Als Eveline Hasler in den 80er-Jahren in die DDR reist, hört sie durch Irmtraud Morgner den Namen Mentona Moser zum ersten Mal. Aus unermesslich reichem Haus stammend, Sozialrevolutionärin und frühe Feministin, hat sie die europäische Welt des 20. Jahrhunderts bewegt - und wurde vergessen.
Roman (Thema)
Klaus Manns Roman entfaltet ein facettenreiches Panorama von Exil-Schicksalen: Er erzählt vom oft bitteren Alltag der aus Nazi-Deutschland Vertriebenen, von ihren politischen Kämpfen und Debatten, von ihrer Not und Verzweiflung, von ihren Hoffnungen.
"Der Vulkan", den Klaus Mann selbst für sein bestes Buch hielt, ist ein großes poetisches Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit - gerade darum hat das Buch bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt.
"Effingers" ist ein Familienroman - eine Chronik der Familie Effinger über vier Generationen hinweg. Außer dass sie Juden sind, unterscheidet sich ihr Schicksal in nichts von dem anderer gutsituierter gebildeter Bürger im Berlin der Jahrhundertwende. Alle fahren sie im sich immer wiederholenden Lebenskarussell, das sich durch Glück, Schmerz, Leichtsinn, Erfolg und Scheitern dreht. "Effingers" ist ein typisch deutsches Bürgerschicksal in Berlin, wie es das der "Buddenbrooks" in Lübeck war.
Als der Nationalsozialismus sich breitmacht, wird das deutsche Schicksal zu einem jüdischen. Wer wachsam ist, wandert aus.
»Haus aus Stein« ist nicht nur der wichtigste Text im Werk der gefeierten türkischen Schriftstellerin Aslı Erdoğan. In diesem symphonisch komponierten Roman über Gefangenschaft und den Verlust aller Sicherheiten nimmt sie auch auf erschütternde Weise die eigene Gefängniserfahrung vorweg. »Was hatte ich hier zu suchen? Was war übrig von einem Ich?«, fragt einer der Protagonisten. Ein anderer wird freigelassen, doch was in der Haft geschehen ist, bleibt unsagbar, und er verfällt allmählich dem Wahnsinn. Aslı Erdoğan folgt mit ihrer poetischen dunklen Sprache den tiefen Narben, die eine Begegnung mit dem »Haus aus Stein« hinterlässt.
Rio de Janeiro: Stadt des Karnevals, Meisterin im Spiel der Täuschungsmanöver, der Zufälle und der Maskerade. Özgür, eine introvertierte junge türkische Akademikerin, kann sich von der ebenso faszinierenden wie bedrohlichen Stadt nicht lösen. Weit entfernt hat sich dabei die junge Frau von der traditionellen Frauenrolle, wie sie die türkische Gesellschaft vorsieht. Nicht wie eine Touristin führt Özgür den Leser durch die Labyrinthe dieser Metropole, sondern wie eine Migrantin, die das zunächst Fremde als Vertrautes und Eigenes akzeptiert.
Während ihre Mutter das letzte Einkaufsgeld versäuft, beobachtet Charlie vom Balkon ihrer Betonmietskaserne die benachbarten Bungalows und deren Bewohner: Sie lernt, dass es mehrere soziale Klassen gibt und sie selbst zur untersten gehört. Dann, kurz nach ihrem zwölften Geburtstag, zieht ein neues Ehepaar ins Viertel. Die beiden sind Schauspieler, unberechenbar, chaotisch, luxuriös, schlauer als alle anderen - und für Charlie das, was der Rest der Welt als ihre "erste große Liebe" bezeichnen würde: Spielkameraden und Lover, größter Einfluss und größte Gefährdung.
Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn: Was ist Freundschaft? Die hört bekanntlich beim Geld auf. Die ist im Fall von Resis alter Clique mit den Jahren so brüchig geworden, dass Frank Lust bekommen hat, auszusortieren, alte Mietverträge inklusive.
Resi hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil der Clique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält.
Aber Resi wusste's nicht. Noch in den Achtzigern hieß es, alle Menschen wären gleich und würden durch Tüchtigkeit und Einsicht demnächst auch gerecht zusammenleben. Das Scheitern der Eltern in dieser Hinsicht musste verschleiert werden, also gab's nur drei Geschichten aus dem Leben ihrer Mutter, steht nicht mehr als ein Satz in deren Tagebuch.
Erzählt wird die Geschichte des deutschen Soldaten Gühler, beginnend mit der Schlacht in Monte Cassino im September 1943. Er und seine Mitsoldaten sind unter Beschuss der Amerikaner, selbst ohne Waffen, apathisch vor Hunger harren sie aus. Das aussichtslose Kämpfen für ein Regime, das er ablehnt, zermürbt Gühler. In der Gefangenschaft in den USA ergeht es ihm zunächst nicht viel besser. Der Zwist unter den Gefangenen, zwischen Nazis und Antifaschisten, wird von den Amerikanern nicht unterbunden. Erst mit Kriegsende beginnt für Gühler eine Zeit der Hoffnung. Als Deutschlehrer und später verantwortlich für die Lagerbibliothek und -zeitschrift findet er seinen Weg.
Der Maler H. übt noch im Zeitalter der Fotografie die Kunst des Porträts aus. Die von ihm gemalten reichen Köpfe finden Gefallen in den Chefetagen und Villen Lissabons. Bei einem Routineauftrag gerät er jedoch in eine Krise. Sein Inneres sträubt sich dagegen, Porträts aufzubessern und zu vertuschen, was nicht gezeigt werden soll. Zunächst begnügt er sich damit, im Geheimen ein Parallel-Porträt zu schaffen, seiner Sicht des Abgebildeten gemäß, den er damit nicht zu konfrontieren wagt. Nach einer Italienreise auf den Spuren der Renaissance-Künstler beginnt er erneut einen ungeliebten Auftrag, doch nun verweigert er sich dem erwarteten Kitsch und löst einen Eklat aus, der ihn seine Existenz kosten könnte.
Der allein lebende Korrektor Raimundo da Silva erledigt die ihm zugeteilten Aufträge stets gewissenhaft und pünktlich. Für seine Anmerkungen, Deleaturen und Korrekturen bedient er sich seines eigenen Wissens und der ihn umgebenden Lexika, Wörter-und Geschichtsbücher. Menschlichen Kontakt hat er selten, seine Putzfrau und sein Arbeitgeber sind sein einziger Kontakt zur Außenwelt. Doch während einer routinemäßigen Abschlusskorrektur probt er plötzlich den Aufstand: Statt brav ein Buch über die Historie Lissabons auf Fehler durchzusehen, ändert er es eigenmächtig.
