Nach drüben
Vor 70 Jahren siedelte der Dramatiker Peter Hacks in die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik über. Die ungewöhnliche Geschichte einer durchaus gewöhnlichen Migration.
Von Ronald Weber Junge Welt 16.07.2025
André Müller und Peter Hacks verband eine lebenslange Freundschaft. Seit den späten fünfziger Jahren führten sie einen nie unterbrochenen Briefwechsel und persönlichen Austausch. Der Schriftsteller, Publizist und Theatermann aus Köln und der 1955 in die DDR übergesiedelte Dramatiker und Essayist geben in den hier versammelten Briefen, nicht selten polemisch, Aufschluss über ihre ästhetische Position, analysieren und bewerten den deutsch-deutschen Literaturbetrieb, die Kulturpolitik der DDR, den Stand der dramatischen Kunst und die Bewusstseinslage in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung.
Breslau, 1943: Im Gymnasium "Zum heiligen Geist" spaltet sich die Jugend in "Nazis" und "Antinazis" - Letztere lesen Heine, Wilde, Ringelnatz, spielen Swing und Theater. Ihr Anführer: der Jüngste, der gerade 15-jährige Peter Hacks. In dieser Zeit zwischen jugendlicher Euphorie und der Bedrohung durch den Krieg begann die lebenslange Freundschaft zwischen Hansgeorg Michaelis und dem Dichter.