Foreign Relations of the United States, 1952-1954, Iran, 1951–1954
United States Government Publishing Office Washington 2017
Im Jahr 1953 stürzte die CIA Irans parlamentarisch legitimierten Premier Mossadegh. Erst 2017 veröffentlichte das US-Außenministerium Dokumente, die das gesamte Ausmaß der US-Verwicklungen in den Putsch zeigen.
Lange Zeit hat Washington seine Beteiligung an den damaligen Ereignissen verschwiegen, obwohl schon kurz danach zahlreiche Presseberichte eine Verwicklung der CIA vermuteten. Erst fast 65 Jahre später, veröffentlichte das US-Außenministerium einen von Historikern lang erwarteten detaillierten Bericht über die Beteiligung US-amerikanischer Geheimdienste am Putsch gegen Irans damaligen demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh.
1953: Irans gestohlene Demokratie. Für die USA ist der Iran "ein fundamentalistisches Regime, das nach der Atombombe strebt" und zur "Achse des Bösen gehört". Umgekehrt sitzt für Teheran in Washington der "gottlose, große Satan" und die "Wurzel allen Übels". Kaum ein Verhältnis zweier Staaten ist so belastet wie das zwischen dem Iran und den USA. Beide Seiten misstrauen einander zutiefst, fühlen sich vom jeweils anderen gekränkt oder gedemütigt. Die Gründe dieser Feindschaft reichen weiter zurück als zur Islamischen Revolution 1979. Schon 1953 griffen die USA zum ersten Mal massiv in die Politik des Iran ein – mit Folgen, die den Mittleren Osten bis heute prägen. Thomas Latschan Deutsche Welle 16.06.2017
Geheimprojekt Ajax. Weil die Briten ans Erdöl und die Amerikaner den Kommunismus eindämmen wollen, senden sie 1953 die CIA in den Iran. Das Ziel:
den gewählten Premierminister stürzen Von Eva Lehnen Plan17 Februar 2018
Briefing-Dokument: Die Iran-Krise 1951–1954 und die Operation TPAJAX
Zusammenfassung
Dieses Dokument fasst die wichtigsten Ereignisse, Akteure und politischen Dynamiken der Iran-Krise von 1951 bis 1954 zusammen, basierend auf freigegebenen Dokumenten des US-Außenministeriums und der Central Intelligence Agency (CIA). Die Periode war geprägt von der Verstaatlichung der anglo-iranischen Ölindustrie durch Premierminister Dr. Mohammad Mossadeq, die zu schwerer politischer und wirtschaftlicher Instabilität führte. Die Hauptsorge der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs war die wachsende Macht der kommunistischen Tudeh-Partei und die Möglichkeit einer sowjetischen Übernahme des Iran.
Nachdem diplomatische Bemühungen zur Beilegung des Ölstreits scheiterten und die politische Lage im Iran sich zunehmend radikalisierte, autorisierten die USA und das Vereinigte Königreich eine verdeckte Operation mit dem Codenamen TPAJAX, um die Regierung Mossadeq zu stürzen. Nach einem anfänglichen Fehlschlag, der zur Flucht des Schahs aus dem Land führte, gelang die Operation am 19. August 1953 durch eine Kombination aus Propaganda, von der CIA unterstützten Demonstrationen und der entscheidenden Unterstützung durch das iranische Militär. General Fazlollah Zahedi wurde als neuer Premierminister eingesetzt.
Die Zeit nach dem Umsturz konzentrierte sich auf die Stabilisierung der Zahedi-Regierung, die Gewährung unmittelbarer US-Finanzhilfe, die Unterdrückung der Tudeh-Partei und die Aushandlung eines neuen Ölabkommens mit einem internationalen Konsortium, das im August 1954 erreicht wurde. Die Krise festigte die Macht des Schahs, richtete den Iran fest auf den Westen aus und etablierte die USA als den dominanten ausländischen Einflussfaktor im Land, während sie gleichzeitig die Voraussetzungen für zukünftige politische Instabilität schuf.
Analyse der internen iranischen Dynamik
Die politische Landschaft des Iran in dieser Zeit war von einem komplexen Zusammenspiel zwischen nationalistischen Bewegungen, monarchischer Autorität, kommunistischer Subversion und traditionellen Machtstrukturen geprägt.
Dr. Mohammad Mossadeq und die Nationale Front
Dr. Mossadeq, der Anführer der Nationalen Front, wurde als eine komplexe und emotional agierende Persönlichkeit beschrieben, dessen politischer Erfolg auf seiner Fähigkeit beruhte, den tief verwurzelten iranischen Nationalismus und die Fremdenfeindlichkeit, insbesondere gegen die Briten, zu kanalisieren. Seine Politik war stark von Emotionen und einem fast megalomanischen Wunsch geprägt, als „Champion des iranischen Volkes“ aufzutreten.
- Charakter und Taktik: Mossadeq wurde als „kranker Mann“ mit „häufigen kleinen Leidenschaften“ beschrieben, der Ohnmachtsanfälle und lange Reden im Majlis als politische Werkzeuge einsetzte. Er war eher ein Oppositioneller als ein Verwalter und zeigte wenig Verständnis für die komplexen wirtschaftlichen Probleme des Landes. Sein Programm war vage und konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Öl-Verstaatlichung und die Eliminierung ausländischen Einflusses.
- Machtbasis: Seine Stärke zog er aus der breiten Unterstützung der städtischen Bevölkerung, insbesondere von Studenten, Angestellten und Arbeitern, die von seinen Versprechungen sozialer Gerechtigkeit und nationaler Würde angezogen wurden. Er nutzte Massendemonstrationen und Straßengewalt, um Druck auf seine politischen Gegner, einschließlich des Schahs und des Majlis, auszuüben.
- Abnehmende Unterstützung: Im Laufe seiner Amtszeit verlor Mossadeq die Unterstützung vieler seiner ursprünglichen Verbündeten in der Nationalen Front, darunter Schlüsselfiguren wie Mullah Kashani und Dr. Baqai. Seine Macht stützte sich zunehmend auf die Sicherheitskräfte, die er jedoch nicht vollständig kontrollierte, und auf die stillschweigende Unterstützung der Tudeh-Partei in Krisenzeiten.
Die Rolle des Schahs
Der Schah, Mohammad Reza Pahlavi, wurde durchweg als unentschlossen, schwach und von der Angst vor starken Premierministern geprägt charakterisiert. Seine Politik war von einem zögerlichen Lavieren zwischen verschiedenen Fraktionen gekennzeichnet, um seine eigene Position zu sichern.
- Schwäche und Unentschlossenheit: Der Schah besaß zwar verfassungsmäßige Macht und die formale Kontrolle über die Armee, scheute sich jedoch, diese entschieden einzusetzen. Er fürchtete, dass ein direkter Schritt gegen Mossadeq zu seiner eigenen Ermordung oder dem Sturz der Dynastie führen könnte. Diese Unentschlossenheit war ein entscheidender Faktor beim Scheitern der Regierung Qavam im Juli 1952 und beim anfänglichen Fehlschlag des Putsches im August 1953.
- Symbol der Stabilität: Trotz seiner persönlichen Schwäche wurde der Schah von den USA als „einzige gegenwärtige Quelle der Kontinuität der Führung“ und als potenzieller Stabilitätsfaktor und Bollwerk gegen den Kommunismus angesehen. Die Operation TPAJAX stützte sich maßgeblich auf seine verfassungsmäßige Autorität zur Ernennung und Entlassung von Premierministern.
- Wiederherstellung der Macht: Nach dem erfolgreichen Umsturz kehrte der Schah triumphierend zurück und begann, seine Autorität, insbesondere über das Militär, energisch wiederherzustellen. Er betrachtete seine Wiederherstellung als Beweis seiner persönlichen Popularität und wurde zu einer zentralen Figur in der iranischen Politik, was zu Spannungen mit der neuen Regierung Zahedi führte.
Die Tudeh-Partei und die kommunistische Bedrohung
Die Angst vor einer kommunistischen Übernahme durch die Tudeh-Partei war die treibende Kraft hinter der westlichen Intervention. Die Tudeh wurde als die am besten organisierte politische Kraft im Iran angesehen.
- Stärke und Organisation: Die Partei verfügte über eine geschätzte Mitgliedschaft von 8.000 in Teheran und 5.000 in anderen Regionen, mit einer weitaus größeren Anzahl von Sympathisanten. Sie hatte die Fähigkeit, gut disziplinierte Massendemonstrationen zu organisieren und war in Regierungsministerien (insbesondere Bildung und Justiz), unter Studenten und Industriearbeitern stark vertreten.
- Strategie: Die Tudeh-Partei verfolgte eine Doppelstrategie. Einerseits unterstützte sie Mossadeqs antiwestliche Politik, um Chaos zu säen und die westlichen Interessen zu untergraben. Andererseits bereitete sie sich darauf vor, jede Schwäche der Regierung auszunutzen, um selbst die Macht zu ergreifen. Ihr Ziel war die Neutralisierung der "konterrevolutionären Kräfte" um den Schah.
- Unterdrückung nach dem Putsch: Nach dem Sturz Mossadeqs wurde die Tudeh zum Hauptziel der Zahedi-Regierung. Eine groß angelegte Verhaftungswelle und die Aufdeckung eines Tudeh-Netzwerks innerhalb des Militärs im Jahr 1954 schwächten die Partei erheblich, obwohl sie als unterirdische Bedrohung weiterhin bestehen blieb.
Weitere Schlüsselfiguren und -gruppen
| Akteur | Rolle und Beschreibung |
| Ayatollah Kashani | Ein fanatischer, nationalistischer und opportunistischer Mullah mit erheblichem Einfluss auf die städtischen Massen. Anfänglich ein wichtiger Verbündeter Mossadeqs, entwickelte er sich zu einem seiner schärfsten Gegner. Er wurde als venal beschrieben und als jemand, der seine Macht aus religiösem Eifer und der Einschüchterung seiner Gegner zog. |
| General Fazlollah Zahedi | Ein ehemaliger Innenminister unter Mossadeq, der sich später gegen ihn wandte. Er wurde von den USA und dem Vereinigten Königreich als der am besten geeignete Kandidat für die Nachfolge Mossadeqs ausgewählt. Er führte den erfolgreichen Putsch vom 19. August 1953 an und wurde Premierminister. |
| Ahmad Qavam | Ein erfahrener und gerissener Politiker der alten Garde, der im Juli 1952 kurzzeitig Premierminister wurde. Sein Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, scheiterte am mangelnden Rückhalt des Schahs und an massiven pro-Mossadeq-Demonstrationen, was zu seinem raschen Rücktritt führte. |
| Die Qashqai-Stämme | Eine mächtige Stammeskonföderation im Südwesten des Iran unter der Führung der Brüder Nasser und Khosro Khan. Sie waren überzeugte Unterstützer Mossadeqs und galten als stark anti-britisch und anti-Schah. Die CIA betrachtete sie als potenzielle Widerstandskraft im Falle einer kommunistischen Übernahme, musste aber nach dem Putsch erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Opposition gegen die Zahedi-Regierung zu neutralisieren. |
Die Politik der USA und Großbritanniens und die Eskalation zur Intervention
Die Politik der Westmächte entwickelte sich von Vermittlungsversuchen hin zu einer verdeckten Intervention, als die diplomatischen Wege blockiert schienen und die Angst vor einem kommunistischen Iran wuchs.
Frühe Reaktionen und verdeckte Überlegungen (1951-1952)
Nach der Ermordung von Premierminister Razmara im März 1951 und der Verstaatlichung der AIOC begannen die USA, verdeckte Maßnahmen zur Stabilisierung des Iran in Betracht zu ziehen. Die CIA entwickelte Pläne für eine „intensivierte Propagandakampagne“ zur Unterstützung des Schahs und moderater Kräfte sowie zur Diskreditierung von Mossadeqs radikalen Anhängern und der Tudeh-Partei. Diese Pläne umfassten die verdeckte Verteilung von Pamphleten und die finanzielle Unterstützung pro-westlicher Zeitungen und Politiker.
Gleichzeitig versuchten die USA, zwischen dem Iran und Großbritannien zu vermitteln, was jedoch an der unnachgiebigen Haltung beider Seiten scheiterte. Ein Schlüsseldokument, NSC 107/2 (Juni 1951), legte die US-Politik fest, die darauf abzielte, den Zugang zur iranischen Ölversorgung zu sichern und das Land vor einer kommunistischen Herrschaft zu bewahren, wobei „besondere politische Maßnahmen“ zur Unterstützung der Regierung vorgesehen waren.
Die gescheiterte Premierministerschaft Qavams (Juli 1952)
Die Regierung Mossadeq stürzte im Juli 1952, und Ahmad Qavam wurde Premierminister. Dies wurde von den USA als eine Chance gesehen. Die USA waren bereit, Qavam finanzielle Hilfe zu gewähren, um seine Regierung zu stabilisieren. Qavams Versuch scheiterte jedoch innerhalb weniger Tage. Die Dokumente führen dies auf zwei Hauptgründe zurück:
- Die Unentschlossenheit des Schahs: Der Schah weigerte sich, Qavam die volle Autorität zu geben, um die Ordnung wiederherzustellen, einschließlich der Auflösung des Majlis, aus Angst, Qavam könnte zu mächtig werden und die Dynastie bedrohen.
- Massive Demonstrationen: Eine Koalition aus Nationalisten der Nationalen Front und der Tudeh-Partei organisierte massive Unruhen, die Qavams Position unhaltbar machten.
Der schnelle Fall Qavams und die triumphale Rückkehr Mossadeqs wurden in Washington als schwere Niederlage und als Zeichen für die zunehmende Instabilität und den wachsenden Einfluss der Tudeh gewertet.
Die Entscheidung zur Operation TPAJAX (1953)
Anfang 1953 kam die neue Eisenhower-Regierung zu dem Schluss, dass die Politik des "Driftens" nicht fortgesetzt werden könne. Die Einschätzung war, dass Mossadeqs Toleranz gegenüber der Tudeh-Partei den Iran unweigerlich in den sowjetischen Einflussbereich führen würde. Die CIA legte im März 1953 ein Memorandum vor, in dem die wachsende Gefahr eines kommunistischen Putsches dargelegt wurde.
Am 25. Juni 1953 wurde bei einem Treffen auf hoher Ebene im Außenministerium, an dem unter anderem Außenminister John Foster Dulles, CIA-Direktor Allen Dulles und Botschafter Loy Henderson teilnahmen, die endgültige Genehmigung für die Operation TPAJAX erteilt. Der Plan, der gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst entwickelt wurde, sah vor, Mossadeq durch General Zahedi zu ersetzen, wobei die verfassungsmäßige Autorität des Schahs als rechtliche Grundlage dienen sollte.
Operation TPAJAX: Planung und Durchführung (August 1953)
Die Operation TPAJAX war eine komplexe verdeckte Aktion, die auf Propaganda, politischer Manipulation und der Mobilisierung militärischer Kräfte beruhte.
Planungsphase
Der Kern des Plans bestand darin, dass der Schah zwei königliche Dekrete (Firmans) unterzeichnen sollte: eines zur Entlassung Mossadeqs und ein weiteres zur Ernennung von General Zahedi zum neuen Premierminister. Die Umsetzung sollte durch folgende Maßnahmen unterstützt werden:
- Propagandakrieg: Eine intensive "Krieg der Nerven" wurde gegen Mossadeq geführt, um ihn als korrupt, machtgierig und pro-kommunistisch darzustellen. Dies umfasste die Verbreitung von Gerüchten, Karikaturen und gefälschten Dokumenten.
- Bestechung und Einflussnahme: CIA-Agenten verteilten erhebliche Geldsummen an politische Führer, Majlis-Abgeordnete, religiöse Führer und Zeitungsherausgeber, um eine breite Koalition gegen Mossadeq zu schmieden.
- Militärische Koordination: CIA-Agenten, insbesondere Kermit Roosevelt, koordinierten sich mit pro-Schah-Offizieren innerhalb der iranischen Armee und der kaiserlichen Garde, um sicherzustellen, dass die Dekrete des Schahs militärisch durchgesetzt würden.
Der gescheiterte erste Versuch und die Flucht des Schahs (15.-16. August)
Die Operation wurde in der Nacht vom 15. auf den 16. August eingeleitet. Ein Oberst der kaiserlichen Garde, Nassiri, sollte Mossadeq das Entlassungsdekret überbringen und ihn festnehmen. Der Plan scheiterte jedoch, da Mossadeq vorgewarnt war. General Riahi, Mossadeqs loyalistischer Stabschef, hatte Gegenmaßnahmen ergriffen. Nassiri und die an der Operation beteiligten Offiziere wurden verhaftet.
Als der Schah von dem Fehlschlag erfuhr, floh er überstürzt per Flugzeug zunächst nach Bagdad und dann nach Rom. Für einen Moment schien Mossadeq als Sieger hervorzugehen. Er prangerte einen "ausländisch inspirierten Putsch" an, und die Tudeh-Partei begann, die Situation auszunutzen, indem sie anti-monarchistische Demonstrationen organisierte und Statuen des Schahs und seines Vaters stürzte.
Die Wende: Die Ereignisse vom 19. August 1953
Trotz des anfänglichen Scheiterns gab die CIA die Operation nicht auf. Kermit Roosevelt, der die Operation vor Ort leitete, entschied sich, weiterzumachen.
- Verbreitung der Firmans: Die CIA ließ Tausende von Kopien der königlichen Dekrete drucken und im ganzen Land, insbesondere in Teheran, verteilen. Dies überzeugte viele Offiziere und die Öffentlichkeit davon, dass Zahedi der legale Premierminister war und Mossadeq sich der Autorität des Schahs widersetzte.
- Mobilisierung von Demonstrationen: Am 19. August organisierten CIA-Agenten und ihre iranischen Verbündeten pro-Schah-Demonstrationen. Diese begannen klein, wuchsen aber schnell an, als sich Zirkusartisten, Athleten und Teile der Basar-Händler anschlossen. Ein Schlüsselmoment war, als diese Gruppen begannen, sich mit Militäreinheiten zu vermischen.
- Die Armee schwenkt um: Angesichts der wachsenden pro-Schah-Stimmung und der weit verbreiteten Kenntnis der Firmans begannen wichtige Militäreinheiten in Teheran, die Seite zu wechseln. Panzer und Soldaten, die ursprünglich zur Verteidigung Mossadeqs aufgestellt waren, schlossen sich den Demonstranten an.
- Sturm auf Mossadeqs Haus: Die pro-Schah-Kräfte, angeführt von General Zahedi, der aus seinem Versteck aufgetaucht war, stürmten Mossadeqs Residenz nach einem mehrstündigen Kampf. Mossadeq floh, stellte sich aber am nächsten Tag. Der Radiosender Teheran wurde übernommen, und Zahedi verkündete seinen Sieg.
Nach dem Umsturz: Stabilisierung und Konsequenzen
Die unmittelbare Zeit nach dem Putsch war geprägt von der Notwendigkeit, die neue Regierung zu stabilisieren und die zugrunde liegenden Probleme des Landes anzugehen.
Konsolidierung der Macht Zahedis
Die neue Regierung unter General Zahedi stand vor mehreren Herausforderungen:
- Sofortige Finanzhilfe: Die USA gewährten umgehend eine Nothilfe in Höhe von 45 Millionen US-Dollar, um die Staatskasse zu stabilisieren und die Gehälter von Militär und Beamten zu zahlen. CIA-Dokumente belegen eine erste verdeckte Zahlung von 5 Millionen US-Dollar, um die Loyalität der Sicherheitskräfte zu sichern.
- Unterdrückung der Opposition: Die Regierung ging hart gegen die Tudeh-Partei vor. Hunderte von Mitgliedern und Anführern wurden verhaftet. Im Jahr 1954 wurde ein großes Tudeh-Netzwerk innerhalb des Militärs aufgedeckt, was zu weiteren Massenverhaftungen und Hinrichtungen führte.
- Der Prozess gegen Mossadeq: Mossadeq wurde vor ein Militärgericht gestellt und zu drei Jahren Einzelhaft verurteilt. Die Regierung vermied ein Todesurteil, um ihn nicht zum Märtyrer zu machen.
- Spannungen zwischen Schah und Zahedi: Schon bald nach dem Putsch kam es zu Spannungen zwischen dem Schah und General Zahedi, da beide versuchten, ihre Macht zu festigen, insbesondere im Hinblick auf die Kontrolle über das Militär.
Die Ölfrage und das Konsortium-Abkommen
Eine der Hauptaufgaben der neuen Regierung war die Lösung des Ölstreits. Nach langwierigen Verhandlungen wurde im August 1954 ein Abkommen mit einem internationalen Konsortium von Ölgesellschaften (darunter amerikanische, britische, niederländische und französische Firmen) unterzeichnet.
- Bedingungen des Abkommens: Formal blieb die iranische Ölindustrie im Besitz der National Iranian Oil Company (NIOC). Die operative Kontrolle über Produktion und Raffination wurde jedoch für 25 Jahre an zwei vom Konsortium gegründete Unternehmen übertragen. Der Iran erhielt 50% der Gewinne.
- Wirtschaftliche Auswirkungen: Das Abkommen stellte den Fluss iranischen Öls auf die Weltmärkte wieder her und sicherte der iranischen Regierung wieder erhebliche Einnahmen, was für die wirtschaftliche Stabilität des Landes von entscheidender Bedeutung war.
Beziehungen zu Stammesgruppen: Der Fall Qashqai
Die Qashqai-Führer, treue Verbündete Mossadeqs, stellten eine erhebliche Bedrohung für die neue Regierung dar. US-Beamte, darunter Botschafter Henderson und CIA-Agenten, führten intensive Verhandlungen mit den Khans. Sie machten deutlich, dass jede bewaffnete Aktion gegen die Regierung zum "Desaster" für den Stamm führen würde und die Freundschaft mit den USA beenden würde. Unter diesem Druck und mit Zusicherungen, dass sie nicht verfolgt würden, gaben die Qashqai-Führer ihren Widerstand auf. Drei der vier führenden Brüder gingen ins Exil, was die politische Macht des Stammes effektiv neutralisierte.
Erstellt: 10.07.2025 - 10:35 | Geändert: 12.10.2025 - 02:31
