Ernst Bloch (1885–1977) war ein deutscher Philosoph, der zu den einflussreichsten Denkern des 20. Jahrhunderts zählt und vor allem für seine marxistisch geprägte Philosophie der Hoffnung und der Utopie bekannt ist. Er wurde als Sohn einer jüdischen Familie geboren und studierte Philosophie, Physik, Germanistik und Musik an den Universitäten München und Würzburg, wo er 1908 promovierte. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg lebte er als Privatdozent und Publizist in Berlin und Heidelberg. Bloch war ein früher Gegner des Ersten Weltkriegs und entwickelte in dieser Zeit schon seine Ideen einer Philosophie des „Noch-Nicht“, die später zentral in seinem Denken werden sollte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde er ausgebürgert und lebte im Exil in der Schweiz, in Prag und ab 1939 in den USA, wo er seine großen Werke, darunter „Das Prinzip Hoffnung“, verfasste. Während des Zweiten Weltkriegs entstanden dort viele seiner bedeutendsten Texte, die die Verbindung von philosophischer Theorie, Literatur, Kunst und sozialer Utopie suchten.
Nach dem Krieg kehrte Bloch 1948 nach Deutschland zurück und nahm eine Professur für Philosophie an der Universität Leipzig an, wo er in den 1950er Jahren wirkte und 1955 den Nationalpreis der DDR erhielt, bevor er sich nach politischen Differenzen 1957 zur Emeritierung gezwungen sah. 1961 ging er in die Bundesrepublik und lehrte als Gastprofessor an der Universität Tübingen, wo er bis zu seinem Tod am 4. August 1977 lebte und arbeitete. Sein Denken zeichnet sich durch die Idee aus, dass das „Noch-Nicht“ im Menschen und in der Gesellschaft ein motorisches Potenzial zur Veränderung und zur Verwirklichung einer gerechteren, humaneren Zukunft bilde. Bloch gilt als zentraler Vertreter einer Philosophie der konkreten Utopien und beeinflusste sowohl die 68er-Bewegung als auch die Theologie der Hoffnung und zahlreiche Debatten der Kultur- und Sozialwissenschaften.
Wikipedia (DE): Ernst Simon Bloch | Gesamtdarstellung Ernst Blochs in Metzler Philosophen-Lexikon | Ernst-Bloch-Archiv | Wer ist Ernst Bloch
Ernst Simon Bloch wurde am 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein geboren und starb am 4. August 1977 in Tübingen. Er entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Von 1905 bis 1908 studierte er Philosophie bei Theodor Lipps in München und Oswald Külpe in Würzburg und wurde im Jahr 1908 promoviert. 1913 heiratete er die aus Riga stammende Bildhauerin Else von Stritzky. Als engagierter Gegner des Krieges ging er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau in die Schweiz und war in Bern für das Archiv für Sozialwissenschaften tätig. 1917 beendete er in Locarno sein Werk Geist der Utopie. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1922 die Malerin Linda Oppenheimer. Die Ehe hielt bis 1928. In der Zwischenzeit kehrte Bloch zurück nach Berlin. Zu seinen damaligen Freunden gehörten Bertolt Brecht, Kurt Weill, Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. Politisch war Bloch sehr aktiv und bekämpfte schon früh die aufstrebende NSDAP. Nach Hitlers Machtübernahme wurde er ausgebürgert und emigrierte mit seiner ebenfalls jüdischen Lebensgefährtin Karola Piotrowska in die Schweiz. Nachdem sie von der Züricher Fremdenpolizei des Landes verwiesen wurden, heirateten beide 1934 in Wien. Von 1934 bis 1937 lebten sie in Paris, Sanary und Prag und emigrierten anschließend in die USA, wo sie zehn Jahre blieben. Dort schrieb Bloch an seinen Werken Das Prinzip Hoffnung, Subjekt - Objekt. Erläuterungen zu Hegel und Naturrecht und menschliche Würde. Nach dem Krieg, 1948, erhielt er einen Ruf nach Leipzig auf den Lehrstuhl für Philosophie. Trotz langjähriger Konflikte mit der SED blieb er bis 1961 dort. Kurz vor dem Bau der Mauer befand sich Bloch für einen Vortrag in Tübingen. Angesichts der neuen politischen Situation beschlossen er und seine Frau, in Westdeutschland zu bleiben. Unter anderem aufgrund des großen Einsatzes von Freunden konnte Bloch eine Gastprofessur in Tübingen antreten, wo er bis zu seinem Tod 1977 blieb.
[Übernommen von Suhrkamp]
→ Konkrete Utopie - ein von Bloch gebildeter Begriff, mit dem der Zustand nach einer real möglichen Gesellschaftsveränderung gemeint ist.



