SRF Kultur Sternstunden (Medienpräsenz)

54:05

Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen auf Rückzahlung die Menschen in die Sklaverei, sagt David Graeber. Barbara Bleisch trifft den Vordenker der Occupy-Bewegung zum Gespräch über den Ausstieg aus der Schuldenkrise und über Alternativen zum Kapitalismus.

58:36

Die Philosophin Eva von Redecker erläutert im Gespräch mit Wolfram Eilenberger, wie uns Arendt lehrt, richtig zu streiten.

Die deutsch-amerikanische Philosophin Hannah Arendt ist mittlerweile eine Art Kultgestalt. Im Kern ihres Denkens steht die Bereitschaft, eigene Gewissheiten immer wieder zu hinterfragen und herauszufordern. Auf persönlicher wie auf politischer Ebene. Wo nämlich der Freiraum und der Mut dazu fehlt, droht die Banalisierung des eigenen Selbst - und damit der Einbruch des Bösen. In Zeiten politischer Polarisierung und einer immer aggressiveren Streitkultur ist Arendts Werk deshalb von besonderer Relevanz. Im Gespräch zeigt die Berliner Philosophin Eva von Redecker auf, wie wir mit Arendt die Kunst des produktiven Widerspruchs kultivieren können.

59:35

Ying und Yang ist bekannt, und von Konfuzius haben die meisten schon mal gehört. Doch ansonsten liegt der sogenannte Ferne Osten für viele im Westen weit weg. Der britische Philosoph Julian Baggini will dies ändern und erklärt, was der Okzident von aussereuropäischen Denktraditionen lernen kann.

Er ist einer der bekanntesten Philosophen Grossbritanniens. Julian Baggini schreibt Bestseller, moderiert erfolgreich und amüsant am Fernsehen und weiss, was die Welt im Innersten zusammenhält. Doch die westliche Welt wurde ihm zu eng, und so begann er, Ostasien zu bereisen und zu erforschen, als philosophischer Journalist. Und nun versucht er, beide Welten zu verbinden. Er erklärt uns, warum individuelle Freiheit und gesellschaftliche Harmonie kein Widerspruch sind, warum Schönheit und Traurigkeit in Verbindung stehen, und weshalb die Menschen im Westen ihr starres Weltbild in Richtung eines veränderlichen und ganzheitlicheren Bildes erweitern sollten.

Yves Bossart spricht mit Julian Baggini über Rituale, Karma und das Kirschblütenfest und beantwortet die Frage, ob es – frei nach Adorno – ein richtiges Essen im Falschen gibt.

Richard Sennett gehört zu den wichtigsten Intellektuellen unserer Zeit. Im Zentrum seines Denkens steht der Mensch und die Frage, was der Kapitalismus, die heutige Arbeitswelt und die zunehmende Verstädterung aus uns machen. Yves Bossart hat den weltbekannten Soziologen in Berlin getroffen.

Eigentlich wollte er Musiker werden. Doch dann missglückte eine Operation an der linken Hand. Heute gehört Richard Sennett zu den einflussreichsten Intellektuellen weltweit. In seinem Bestseller «Der flexible Mensch» zeigte der in London und New York lebende Soziologe, wie sich prekäre Arbeitsbedingungen auf den Charakter des Menschen auswirken. In seinen Büchern «Handwerk» und «Zusammenarbeit» fragte er, was gute Arbeit ist und wie wir den sozialen Zusammenhalt stärken können. Und sein aktuelles Buch «Die offene Stadt» untersucht, wie Städte aussehen müssen, damit soziale Durchmischung gelingt und ein gutes Leben möglich ist. Yves Bossart spricht mit dem 75-jährigen Meisterdenker über sein bewegtes Leben und die Grundzüge seines Werks.

Die Menschheit steht vor dem Kollaps, meint Graeme Maxton. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe fordert der Ökonom und ehemalige Generalsekretär des «Club of Rome» drastische Massnahmen, mehr Verbote und weniger Wachstum. Yves Bossart fragt, wie das gehen soll und warum uns das so schwerfällt.

Der schottische Ökonom Graeme Maxton war bis vor kurzem Generalsekretär des «Club of Rome», mit Sitz in Winterthur. Dieser Zusammenschluss von Experten beschäftigt sich seit 50 Jahren mit Fragen der Nachhaltigkeit und der Zukunft der Menschheit. Bereits 1972 wiesen Forscher auf die «Grenzen des Wachstums» hin und forderten ein Umdenken. Vergeblich, meint Graeme Maxton.

Nun bleiben uns noch zwanzig Jahre, um die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Doch dazu müssen wir ab sofort unser Wirtschaftssystem, unseren Lebensstil und unsere Werte radikal ändern. Es braucht weniger Wirtschaftswachstum, dafür mehr Steuern und Verbote für umweltschädigendes Verhalten, meint Maxton in seinem neuen Buch «Change. Warum wir eine radikale Wende brauchen».

Muss man die Menschheit also zum Überleben zwingen? Und wie sähe eine nachhaltige menschliche Lebensform aus? Yves Bossart spricht mit dem streitbaren Ökonomen über die derzeit wohl grösste Herausforderung der Menschheit.

Armen Avanessian denkt gegen den Strom. Im Namen der Freiheit und Gleichheit setzt er auf eine radikale Beschleunigung unserer Lebensverhältnisse. Der zeitgenössischen Linken wirft er Zukunftsangst und Technologieblindheit vor. Wolfram Eilenberger spricht mit dem Berliner Avantgarde-Philosophen über Zeit, Beschleunigung, Digitalisierung und unserer Zukunft. 

Der Anthropologieprofessor und Anarchist David Graeber sagt der Bürokratie den Kampf an. Zum Tag der Arbeit verwickelt Stephan Klapproth den Vordenker der Occupy-Bewegung in ein Gespräch über überflüssige Jobs, schädlichen Amtsschimmel und die Frage, ob wir ohne Staat besser leben würden. Bringt uns die Bürokratie ins Grab?

Der Psychoanalytiker und Schriftsteller Arno Gruen publiziert auch noch mit über neunzig Jahren Buch um Buch. Ob er über Terrorismus schreibt oder wider blinden Gehorsam – stets geht es Gruen darum, dass der Mensch zu sich und zu seinen wahren Gefühlen findet. Mit Arno Gruen spricht Juri Steiner.

Mit Nachdruck und Engagement argumentiert der 1923 in Berlin geborene und in Zürich lebende Arno Gruen gegen jede Form von Knechtschaft und für das freie Fühlen und Denken.

Juri Steiner fragt ihn, was normal ist, wie man geistige Unabhängigkeit fördern und Freiheit verteidigen kann. Arno Gruen erzählt von Elternliebe, dem Mut des Alters, der Schönheit der Literatur und seiner Freundschaft zum amerikanischen Autor Henry Miller.

Alles, was lebt, kann fühlen und leiden: Was indigene Völker seit je leben, findet zunehmend Eingang in die Wissenschaft. Wir müssen uns – auch zur Rettung des Klimas – wieder darauf besinnen, sagen der Philosoph Andreas Weber, der Forstingenieur Ernst Zürcher und die Schamanin Saskia Middendorp.

00:45 - Ernst Zürcher, Professor für Holzwissenschaften
19:03 - Saskia Middendorp, Schamanin
28:05 - Andreas Weber, Philosoph und Biologe

Die Plastikberge wachsen, die Gletscher schmelzen, Bäume und Wälder sind bedroht. Was es braucht, um dieser fatalen Entwicklung entgegenzusteuern, ist ein radikal neues Verhältnis zur Natur – und ihrer Seele. Eine Gegenseitigkeit zwischen allen Wesen tue not, so Andreas Weber. Die Anerkennung des Waldes als Gesamtorganismus, bestehend aus unzähligen Lebewesen, die allesamt fühlen können und in konstanter Kommunikation miteinander stehen, sei ein Schlüssel für ein neues Weltbild, ist sich auch Ernst Zürcher sicher. Und die Schamanin Saskia Middendorp ist überzeugt, dass jeder Mensch die Trennung zwischen der sichtbaren und energetischen Welt überwinden kann.

Doch wie können wir uns wieder in die Natur eingliedern? Wie kommunizieren Bäume untereinander und mit uns Menschen? Worin gleichen sich Mensch und Pflanzen? Haben Pflanzen ein Bewusstsein? Und wenn ja, wie äussert sich das? Was können wir von den Pflanzen lernen?

Olivia Röllin sucht mit dem Forstingenieur Ernst Zürcher und der Schamanin Saskia Middendorp in der Verenaschlucht bei Solothurn und im anschliessenden Studiogespräch mit dem Philosophen und Biologen Andreas Weber nach Antworten.