, und Entwicklungen, die sich immer rasanter vollziehen. Im Kollektiv erfolgreich und zu immer Grösserem bereit, bleibt er als Individuum oft ratlos: Wie sollen wir uns orientieren angesichts der Fülle an Lehren und Irrlehren, denen wir ausgesetzt sind? Das Buch zeigt, wie weit wir einst ohne Hightech die Welt erkunden konnten und stellt dieser "naiven" Welt die Dimensionen und Folgen der Entwicklungen in Naturwissenschaft und Technik gegenüber, bei der die Systeme übermenschlich gross und die Computer immer überlegener werden. Es schildert, wie wir von Kopernikus, Darwin und Freud, von künstlicher Intelligenz und Bioinformatik neu positioniert wurden oder in unserer Epoche gerade werden.
Ein Sohn wendet sich an seine Eltern. Mit einem Brief versucht Marco Ott das Schweigen zu überwinden, das sich über die Jahre zwischen ihnen ausgebreitet hat. Eine unerwartete Nachricht seines Vaters weckt Erinnerungen: an seine Kindheit und Jugend in einer Arbeiterfamilie im Ruhrgebiet und seine Versuche, in der akademischen Welt Fuß zu fassen. Dabei enthüllt sich die Verheißung des Bildungsaufstiegs als Trugbild. Was hat er auf dem Weg in die "gebildete Welt" zurücklassen müssen? Können Worte die schmerzliche Entfremdung aufwiegen?
Eine Anleitung zur Aufmerksamkeit.
Tunde lehrt an einer amerikanischen Universität Fotografie, aufgewachsen ist er in Lagos. Mit wachen Sinnen bewegt er sich über den Campus und durch Institutionen, denen er nie ganz selbstverständlich zugehören wird. In Bildern, in Filmen, in Landschaften, in der Musik findet er Schönheit, aber auch die Ablagerungen von Unrecht und westlicher Überheblichkeit. Was heißt es, richtig zu leben in einer Welt der Gewalt und der Oberflächlichkeit?