Spätestens seit dem Aufkommen der völkischen PEGIDA und der AfD ist klar, dass politisches System und Gesellschaft der DDR aus dem Kontext des historischen Nationalsozialismus wie des gegenwärtigen Rechtsradikalismus genauso wenig herausgelöst werden können, wie die alte und neue Bundesrepublik. Ein Klima ist entstanden, in dem bislang ignorierte oder verdrängte Konfliktlinien der deutschen Mehrheitsgesellschaft - wie der Umgang mit Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus - deutlich zutage treten. Einige Historiker, Politiker sowie Bürgerrechtler instrumentalisieren die DDR-Aufarbeitung sogar für ihr rechtspopulistisches Engagement.
Holocaust (Thema)
"Und während wir noch ironisch verharmlosen, tanzt das 'Neue Denken' wie Rumpelstilzchen ums Feuer. Heute hol ich mir den Heimatbegriff, morgen das Volk, und übermorgen setze ich in die Praxis um, was hinter der Rhetorik steckt."
Am Vorabend des Erntedankfestes besteigen Lou und Ottilie einen seniorengerechten Vier-Sterne-Reisebus, um eine Reise nach Thüringen und in die deutsche Vergangenheit anzutreten - zum Kyffhäuser-Denkmal. Lous zwanzigjähriger Sohn Anatol sitzt derweil betrunken in einem Flugzeug von den USA nach Deutschland und rekapituliert vor zwei Spielzeugnilpferden seinen Versuch, mit Hilfe einer Fruchtbarkeits-App eine Bilderbuchfamilie zu gründen. Und während die deutschtümelnde Leipziger Kleingartenanlage für das Erntedankfest aufrüstet, bereitet sich auch Karola auf die Verteidigung der Heimat vor, denn sie hat es satt, sich vom Kapitalismus ihre Geschichte diktieren zu lassen.
Die Autoren dieses Bandes entwickeln am Beispiel des Hamburger Reserve-Polizeibataillons 101 soziologische Perspektiven auf die Beteiligung der Ordnungspolizisten am Holocaust. In den Beiträgen geht es nicht vorrangig darum, bislang unbekannte beziehungsweise in Vergessenheit geratene historische Sachverhalte darzustellen, sondern neue soziologische Perspektiven auf historisch bereits erschlossene Sachverhalte zu entwickeln. Die Autoren leisten damit Beiträge für eine soziologische Analyse des Holocaust, die sich von den dominierenden Analysen der Geschichtswissenschaft durch ihre theoretische Perspektive unterscheiden.
Vom Auftrag der Historiker - was bleibt von der Debatte um das Auswärtige Amt im Nationalsozialismus?Die vom Auswärtigen Amt beauftragte und von einer Unabhängigen Historikerkommission verantwortete Studie "Das Amt und die Vergangenheit" (erschienen 2010) rief sowohl große Anerkennung als auch scharfe Kritik hervor: Gestritten wurde in großer Intensität über die historiographische Anlage, über methodische Fragen, aber auch über grundsätzliche Interpretationsfragen.Martin Sabrow und Christian Mentel dokumentieren die wichtigsten Beiträge dieser umfangreichen und vielschichtigen Selbstverständigungsdebatte. Darüber hinaus fassen sie in einer ausführlichen Einleitung Hintergründe und Verlauf zusammen und ziehen Bilanz: Markiert die Debatte um das »Amt« eine Wende in der deutschen Geschichtskultur?
Eine große Erzählung über Österreichs braune Jahre und ein spannendes Panorama vielfältiger Schicksale zwischen Begeisterung, Skepsis und Verzweiflung: Der bekannte Wiener Historiker Kurt Bauer erzählt virtuos über die Jahre nach dem "Anschluss" Österreichs an das "Dritte Reich".
Im März 1938 wurde Hitler in Wien von jubelnden Menschen empfangen. Bekannte Bilder - doch wer waren diese Menschen, was dachten sie wirklich, und wie ging es für sie weiter? Unzählige Tagebücher, Autobiographien und Briefe hat Kurt Bauer zu einer atemberaubend lebensnahen Geschichte gebündelt.
Er erzählt, warum Sozialdemokraten zu Nazis wurden, schildert die bewegenden Schicksale von Menschen, die vor Verfolgung flüchten mussten, und lässt viele weitere Menschen aus den verschiedenen Regionen zu Wort kommen, die sich so ihre eigenen Gedanken machten.
"Da erst konnte er begreifen, daß die Nation, die der Welt Goethe und Beethoven, Schiller und Schumann schenkte, ihr auch Belsen und Auschwitz, Ravensbrück und Dachau bot." Lord Russell of Liverpool
Als Berater des britischen Oberkommandanten für alle Kriegsverbrecherprozesse hatte Lord Russell of Liverpool einen tiefen Einblick in Wesen und Struktur der Naziherrschaft. In seinem Buch "Geissel der Menschheit" lieferte er 1954 auf Basis von Augenzeugenberichten, Geheimdokumenten aus Wehrmachtsarchiven und Prozessprotokollen seine "Kurze Geschichte der Nazikriegsverbrechen". Sein sowohl sachlicher als auch erschütternder Tatsachenbericht über das finsterste Kapitel der deutschen Geschichte kann als erste umfassende Bilanz der deutschen Verbrechen im Dritten Reich gelten.
Die hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellten privaten Fotos von Johann Niemann gewähren neue Einblicke in die von den Nationalsozialisten eigentlich mit einem generellen Bilderverbot belegte Welt der Vernichtung der europäischen Juden. Sichtbar werden der Alltag von Akteuren der "Euthanasie"-Morde im Deutschen Reich der Jahre 1940 und 1941 sowie der Alltag an jenen Dienstorten, die für einige der Täter auf ihren Einsatz in der "T4"-Aktion folgten: die Vernichtungslager Belzec und Sobibor.
Die erweiterte Neuausgabe des Klassikers.
Mit einem neuen Nachwort, das die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 25 Jahre einordnet, und zahlreichen zusätzlichen Fotos.
Im Sommer 1942 wurde ein Bataillon der Hamburger Polizeireserve, etwa 500 Männer, die zu alt zum Dienst in der Wehrmacht waren, nach Polen zu einem Sonderauftrag gebracht.
Dort wurde ihnen eröffnet, dass sie die jüdische Bevölkerung in polnischen Dörfern aufzuspüren, die noch arbeitsfähigen Männer für den Lagereinsatz auszusondern, die übrigen - Alte, Kranke, Frauen und Kinder - auf der Stelle zu erschießen hätten. Vor ihrem Einsatz machte der Kommandant den Leuten das Angebot, wer sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühle, könne sein Gewehr abgeben und würde dann zu einer anderen Aufgabe eingesetzt. Nur etwa 12 Männer von fast 500 traten vor.
Das Grauen des Holocaust - eine bahnbrechende Analyse des Lili-Jacob-Albums
Neben Zeitzeugen-Berichten Überlebender, Akten und Dokumenten sind es die Schwarz-Weiß-Fotografien des Auschwitz-Albums, die sich in unser ikonographisches Gedächtnis eingebrannt haben. Die SS-Fotografen Bernhard Walter und Ernst Hofmann haben die Abläufe im Konzentrationslager - Auschwitz-Birkenau Ankunft an der Rampe, Weiterleitung der Deportierten, Massenraub ihrer letzten Habe - dokumentiert.
Zum 75. Jahrestag der Befreiung Auschwitz-Birkenau legen die drei Historiker Tal Bruttmann, Stefan Hördler und Christoph Kreutzmüller mit ihrem Bildband erstmals eine umfangreiche Analyse dieser Fotografien vor.
Auschwitz steht weltweit als Synonym für das - neben der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs und dem Vernichtungskrieg in den besetzten Gebieten der Sowjetunion - schlimmste Verbrechen des deutschen Faschismus: für den industriellen Massenmord an Menschen, die nicht in seine Rassenvorstellung oder seine Weltherrschaftspläne passten - Juden, Sinti und Roma, Slawen, sowjetische Kriegsgefangene, politische Gegner oder wegen ihrer sexuellen Orientierung aus der "Volksgemeinschaft" Ausgegrenzte. Neben der Massenvernichtung in Auschwitz-Birkenau umfasste der Gesamtkomplex des Lagers auch die "Vernichtung durch Arbeit" in Auschwitz-Monowitz, dem Buna-Werk der IG Farben. Damit benennt das Buch auch die "Profiteure des Todes".