Hyperimperialismus
Eine neue, gefährliche Entwicklungsphase

Zwei Kapitel dieser Studie wurden  als Beilage der Marxistischen Blätter veröffentlicht. Auf vielfache Bitte von Leser:innen haben wir jetzt die ganze Studie in deutscher Übersetzung veröffentlicht.

Die Download-Datei ist der englische Originaltext.

ISBN 978-3-96170-081-3 10.12.2024 10,00 € Portofrei per E-Mail bestellen (Buch | Softcover)
Sprache: Englisch Kostenlos Download (PDF) von thetricontinental.org

Mehr Infos

Aus dem Inhalt:

TEIL I
Der Aufstieg eines vollständigen, von den USA geführten Militärblocks im globalen Norden (vorab erschienen als Beilage von MBl 4_2024)
TEIL II
Die Evolution des Imperialismus
(vorab erschienen als Beilage in MBl 3_2024)
TEIL III: Die Welt definiert
Der globale Norden konkret definiert
1. Sechs Kernländer des angloamerikanischen Imperialismus unter Führung der USA 
2. Neun Kernimperialisten Europas / 
3. Japan und vierzehn kleinere europäische Imperialisten / 
4. Neunzehn europäische Länder des ehemaligen Ostblocks, die in die NATO integriert sind
Der Globale Süden konkret definiert
1. Sechs unabhängige sozialistische Länder / 
2. Zehn stark souveränitätsorientierte
Länder / 
3. Elf Länder mit aktuellen oder historischen progressiven Tendenzen / 
4. Fünf neue blockfreie Länder / 
5. Einhundertelf unterschiedliche Länder des Globalen Südens / 
6. Zwei De-facto-US-Militärkolonien
TEIL IV
Der Westen im Niedergang / 
Die Erosion der wirtschaftlichen und politischen Hegemonie der Vereinigten Staaten / 
Das Ende der bürgerlich-liberalen Demokratie / 
Ein besiegtes und unterwürfiges Europa und Japan
TEIL V
Veränderungen in der Weltordnung / 
Eine Verlagerung der wirtschaftlichen Basis nach Süden / 
Die Strategie der USA, Chinas Wirtschaftswachstum und Einfluss einzudämmen 
Der globale Norden treibt die Welt in den Krieg
EPILOG
Eine glaubwürdige wirtschaftliche und politische alternative Weltordnung

Die Autoren/Herausgeber

Bei Tricontinental: Institute for Social Research geht es bei unserer Arbeit darum, Wissen aus den Erfahrungen sozialer und kultureller Veränderungen zu gewinnen, die durch Kämpfe der Bevölkerung hervorgerufen wurden.

Die Bewegungen und Kämpfe für soziale Veränderungen lehren uns viel über den Charakter von Macht, Privilegien und Eigentum und über die Möglichkeit, eine andere Welt zu schaffen.

Eines unserer von Antonio Gramsci stammenden Schlüsselkonzepte ist das des „neuen Intellektuellen“, womit wir die Intellektuellen der arbeitenden Bevölkerung meinen, die die Bedingungen ihrer Klasse beobachten, sie im Gegensatz zu den herrschenden Ideen interpretieren und ein radikales Verständnis der Welt entwickeln.

Bericht: Einblicke in die Analyse des Hyper-Imperialismus

Zusammenfassung

Dieser Bericht fasst die Kernthesen einer umfassenden Analyse zusammen, die eine neue Phase des globalen Imperialismus als „Hyper-Imperialismus“ identifiziert. Diese Phase ist durch einen von den USA geführten, konsolidierten militärischen Block des Globalen Nordens gekennzeichnet, der seine militärische Vormachtstellung nutzt, um seinen relativen wirtschaftlichen und politischen Niedergang auszugleichen. Dieser Niedergang steht dem Aufstieg des Globalen Südens, insbesondere Chinas, gegenüber.

Die zentralen Erkenntnisse sind:

  • Eine neue imperialistische Phase: Der Hyper-Imperialismus ist eine übersteigerte, kinetische und dekadente Form des Imperialismus. Er stützt sich auf militärische Macht, hybride Kriegsführung (Sanktionen, Lawfare, Desinformation) und die Kontrolle über Kultur und Information, um die Hegemonie aufrechtzuerhalten.
  • Militärische Vormachtstellung des Globalen Nordens: Der von den USA geführte Militärblock, bestehend aus 49 Ländern, kontrolliert 74,3 % der weltweiten Militärausgaben. Die USA allein geben mit über 1,5 Billionen US-Dollar mehr als doppelt so viel aus wie offiziell anerkannt. Dieser Block unterhält ein globales Netzwerk von über 900 US- und 145 britischen Militärbasen.
  • Strukturelle Gliederung der Welt: Die Welt wird in zwei Hauptblöcke unterteilt:
    • Der Globale Norden: Ein integrierter Block aus 49 Ländern, der in vier konzentrischen „Ringen“ um die USA als anglo-amerikanischen Kern angeordnet ist. Die Zugehörigkeit richtet sich nach der Nähe zu den US-Geheimdiensten.
    • Der Globale Süden: Eine diverse Gruppe von 145 ehemaligen Kolonien, Halbkolonien und sozialistischen Projekten, die in sechs „Gruppierungen“ unterteilt sind, basierend auf ihrem Grad an Souveränität und ihrer Position gegenüber dem imperialistischen Lager.
  • Wirtschaftliche Machtverschiebung: Der Globale Süden hat den Globalen Norden beim Anteil am weltweiten BIP (gemessen in Kaufkraftparität, KKP) mit 59,4 % zu 40,6 % im Jahr 2022 überholt. Die BRICS-Staaten übertreffen die G7, und China ist zur größten Volkswirtschaft der Welt (KKP) aufgestiegen. Auch die industrielle Wertschöpfung hat sich mehrheitlich in den Globalen Süden verlagert.
  • Niedergang des Westens und US-Strategie: Die USA reagieren auf ihren eigenen wirtschaftlichen Niedergang und die Unterordnung Europas und Japans zu „Vasallenstaaten“ mit einer Strategie zur Eindämmung Chinas. Dies beinhaltet einen neuen Kalten Krieg, technologische Blockaden und militärische Einkreisung, um die Kontrolle über Eurasien zu erlangen, was die Welt an den Rand eines Krieges treibt.
  • Eine aufstrebende alternative Weltordnung: Multilaterale Organisationen des Globalen Südens wie BRICS10, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) und die Gruppe der Freunde zur Verteidigung der UN-Charta (FUNC) bilden eine glaubwürdige wirtschaftliche und politische Alternative zur westlichen Dominanz.

--------------------------------------------------------------------------------

1. Das Konzept des Hyper-Imperialismus: Eine neue Phase

Die Analyse postuliert, dass der Imperialismus in eine neue, qualitative Phase eingetreten ist, die als Hyper-Imperialismus bezeichnet wird. Diese Phase ist durch eine übersteigerte und kinetische Ausübung von Macht gekennzeichnet, die gleichzeitig den Zwängen eines im Niedergang befindlichen Imperiums unterliegt.

Hauptmerkmale des Hyper-Imperialismus:

  • Militär als primäres Instrument: Angesichts des Verlusts der Hegemonie in der Produktion und der Herausforderung der finanziellen Hegemonie verlässt sich der US-geführte Block zunehmend auf seine verbleibende militärische Stärke, um die Folgen seines wirtschaftlichen Niedergangs zu kompensieren.
  • Fokus auf „Kultur und Krieg“: Da die volle Bandbreite imperialer Kontrolltechnologien nicht mehr zur Verfügung steht, konzentrieren sich die Anstrengungen auf die Kontrolle der Information (die „Kontrolle der Wahrheit“) und die direkte oder indirekte Kriegsführung.
  • Moderne hybride Kriegsführung: Diese Taktik umfasst ein breites Spektrum nicht-militärischer Mittel, darunter:
    • Hyper-Sanktionen, die mehr als ein Viertel der Länder der Welt betreffen.
    • Lawfare (juristische Kriegsführung).
    • Die Beschlagnahmung von nationalen Reserven und Vermögenswerten (z. B. von Russland, Venezuela, Iran).
    • Der Einsatz neuer digitaler Überwachungs- und Kommunikationstechnologien zur Steuerung des „Kampfes der Ideen“.
  • Nicht-antagonistische Widersprüche im imperialistischen Lager: Andere imperialistische Mächte wie Deutschland und Japan haben ihre strategischen Interessen denen der USA untergeordnet. Kurzfristige wirtschaftliche Verluste werden in Kauf genommen, um die grundlegenden politischen und militärischen Ziele des Blocks zu verfolgen.

Die acht zentralen Widersprüche der Welt

Die Analyse identifiziert acht Hauptwidersprüche, die die gegenwärtige globale Dynamik prägen:

  1. Der moribunde, US-geführte Imperialismus gegen den aufstrebenden, von China geführten Sozialismus.
  2. Parasitäres, rentenorientiertes Kapital gegen die gesellschaftlichen Anforderungen an nachhaltige Entwicklung, Industrie und Beschäftigung.
  3. Der US-geführte Imperialismus gegen die Notwendigkeit nationaler Souveränität im Globalen Süden.
  4. Die herrschenden Klassen des Globalen Nordens gegen die Bourgeoisie der kapitalistischen Länder im Globalen Süden.
  5. Die weiß-suprematistische herrschende Klasse der G7 gegen die Volksklassen in den „dunkleren Nationen“ des Globalen Südens.
  6. Die Bourgeoisie im Globalen Süden gegen die Volksklassen des Globalen Südens.
  7. Der westliche Imperialismus gegen die Zukunft des Planeten und des menschlichen Lebens.
  8. Die Bourgeoisie des Globalen Nordens gegen die Arbeiterklasse in den eigenen Ländern.

2. Der Globale Norden: Ein integrierter militärisch-politischer Block

Der Globale Norden wird als ein integrierter militärischer, politischer und wirtschaftlicher Block von 49 Ländern definiert, der unter der Führung der USA steht. Er ist im Wesentlichen ein nordatlantisches Projekt mit den Ausläufern Japan, Australien und Neuseeland.

2.1 Struktur in vier „Ringen“

Die Organisation des Blocks wird in vier konzentrischen Ringen beschrieben, deren Position von der Nähe und dem Vertrauensverhältnis zu den US-Geheimdiensten abhängt.

  • Ring 1: Anglo-amerikanischer Kern (6 Länder): Das Zentrum des Imperialismus, bestehend aus den „Five Eyes“-Geheimdienstpartnern (USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland) sowie Israel als inoffiziellem „sechsten Auge“. Diese weiß-kolonialen Siedlerstaaten bilden die Prätorianergarde des anglo-amerikanischen Projekts.
  • Ring 2: Europäischer Kern (9 Länder): Die engsten europäischen Verbündeten, darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die skandinavischen Länder. Viele von ihnen sind Teil der „Nine Eyes“- oder „Fourteen Eyes“-Geheimdienstkoalitionen.
  • Ring 3: Japan und sekundäre europäische Mächte (15 Länder): Umfasst Japan als entscheidenden Frontstaat gegen China und Russland sowie weitere westeuropäische Länder wie Portugal, Griechenland und die Schweiz.
  • Ring 4: Ehemalige europäische Ostblockstaaten (19 Länder): Länder, die nach dem Ende des Kalten Krieges durch die NATO-Osterweiterung und wirtschaftliche Unterordnung in den imperialistischen Block integriert wurden, wie Polen, Rumänien und die Ukraine.

2.2 Militärische Vormachtstellung

Die Dominanz des Globalen Nordens stützt sich auf eine überwältigende militärische Überlegenheit.

KennzahlDaten (2022)
Anteil an den weltweiten Militärausgaben74,3 % (über 2 Billionen USD)
...davon USA (tatsächliche Ausgaben)53,6 % (1,537 Billionen USD)
...davon Rest der NATO12,6 % (360 Mrd. USD)
...davon Nicht-NATO-Verbündete8,2 % (234 Mrd. USD)
Vergleich: China10,2 % (292 Mrd. USD)
Vergleich: Russland3,0 % (86 Mrd. USD)
Militärausgaben pro Kopf (im Vergleich zum Weltdurchschnitt)USA: 12,6-fach, Israel: 7,2-fach, China: 0,6-fach
Ausländische MilitärbasenUSA: 902 Basen, Großbritannien: 145 Basen
Konzentration von US-BasenDeutschland (171), Japan (98), Südkorea (62), Italien (45)
Militärische „Deployments“ im Jahr 2022454 Operationen des Globalen Nordens, davon 317 im Globalen Süden. Die meisten Einsätze in Mali (31) und im Irak (30).

Diese Zahlen verdeutlichen die extreme Monopolisierung militärischer Macht durch den von den USA geführten Block, was eine direkte Gefahr für den Globalen Süden und den Weltfrieden darstellt.

2.3 Historische Grundlagen

Der Reichtum und die Ideologie des Globalen Nordens basieren auf einer gemeinsamen Geschichte von:

  • Kolonialismus und Eroberung: Beginnend mit der portugiesischen Expansion 1415, die über 600 Jahre westlicher Dominanz einleitete.
  • Afrikanischer Sklavenhandel: Eine entscheidende Quelle für die ursprüngliche Akkumulation von Kapital, die die industrielle Revolution finanzierte.
  • Rassismus und Völkermord: Die Schaffung von weiß-kolonialen Siedlerstaaten (USA, Kanada, Australien, Israel etc.) durch die Verdrängung und Ermordung indigener Völker. Die USA und Israel werden als die extremsten Beispiele für auf Rasse und Religion basierende Projekte dargestellt.

3. Der Globale Süden: Eine diverse Mehrheit

Der Globale Süden umfasst 145 Länder, die die große Mehrheit der Weltbevölkerung stellen. Er ist kein einheitlicher Block, sondern eine heterogene Gruppe von Nationen mit einer gemeinsamen Geschichte als ehemalige Kolonien oder Halbkolonien des Globalen Nordens.

3.1 Gemeinsame Herausforderungen und Bestrebungen

Trotz ihrer Vielfalt teilen die Länder des Globalen Südens gemeinsame Herausforderungen, die aus dem Erbe des Imperialismus resultieren (z. B. Unterentwicklung, Schulden, Handelsungleichgewichte) und gemeinsame Bestrebungen nach Souveränität, Frieden und Entwicklung. Die zunehmende Desillusionierung über die Führung des Westens führt zu einer stärkeren Suche nach Alternativen.

3.2 Struktur in sechs „Gruppierungen“

Die Analyse unterteilt den Globalen Süden in sechs Gruppierungen, geordnet nach dem Grad, in dem sie als Bedrohung für den imperialistischen Block angesehen werden.

  • Gruppe 1: Unabhängige sozialistische Länder (6): Staaten, die den Sozialismus vorantreiben und oft progressive internationale Positionen vertreten (z. B. China, Vietnam, Kuba, Venezuela). China wird als entscheidendes Mitglied dieser Gruppe gesehen.
  • Gruppe 2: Stark nach Souveränität strebende Länder (10): Hauptziele von US-geführten Regimewechsel-Bestrebungen, die ihre Souveränität energisch verteidigen (z. B. Russland, Iran, Syrien, Belarus sowie aufstrebende Länder wie Mali und Burkina Faso).
  • Gruppe 3: Aktuell oder historisch progressive Länder (11): Staaten, die progressive Agenden verfolgen oder historisch verfolgt haben und oft Ziel von US-Interventionen sind (z. B. Brasilien, Südafrika, Bolivien, Algerien, Palästina).
  • Gruppe 4: Neue blockfreie Staaten (5): Wirtschaftlich bedeutende Länder, die eine zunehmend unabhängige wirtschaftliche Haltung einnehmen, politisch aber ambivalent bleiben (z. B. Indien, Indonesien, Saudi-Arabien, Türkei, Mexiko).
  • Gruppe 5: Diverse Länder des Globalen Südens (111): Die größte und heterogenste Gruppe, die eine Vielzahl von Regierungssystemen, wirtschaftlichen Bedingungen und internationalen Ausrichtungen umfasst.
  • Gruppe 6: De-facto-Militärkolonien der USA (2): Länder, deren Militär vollständig von den USA kontrolliert wird und die als Frontstaaten in der US-Strategie dienen (Republik Korea, Philippinen).

4. Der Niedergang des Westens

Die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse ist untrennbar mit dem relativen Niedergang der westlichen imperialistischen Mächte verbunden.

4.1 Erosion der wirtschaftlichen Hegemonie der USA

Die US-Wirtschaft leidet seit den 1960er Jahren unter einem strukturellen Niedergang, der durch folgende Faktoren gekennzeichnet ist:

  • Verlangsamtes BIP-Wachstum: Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate ist von über 6 % in den frühen 1950er Jahren auf rund 2 % heute gefallen.
  • Rückgang der Kapitalbildung: Die Nettosparquote ist drastisch gesunken, von über 10 % des Bruttonationaleinkommens in den 1960er Jahren auf nahe null oder sogar negativ in den letzten Jahren.
  • Abhängigkeit von Kapitalimporten: Seit den 1980er Jahren sind die USA ein Netto-Kapitalimporteur, was bedeutet, dass sie mehr ausländisches Kapital für Investitionen im Inland verwenden, als sie selbst schaffen. Dies ist ein Zeichen für einen parasitären, finanzialisierten Kapitalismus.
  • De-Industrialisierung: Während Chinas Anteil an der globalen Nettokapitalbildung massiv gestiegen ist, ist der der USA gesunken, was auf eine Verlagerung von produktiven Investitionen hin zu Spekulation hindeutet.

4.2 Die Unterwerfung Europas und Japans

Die Analyse argumentiert, dass andere imperialistische Mächte ihre Souveränität an die USA verloren haben und zu „Vasallenstaaten“ geworden sind.

  • Denationalisierung des Kapitals: Ein erheblicher Teil des Kapitals großer europäischer und japanischer Unternehmen befindet sich im Besitz ausländischer, hauptsächlich US-amerikanischer und britischer Investoren.
    • Beispiel Deutschland: Studien zeigen, dass über 52 % (oder sogar bis zu 58 %) des deutschen DAX-Index ausländischen Investoren gehören, während nur etwa 13–31 % in deutschem Besitz sind.
  • Politische Unterordnung: Trotz erheblicher wirtschaftlicher Nachteile (z. B. durch den Verlust billiger russischer Energie) hat Deutschland die US-Sanktionspolitik gegen Russland und die Strategie zur Eindämmung Chinas unterstützt. Dies wird als Beweis dafür gewertet, dass die nationalen Interessen der deutschen Bourgeoisie den übergeordneten Interessen des US-geführten Blocks untergeordnet sind.
  • Wiederbewaffnung: Deutschland und Japan, die beiden besiegten faschistischen Mächte des Zweiten Weltkriegs, werden unter der Anleitung der USA wieder aufgerüstet, um als Frontstaaten gegen Russland und China zu dienen.

5. Verschiebungen in der Weltordnung

Der Aufstieg des Globalen Südens und die Reaktion des Westens darauf definieren die heutige Weltordnung neu und schaffen eine gefährliche globale Konfrontation.

5.1 Der wirtschaftliche Aufstieg des Globalen Südens

WirtschaftsindikatorGlobaler SüdenGlobaler Norden
Anteil am Welt-BIP (KKP), 202259,4 %40,6 %
Anteil der BRICS10 am Welt-BIP (KKP), 202235,6 %(Vergleich G7: 30,3 %)
Anteil Chinas am Welt-BIP (KKP), 202218,4 %(Vergleich USA: 15,5 %)
Anteil an der weltweiten Industriewertschöpfung (KKP), 202269,4 %30,6 %

Dieser wirtschaftliche Wandel, angetrieben nicht nur von China, sondern von weiten Teilen Asiens und anderen Regionen, bildet die materielle Grundlage für eine neue, multipolare Weltordnung.

5.2 US-Strategie zur Eindämmung Chinas

Die USA haben China als ihren strategischen Hauptkonkurrenten definiert und verfolgen eine umfassende Eindämmungsstrategie:

  • Neuer Kalter Krieg: Eine intensive Propagandakampagne, die Themen wie Xinjiang nutzt, um China international zu isolieren.
  • Technologische Blockade: Sanktionen und Exportkontrollen sollen Chinas Zugang zu Schlüsseltechnologien, insbesondere Halbleitern, unterbinden, um seine technologische und militärische Entwicklung zu „strangulieren“.
  • Militärische Einkreisung: Die USA verstärken ihre Militärpräsenz im Pazifik, nutzen Taiwan als Provokationspunkt und stärken Allianzen mit Japan, Südkorea und den Philippinen, um eine Front gegen China aufzubauen.
  • Geopolitisches Ziel: Das ultimative Ziel ist die Kontrolle über Eurasien durch die Schwächung und potenziell die Zerschlagung Russlands und Chinas.

5.3 Eine glaubwürdige alternative Weltordnung

Als Reaktion auf den Druck des imperialistischen Blocks haben sich im Globalen Süden alternative Kooperationsstrukturen herausgebildet:

  • BRICS10: Eine wirtschaftliche Kooperationsplattform, die 45,5 % der Weltbevölkerung und 35,6 % des Welt-BIP (KKP) repräsentiert.
  • Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ): Ein sicherheitspolitischer und wirtschaftlicher Zusammenschluss, der 60 % des eurasischen Territoriums umfasst.
  • Gruppe der Freunde zur Verteidigung der UN-Charta (FUNC): Eine politische Initiative zur Förderung des Multilateralismus gegen Unilateralismus.
  • Belt and Road Initiative (BRI): Chinas globales Infrastrukturprojekt, das eine alternative Entwicklungsfinanzierung für den Globalen Süden bietet.

Diese Strukturen fördern gemeinsame Interessen wie Multilateralismus, De-Dollarisierung, Ernährungs- und digitale Souveränität und bieten eine Vision für eine Modernisierung, die nicht auf der Ausbeutung anderer Nationen beruht.

Erstellt: 21.02.2025 - 19:48  |  Geändert: 23.10.2025 - 12:07

Artikellisten: