Hinrichtung von Stepan Bandera: Ukrainischer Nazi-Kollaborateur, der Tausende tötete
Quelle: World History DE
auf YouTube (12.08.2025) 16:52
..Oft gaben sich die UPA-Kämpfer als sowjetische Partisanen aus: Sie betraten Häuser, forderten Lebensmittel und umstellten gleichzeitig das Dorf. Alle vorbeikommenden Polen wurden festgesetzt. Im Dorf Parośla etwa befahlen UPA-Männer den Bewohnern, sich hinzulegen, und fesselten sie – unter dem Vorwand, sie würden bald einen deutschen Militärzug angreifen und die Fesselung diene dem Schutz der Zivilisten. Einige Dorfbewohner verstanden Ukrainisch und glaubten den Männern nicht, doch sie waren unbewaffnet und mussten gehorchen. Fast alle Polen des Dorfes wurden anschließend mit Messern und Äxten ermordet – darunter alte Männer, Frauen, Kinder und sogar ein sechs Monate altes Baby, das mit einem Messer an einen Tisch geheftet wurde. Nur zwölf Menschen überlebten, darunter der zwölfjährige Witold Kołodyński, der durch einen Axthieb schwer am Kopf verletzt wurde. Auch dieses Massaker war Teil von Banderas Kampf um ein unabhängiges ukrainisches Vaterland. Schätzungen zufolge wurden bei solchen Angriffen gegen Zivilisten zwischen 60.000 und 120.000 Menschen getötet.
Als die Rote Armee 1944 nach Westen vorrückte, suchten die Nationalsozialisten nach jeder Kraft, die den sowjetischen Vormarsch verlangsamen konnte. Im September 1944 verließ Bandera das Konzentrationslager Sachsenhausen – nachdem er sich bereit erklärt hatte, antikommunistische Operationen zu leiten. Gemeinsam mit anderen entlassenen OUN-Führern entwarf er Pläne zur Bekämpfung der Sowjets – etwa durch den Einsatz ukrainischer Einheiten, die per Fallschirm hinter die sowjetischen Linien gebracht werden sollten, um dort Chaos zu stiften. Doch angesichts des militärischen Zusammenbruchs an der Ostfront blieben diese Pläne weitgehend bedeutungslos.
Nach dem Krieg zog Bandera mit seiner Familie mehrfach innerhalb des von den Westalliierten besetzten Deutschlands um. Sowjetische und polnische Politiker forderten seine Auslieferung – sie bezeichneten ihn als Terroristen, der für den Tod Tausender verantwortlich sei. Doch amerikanische Geheimdienstoffiziere widersprachen. Zwar stuften sie Bandera als extrem gefährlich ein, doch hielten sie ihn zugleich für zu wertvoll, um ihn an die Sowjets auszuliefern – schließlich kannte er das ukrainische Untergrundnetzwerk genau und galt als geschickter Antikommunist. Im Rahmen der geheimen Operation „Anyface“ blockierte Washington stillschweigend die Auslieferungsanträge. Bandera lebte fortan unter wechselnden Identitäten und ließ sich schließlich in München nieder – einer Stadt, die einst eine Hochburg der Nationalsozialisten war.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Bandera seinen Kampf für ein unabhängiges, sowjetfreies ukrainisches Vaterland fort. Der Kreml wollte ihn zum Schweigen bringen. Über Jahre hinweg versuchte der sowjetische Geheimdienst, ihn zu entführen. Als die Geduld der Sowjets erschöpft war, beauftragte der berüchtigte KGB den jungen Ukrainer Bohdan Staschynsky mit seiner Ermordung. Der KGB trainierte ihn im Umgang mit einer Gaswaffe, die beim Zerdrücken einer Zyankalikapsel einen tödlichen Strahl ausstieß – gedacht, um Herzversagen hervorzurufen und den Mord wie einen natürlichen Tod erscheinen zu lassen.
Bereits 1957 hatte Staschynsky auf diese Weise den ukrainischen Politiker Lew Rebet getötet. Am 15. Oktober 1959 setzte er eine verbesserte Version derselben Waffe ein, um Stepan Bandera in München zu ermorden. Diesmal war der KGB erfolgreich – der 50-jährige Bandera war sofort tot.
Am 20. Oktober 1959 wurde Stepan Bandera in München beigesetzt. Zwei Jahre später zog seine Frau mit den drei Kindern nach Toronto in Kanada.
Bis heute gilt Bandera vielen Ukrainern als Nationalheld. Für sie steht er symbolisch für den Kampf um ein unabhängiges Vaterland – sei es im Widerstand gegen Polen oder gegen die Sowjetunion. Doch dieser Kampf war untrennbar mit dem Leid Tausender Unschuldiger verbunden – und mit einer Allianz mit dem verbrecherischen Regime Nazi-Deutschlands.
Erstellt: 16.08.2025 - 19:34 | Geändert: 17.08.2025 - 12:27