Zeit heilt keine Wunden
Das Leben des Ernst Grube
"Mischlinge ersten Grades" - so wurden nach den Nürnberger Rassengesetzen Kinder genannt, die ein jüdisches Elternteil haben. So auch Ernst Grube. Seine Familie befindet sich während der Nazi-Herrschaft im ständigen Kampf ums Überleben. Anfang 1945 wird er als Junge mit einem der letzten Transporte nach Theresienstadt deportiert und schließlich von der Roten Armee befreit.
Nach dem Krieg engagiert sich Ernst Grube in der kommunistischen Bewegung der BRD. In den 1950er Jahren wird er wegen seiner politischen Aktivität verurteilt und inhaftiert. Vor dem Bundesgerichtshof steht Ernst Grube dem Richter Kurt Weber gegenüber, einst Erster Staatsanwalt unter den Nazis. Er ist Vertreter einer Justiz, durch deren Antikommunismus in der noch jungen Bundesrepublik unverhältnismäßige Urteile gefällt wurden. Virtuos werden die Lebenslinien beider kontrastierend in Beziehung gesetzt.
"Zeit heilt keine Wunden" ist eine Hommage an Ernst Grube, dessen Lebensweg zeigt, dass es Verletzungen gibt, die nicht heilen. Sie erinnern uns daran, dass die Vergangenheit Teil unserer Gegenwart ist.
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Gezeichnetes Leben: Ernst Grube überlebte den Holocaust – „Zeit heilt keine Wunden“ erzählt seine Biografie als Comic: Hannah Brinkmann hat das Leben des Shoah-Überlebenden Ernst Grube als Comic erzählt. „Zeit heilt keine Wunden“ wird jetzt im NS-Dokumentationszentrum München vorgestellt. Kalendersprüche sind für die Tonne. Eine Binse, gewiss. Aber dieses Buch entlarvt sie besonders eindrücklich. Am Ende sehen wir da Ernst Grube am Chiemsee sitzen. „Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden“, resümiert er. „Aber jetzt, im Alter, kommt der Schmerz zurück. Und ich merke, es ist nicht so. Zeit heilt keine Wunden.“ Von Michael Schleicher Merkur 19.11.2024
REZENSION: Comic-Buch über Holocaust-Überlebenden: Der Münchner überlebte als Kind den Holocaust und wurde in der Bundesrepublik aufgrund seiner Mitgliedschaft in der KPD verurteilt. Die beeindruckend gezeichnete Biographie von Hannah Brinkmann würdigt Ernst Grubes Engagement für die Erinnerung. Das "Nie wieder" hat sich Ernst Grube, geboren 1932 in München, zur Lebensaufgabe gemacht. Er besucht viele Schulen in Bayern, um dort über den Nationalsozialismus zu sprechen – und über die eigene Biographie. Mit viel Glück überlebte er – Kind einer jüdischen Mutter – den Holocaust. Die Comic-Biographie von Hannah Brinkmann entstand auf Anregung des Münchner NS-Dokumentationszentrums, wo Ernst Grube immer wieder bei Zeitzeugen-Gesprächen zu Gast ist. [Auch als Podcast 4 Min.] Von Niels Beintker BR 24 17.11.2024
Die Zeit heilt keine Wunden: Hannah Brinkmann zeichnet die Lebensgeschichte des Holocaust-Überlebenden Ernst Grube: Es gibt ihn schon als Hologramm und bald auch als Figur in einer Graphic Novel: Der 90-jährige Holocaust-Überlebende Ernst Grube hat keine Berührungsängste, wenn es darum geht, seine Geschichte für junge Menschen erfahrbar zu machen. Doch während bislang meist seine Erinnerungen an die NS-Zeit im Mittelpunkt standen, fokussiert sich die Berliner Comic-Künstlerin Hannah Brinkmann jetzt auf Grubes politische Verfolgung als Kommunist in den 1950er Jahren der Bundesrepublik Deutschland. Von Susanne Schröder Jüdische Allegemeine Zeitung 05.09.2023
INTERVIEW: „Die Gespräche mit Ernst geben mir einen anderen Blick auf die Geschichte“. Werkstattgespräch mit Comickünstlerin Hannah Brinkmann: Hannah Brinkmann arbeitet derzeit an einer Graphic Novel über den Shoah-Überlebenden Ernst Grube. Mit dem Zeitzeugen durchforstet sie Archive – und macht Erinnerungen zu Bildern. Von Denis Heuring nsdoku münchen 17.02.2023
Die Autorin
Hannah Brinkmann wurde 1990 in Hamburg geboren. Sie studierte Grafische Erzählung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg, an der Shenkar School of Engineering and Design in Tel Aviv und der EESI in Angouleme und absolvierte als Stipendiatin des DAAD am Royal College of Arts in London einen Master of Research in Fine Arts & Humanities.
2017 war sie Teil des Sitka Fellows Programm in Alaska, wo sie die Recherche für ihre erste Graphic Novel Gegen mein Gewissen begann. Ein Jahr später konnte sie diese Recherche im Rahmen eines dreimonatigen Stipendiums des Library Innovation Labs an der Harvard Law School beenden. Noch vor Veröffentlichung wurde ihr Comic-Debüt auf der Shortlist des Comicbuchpreises der Berthold-Leibinger-Stiftung ausgezeichnet. Hannah Brinkmann zeichnete unter anderem für das Strapazin, Taz, Tagesspiegel und war mit einer Comicreportage in Alphabet of Arrival, einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung, zu sehen. Ihre Kurzgeschichte Hitler vor Gericht erschien 2023 in der Anthologie Gerne würdest Du allen so viel sagen im avant-verlag. Weitere Comic-Kurzgeschichten erschienen im Wallstein Verlag, Ventil Verlag und im Jaja Verlag. 2024 war sie eine der Initiator*innen und Mitwirkenden des Projekts Wie geht es Dir? Zeichner:innen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus.
Im Herbst 2024 erscheint ihr neues Buch Zeit heilt keine Wunden, eine Graphic-Novel über den Shoah-Überlebenden Ernst Grube, dessen bewegten Lebensweg sie zusammen mit dem Zeitzeugen recherchiert und aufarbeitet. Zeit heilt keine Wunden ist eins der Finalist*innen Werke des Berthold-Leibinger-Preises 2024. Hannah Brinkmann ist 2024 eine der Comic-Stipendiatinnen des Deutschen Literaturfonds.
Erstellt: 05.12.2024 - 10:04 | Geändert: 05.12.2024 - 10:44