Die Stalingrad-Protokolle
Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht

Aufsehenerregend und authentisch: die Schlacht von Stalingrad aus sowjetischer Perspektive. Im Dezember 1942 reiste eine Gruppe von Moskauer Historikern nach Stalingrad. Sie wollten die seit Monaten währende Schlacht, die von der Weltöffentlichkeit mit angehaltenem Atem verfolgt wurde, für die Nachwelt festhalten, aus der Sicht der Menschen, die dort kämpften.
Sie sprachen mit Kommandeuren und einfachen Soldatinnen und Soldaten, mit Kommissaren, Scharfschützen und Sanitäterinnen. Auch Bewohner der Stadt berichteten schon während der Kämpfe von ihren Erlebnissen - offen und hautnah.
Diese einzigartigen Gesprächsprotokolle haben den Blick auf die Schlacht, die den Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg markierte, fundamental verändert. Sie enthüllen das Selbstverständnis und die Motivation der Rotarmisten und ihre Wahrnehmung der deutschen Gegner.
Nach dem Krieg gerieten die Stalingrader Protokolle unter Verschluss und verschwanden im Archiv. Siebzig Jahre nach der Schlacht wurden sie von Jochen Hellbeck in der ersten Ausgabe dieses Buches präsentiert - zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs erscheint es erneut.
Begleittext zum ersten Erscheinen des Buches
Selbst 70 Jahre danach wird "Stalingrad", der Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs, vorwiegend aus einer stilisierten deutschen Opfersicht geschildert, auch weil bislang authentische russische Stimmen fehlten. Jetzt hat der Russlandhistoriker Jochen Hellbeck einen spektakulären Fund gemacht: viele hundert Seiten Gesprächsprotokolle, die in russischen Archiven bis heute unter Verschluss waren. Sie ermöglichen eine ganz neue Sicht auf die Schlacht: einfache Soldaten und Generäle, Kampffliegerinnen und Sanitäterinnen, auch die Bewohner der Stadt berichteten schon während der Kämpfe einer Historikerkommission von ihren Erlebnissen offen, ungeschminkt, hautnah. Diese Offenheit verhinderte jedoch unter Stalin und auch später eine Veröffentlichung. Eine längst fällige Neubewertung des verzweifelten russischen Kampfes ums Überleben der Heimat.
Weiterführende Informationen:
Ende der Schlacht von Stalingrad". Entscheidungsschlacht für die Freiheit der Menschheit" Das Ende der Schlacht von Stalingrad vor 75 Jahren gilt als Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges. Ohne Stalingrad wäre die Befreiung von Auschwitz nicht möglich gewesen, sagte der Historiker Jochen Hellbeck im Dlf. Für große Teile der Anti-Hitler-Koalition sei die Schlacht entscheidend für die Freiheit und Zukunft der Menschheit gewesen. Jochen Hellbeck im Gespräch mit Christoph Heinemann → Deutschlandfunk 02.02.2018
"Keinen Schritt zurück!", Interview mit Jochen Hellbeck, DIE ZEIT, 15.11.2012 Nr. 47
"Russische Perspektive der Stalingrader Schlacht", Martin Hubert, Deutschlandfunk
Erstellt: 20.06.2014 - 15:29 | Geändert: 26.02.2025 - 06:47