Ein Krieg wie kein anderer
Der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Eine Revision

Das neue Standardwerk zum Zweiten Weltkrieg auf sowjetischem Boden

Der deutsch-amerikanische Historiker Jochen Hellbeck nimmt eine Neubewertung des Zweiten Weltkriegs vor und verändert unseren Blick auf die Entstehung des Holocaust.

Er zeigt, dass der deutsche Vernichtungskrieg in der Sowjetunion aus der Verknüpfung eines unerbittlichen Antisemitismus mit einem obsessiven Antibolschewismus entsprang. Eine intensive Propaganda schuf Feindbilder, nach denen die Juden hinter der kommunistischen Revolution standen. Gleichzeitig wurden sowjetische Menschen mit antisemitischen Merkmalen dargestellt.
 

ISBN 978-3-10-397050-0 1. Auflage 26.02.2025 36,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Als das Unternehmen Barbarossa, der Angriff auf die Sowjetunion, am 22. Juni 1941 begann, befahlen deutsche Kommandeure (u.a. im »Kommissarbefehl«), alle Juden und Kommunisten auf sowjetischem Boden zu ermorden. Das Massaker von Babyn Jar steht für die massenhafte Ermordung der jüdischen Bevölkerungen in den besetzten Gebieten im Osten, die kurz darauf zur Blaupause für die Ermordung der Juden im restlichen besetzten Europa wurde.

Die Sowjetunion (insbesondere Russland, die Ukraine, das Baltikum und Weißrussland) war das Zentrum von Deutschlands Vernichtungspolitik und zahlte den höchsten Blutzoll im Zweiten Weltkrieg. Auf Basis von weitgehend unbekannten Zeugnissen schildert Jochen Hellbeck, wie die Menschen dort, Juden wie Nichtjuden, die deutsche Besatzung erlebten. Wir erfahren, wie sie die Deutschen sahen, lesen von Trauer und Unverständnis, Hass und Rachehandlungen, aber auch vom Willen, anders zu sein als die »faschistischen« Deutschen.

Eindrücklich beschreibt Jochen Hellbeck schließlich auch die sowjetische Gegenoffensive, die die gesamte Gesellschaft einbezog und ein entscheidender Faktor für den Sieg über Deutschland am 8. Mai 1945 war.

Mit ca. 50 Schwarzweißabbildungen

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Interviews

INTERVIEW: Jochen Hellbeck über "Ein Krieg wie kein anderer": Historiker Jochen Hellbeck nimmt eine Neubewertung des Zweiten Weltkriegs vor und verändert unseren Blick auf die Entstehung des Holocaust. Er zeigt, dass der deutsche Vernichtungskrieg in der Sowjetunion aus der Verknüpfung eines unerbittlichen Antisemitismus mit einem obsessiven Antibolschewismus entsprang. Westart Lesen hat mit ihm gesprochen. [Podcast 13:00] WDR 22.03.2025

INTERVIEW: Warum mit Hitlers Russland-Feldzug der Holocaust begann: Jochen Hellbeck zeigt im Buch „Ein Krieg wie kein anderer“, wie Hitlers Feldzug gegen die Sowjetunion nicht nur den Krieg, sondern auch den Holocaust prägte. Der Historiker fordert eine Erinnerung daran, die auch die sowjetischen Opfer einschließt. [Podcast 13:27] Von Christoph Heinemann Deutschlandfunk 10.02.2025 

Rezension

Die schwerste Kriegslast: Mit den „Stalingrad-Protokollen“ ist der deutsche Osteuropahistoriker Jochen Hellbeck vor einigen Jahren bekannt geworden. Er lehrt an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey und wertete in diesem Buch Interviews mit Rotarmisten, die im Winter 1942/43 am Kampf um Stalingrad beteiligt waren, aus. Jetzt hat Hellbeck wieder den Krieg Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion in einem umfangreichen Buch zum Thema gemacht: Rund drei Millionen Soldaten der Wehrmacht schickten die Planer des „Unternehmens Barbarossa“ am 22. Juni 1941 in den Krieg gegen die Sowjetunion. Die Richtlinie, die die Kompaniechefs vor den Truppen verlasen, lautete: „Der Bolschewismus ist der Todfeind des nationalsozialistischen deutschen Volkes. Dieser zersetzenden Weltanschauung und ihren Trägern gilt Deutschlands Kampf. Dieser Kampf verlangt rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden und restlose Beseitigung jedes aktiven oder passiven Widerstandes.“ [Podcast 8:23, Skript zur Sendung] Von Wolfgang Stenke Deutschlandfunk 10.03.2025

Autoreninfos

Die Übersetzerin

Karin Hielscher, geboren 1969, hat an der Universität Bielefeld Geschichte, Soziologie und Literaturwissenschaften studiert und zunächst als freie Journalistin und Medienreferentin gearbeitet. Seit einigen Jahren übersetzt sie Fach- und Sachbücher mit historischem oder soziologischem Schwerpunkt aus dem Englischen, u.a. von Benjamin Carter Hett und Tim Bouverie.

Mediathek

Ein Krieg wie kein anderer – Die verdrängte Wahrheit über Barbarossa | Ulrike Guérot & Hauke Ritz
Ulrike Guérot YouTube (27.11.2025)

Analyse der Thesen aus der Diskussion um Jochen Hellbecks Buch

Zusammenfassung

Dieses Briefing-Dokument fasst die zentralen Argumente und Erkenntnisse aus einer Diskussion über Jochen Hellbecks Buch „Ein Krieg wie kein anderer“ zusammen. Die Kernaussage des Buches, wie sie in der Diskussion dargelegt wird, ist eine Revision der gängigen Geschichtsschreibung des Zweiten Weltkriegs. Es wird postuliert, dass der primäre Antrieb des NS-Regimes nicht der Antisemitismus, sondern ein tief verwurzelter Antibolschewismus war. Der Antisemitismus fungierte dabei als ideologisches Vehikel, um den Kampf gegen den Kommunismus für breite Bevölkerungsschichten, insbesondere die Arbeiterschaft, zu legitimieren und das Narrativ des „jüdischen Bolschewismus“ zu schaffen, der mit der Sowjetunion seinen „ersten Staat“ erobert habe.

Der Feldzug gegen die Sowjetunion wird von Beginn an als ein geplanter Vernichtungskrieg charakterisiert, der sich fundamental von anderen militärischen Operationen unterschied. Dies manifestierte sich in Befehlen wie dem Kommissarbefehl, der systematischen Tötung von Zivilisten und Kriegsgefangenen sowie dem Einsatz von Hunger als Waffe. Das Buch schöpft seine immense Detailtiefe und Authentizität aus der akribischen Auswertung sowjetischer Quellen, darunter Kriegstagebücher und die Berichte des Journalisten Ilja Ehrenburg, die sowohl die Grausamkeit der Wehrmacht und SS als auch die Würde und den unerbittlichen Widerstand der Partisanen und der Zivilbevölkerung dokumentieren.

Kriegspropaganda kennt nicht nur die Feindbildbeschwörung zwecks Stählung des Kriegswillens auf der eigenen Seite. Die Nazis richteten ihre Propaganda auch an den Feind selbst. Eine Propagandaflut unvorstellbaren Ausmaßes ergoss sich über die Ostfront Nazi-Deutschlands. 500 Millionen Kriegsflugblätter adressiert an 5 Millionen Rotarmisten. Immerhin eine Ausgabe von 8,58 Reichsmark an bedrucktem Papier für jeden sowjetischen Soldaten. Eine zynische Ausgabe, bedenkt man, wie wenig diese Menschen den Nazis wert waren - nach einer Gefangennahme.

Autoren

Erstellt: 26.02.2025 - 05:42  |  Geändert: 26.12.2025 - 19:41