Zwei politische Schwergewichte aus Ostdeutschland und Westdeutschland legen gemeinsam eine Streitschrift vor. Sie argumentieren gegen die zurzeit häufig vorgebrachte Behauptung, die Deutsche Einheit sei gescheitert, weil sie eine gespaltene Gesellschaft hinterlassen habe. In ihrem Buch zeigen Karl-Heinz Paqué und Richard Schröder, dass - bei allen verbleibenden West-Ost-Unterschieden - weder wirtschaftlich noch politisch oder sozial von einer dauerhaften und sich vertiefenden Spaltung die Rede sein kann. Allerdings sind die verbleibenden Unterschiede ernst zu nehmen, vor allem was die ökonomische Lage und die politische Kultur betrifft.
Ostdeutschland (Thema)
Seit fünf Jahren erkunden Wilhelm Heitmeyer - "ein Vordenker der Moderne" (Die Zeit) - und seine Mitarbeiter Deutsche Zustände, ihre Aufmerksamkeit gilt vor allem der Untersuchung "Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit". Im Mittelpunkt des aktuellen Bandes stehen schwache Gruppen: Wie zeigt sich Ungleichwertigkeit im Wohnumfeld? Werden Langzeitarbeitslose und Alte Opfer sozialer Diskriminierung? Welche Rolle spielen dabei gesellschaftliche Normalitätsvorstellungen und die zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft? Die empirischen Untersuchungen liefern zuverlässige Daten, die für die politische Diskussion unverzichtbar sind. Fallgeschichten, Essays und ein Interview illustrieren die Befunde.
In populistischen Debatten wie jener, die der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Wolfgang Böhmer im Februar 2008 mit seinen Äußerungen über Kindsmorde in Ostdeutschland ausgelöst hat, kommen immer wieder angebliche Mentalitätsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zur Sprache. Gleichzeitig kann von einer Gleichwertigkeit der ökonomischen Bedingungen in neuen und alten Bundesländern (noch) keine Rede sein. Die aktuelle Folge der Langzeitstudie Deutsche Zustände widmen Wilhelm Heitmeyer und seine Mitarbeiter dem Ost-West-Vergleich. Mit ihren repräsentativen Umfragen bieten sie rechtzeitig zum 20. Jahrestag des Mauerfalls einen Einblick in deutsch-deutsche Befindlichkeiten.
Das zivilisatorische Projekt der Demokratie und die Unantastbarkeit der Menschenwürde sind infrage gestellt. Durch die Corona-Krise treten diese Entwicklungen noch klarer hervor. Sie funktioniert wie ein Kontrastmittel, denn sie zeigt, was in unserer Gesellschaft fehlt, was wir fahrlässig übersehen, absichtlich ignoriert oder zu lange toleriert haben. Michel Friedman und Harald Welzer nehmen das persönlich und liefern neben präzisen und überraschenden Analysen auch eine Anleitung zum Bewahren von Haltung. Wir leben in einer Zeitenwende.
Er erzähle als »Überzeugungstäter mit gutem Gewissen« seine kleine Geschichte, ohne die Perspektive als Zeitzeuge zur allein gültigen zu erheben. Schreibt Heinz Niemann. Er war fast vierzig Jahre in der SED. Und seinen Blick richtet er vornehmlich auf Walter Ulbricht und Erich Honecker. Doch die Ulbricht-Zeit steht bei dem Politikwissenschaftler im Zentrum: Erstens weil die DDR – wie damals von einigen westlichen Beobachtern bemerkt – der »interessanteste Staat in Europa war«. Und weil zweitens der Autor meint, das träfe auch auf diesen Zeitabschnitt seiner Biografie zu.
Ein Monolog. Über 500 Seiten lang und frei von der Leber weg, ungeschliffen und wie in Eile aufs Band gesprochen. Werner, des Autors Alter ego, erinnert sich, als das letzte Stündlein der DDR geschlagen hat, jener Jahre, die er in diesem Land verbracht hat. In scheinbar banalen Begebenheiten, die ihm widerfuhren, werden Charakter und Zustand der Gesellschaft sichtbar. Der Kauf einer elektrischen Bohrmaschine in einem Laden an der Berliner Karl-Marx-Allee gerät zu einem Abenteur wie etwa ein Autounfall in Polen.
"Der Zauberer von Ost" ist zurück, mit Altem und mit Neuem. Die Welt ist ein Dorf. Und so hat Uwe Steimle das Kleine im Großen verpackt und umgekehrt: findet sich die große Welt geschickt wieder im Alltag. Geschichte besteht aus Geschichten, so sein Motto. Nach dreißig Jahren Deutscher Vereinigung fragt hier leise einer: War es das, oder was kommt da noch? Ist der Ostdeutsche jetzt ein Westdeutscher oder der Westdeutsche ein Ostdeutscher? Was sind all diese Klassifikationen noch wert nach all der Zeit? Steimle spürt dem Zeitgeist nach und hat auf viele Fragen die eine und auch die andere Antwort. Er schreibt über das Letzte von Heute und über das Beste von Gestern.
Ein großes deutsches Gesellschaftspanorama.
Willy Werchow ist Direktor einer großen SED-eigenen Druckerei in der thüringischen Provinz. Zähneknirschend fügt er sich den Vorgaben der Partei, geht mehr und mehr Kompromisse ein. Mit seiner Frau und den drei Kindern gerät er in einen Strudel von Konflikten. Ob durch die Zwänge des politischen Systems der DDR, ob durch persönliche Fehltritte - die Familie droht auseinanderzubrechen. Die ungleichen Ängste, Hoffnungen und Träume der Werchows kulminieren in den Ereignissen von 1989. Doch ihre Geschichte ist damit noch lange nicht zu Ende.
Ein bisher ungeschriebenes Kapitel der Nachwendezeit.
Im Herbst 2011 wurde bekannt, dass drei rechtsradikale Terroristen zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen ermordeten. Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe kamen aus Jena, sind etwa genauso alt wie Sabine Rennefanz, die in Eisenhüttenstadt ihr Abitur machte. Sie kommen aus gleichen Milieus und aus einer Generation: Sabine Rennefanz und die Mörder der Zwickauer Zelle. Ihre Leben könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch stellt sich Sabine Rennefanz die Frage: Ist da nicht etwas, was sie selbst mit Menschen wie Uwe Mundlos verbindet, ob sie es will oder nicht?
Willy Werchow ist Direktor einer großen SED-eigenen Druckerei in der thüringischen Provinz. Zähneknirschend fügt er sich den Vorgaben der Partei, geht mehr und mehr Kompromisse ein. Mit seiner Frau und den drei Kindern Britta, Erik und Matti gerät er in einen Strudel von Konflikten. Ob durch die Zwänge des politischen Systems der DDR, ob durch persönliche Fehltritte - die Familie droht auseinanderzubrechen. "Brüder und Schwestern" ist ein großes deutsches Gesellschaftspanorama, das bis in den letzten Winkel voller Leben steckt. Die ungleichen Ängste, Hoffnungen und Träume der Werchows kulminieren in den Ereignissen von 1989. Doch ihre Geschichte ist damit noch lange nicht zu Ende.