Hrsg. Miriam Lang, Mary Ann Manahan und Breno Bringel

Grüner Kolonialismus
Zwischen Energiewende und globaler Gerechtigkeit

Dieses Buch deckt die Schattenseiten der grünen Wende auf. 

Die Klimakrise duldet keinen Aufschub - doch sind die Lösungen des Globalen Nordens wirklich nachhaltig? Während Europa und Nordamerika auf erneuerbare Energien, Elektroautos und Wasserstoff setzen, bleibt eine unbequeme Wahrheit verborgen: Diese Wende basiert auf dem massiven Abbau strategischer Rohstoffe im Globalen Süden. Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit entstehen neue Ungerechtigkeiten - für Mensch und Umwelt.

ISBN 978-3-98726-167-1 1. Auflage 26.06.2025 25,00 € Portofrei Bestellen (Buch | Softcover)

Mit Stimmen aus dem Globalen Süden beleuchtet es, wie grüner Kolonialismus Ressourcen ausbeutet, bestehende Abhängigkeiten vertieft und wirklich nachhaltige Alternativen verdrängt. Anhand konkreter Fallstudien analysieren die Autor:innen die geopolitischen Verflechtungen der Energiewende - und zeigen, dass eine klimagerechte Zukunft nur mit globaler Gerechtigkeit möglich ist. Ein unverzichtbarer Beitrag zur aktuellen Klimadebatte! 

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Inhaltsverzeichnis und Leseprobe des Verlags

INTERVIEW: »Die Perspektive des Südens zählt nicht« Klimaschutz auf Kosten des Südens: Soziologin Miriam Lang beklagt grünen Kolonialismus, der mit gutem Gewissen die Länder im globalen Süden ausbeutet. Welche Rolle spielt Deutschland dabei – und was kann man dagegen tun?  [hinter der Bezahlschranke] Von Frank Brassel Publik-Forum 06.06.2025

Energiewende auf Kosten des Globalen Südens? Grüne Technologien sollen das Klima retten. Doch ihr Ausbau folgt alten Mustern der Ausbeutung: Statt für Kohle oder Öl werden Menschen dann für Lithium oder Kupfer vertrieben. Wie könnte die Energiewende gerechter werden? Grüne Technologien wie Windräder, E-Autos und Wasserstoff sollen helfen, das Klima zu schützen. Doch ihr Ausbau folgt oft alten Mustern von Ausbeutung – besonders im globalen Süden. Firmen und Regierungen aus dem Norden holen sich Rohstoffe und Land, oft auf Kosten der Menschen vor Ort. Viele verlieren ihre Heimat, werden vertrieben oder haben kein Mitspracherecht.
Einige Forschende und internationale NGOs sprechen daher auch von „grünem Kolonialismus“. Was ist dran an der Kritik? Und: Kann die Energiewende gelingen, ohne neue Ungerechtigkeiten zu schaffen? Deutschlandfunk 03.05.2025

Grünen Kolonialismus überwinden: Um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, ist es unausweichlich, auf einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energien zu setzen. Doch die Großprojekte im nördlichen Afrika rauben der lokalen Bevölkerung Boden und Ressourcen, um den imperialen Lebensstil in Europa abzusichern. Bereits heute ist die Realität des Klimakollapses in Nordafrika und der arabischen Region unverkennbar, insbesondere mit Blick auf zunehmend ausgehöhlte ökologische und sozioökologische Lebensgrundlagen. So werden Länder wie Algerien, Tunesien, Marokko und Ägypten immer wieder von schweren Hitzewellen und lang anhaltenden Dürren heimgesucht, mit katastrophalen Auswirkungen auf die Landwirtschaft sowie auf Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. (...) Der Weltklimarat IPSS (Intergovernmental Panel on Climate Change) geht davon aus, dass in den kommenden Jahren extreme Wetterereignisse wie Waldbrände und Überschwemmungen in der Mittelmeerregion ebenso zunehmen werden wie Trockenheit und Dürren. Die Bewältigung der globalen Klimakrise erfordert eine rasche und drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen. Ein Übergang zu erneuerbaren Energien erscheint mittlerweile unausweichlich, doch dass dieser auch mit mehr Gerechtigkeit einhergehen soll, ist keinesfalls selbstverständlich. Im Zuge des Übergangs zu nachhaltigen Energieträgern werden vielmehr Praktiken der Enteignung und Ausbeutung aufrechterhalten und Ungerechtigkeiten reproduziert, die sozioökonomische Ausgrenzung verschärft sich. Von Hamza Hamouchene Zeitschrift Luxemburg 10.2022

Europas Energiebedürfnisse: Grüner Kolonialismus und Green Grabbing in Nordafrika: Europas Staatschefs nutzen die Klimakrise als Gelegenheit, ihren kolonialen Einfluss auf Afrika auszuweiten. Unter dem Vorwand, dass “wir alle” gegen einen “gemeinsamen Feind” kämpfen, fördern sie “saubere Technologie”-Projekte, die nicht nur die Ungleichheiten zwischen Nord und Süd reproduzieren, sondern zudem die Klimakrise anheizen, argumentiert der Wissenschaftler und Aktivist Hamza Hamouchene in seinem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism”.  NON / Mille Plateaux  |  English source of this article Berliner Gazette 25.08.2022

Weitere Stimmen zum Buch

»Eine äußerst kraftvolle und umfassende Analyse der Kräfte und Projekte, die die Zukunft unseres Planeten bedrohen, geschrieben von einigen der wichtigsten Aktivist:innen/Theoretiker:innen der Ökologie /Degrowth-/Schuldenbewegungen. International ausgerichtet, zeigt dieses Buch die kolonialen Wurzeln und den Charakter der Politik des »Extraktivismus« auf, entlarvt den ausbeuterischen Charakter des grünen Kapitalismus und hebt die Strategien und Bewegungen hervor, die wir unterstützen müssen, um der Verwüstung unserer Gemeinschaften und der Erde durch die Konzerne ein Ende zu setzen. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für eine Welt einsetzen, in der »das Leben im Mittelpunkt steht«. Es sollten Lesekreise organisiert werden, um das Wissen und die Vision einer anderen, lebensbejahenden Zukunft, die dieses Buch enthält, zu verbreiten.« Silvia Federici, feministische Aktivistin, Wissenschaftlerin, Autorin von »Caliban und die Hexe«

»Die große Frage des kritischen Umweltdenkens ist heute, ob der Übergang zu einer kohlenstofffreien Welt ohne eine radikale Umgestaltung des globalen Produktionssystems erfolgen kann. Die Antwort, die diese Sammlung von tadellos dokumentierten, gut argumentierten Studien gibt, ist ein uneingeschränktes Nein – eine postkarbonische Welt muss eine postkapitalistische Welt sein.« Walden Bello, Autor von »Deglobalisierung: Ideas for a New World Economy«

»Dieses Buch, das sich auf kritische feministische, ökologische und dekoloniale Perspektiven führender Wissenschaftler:innen und Aktivisten:innen stützt, gibt einen brillanten Überblick über dieses Terrain in einem breiten Spektrum von Sektoren und Regionen der Welt und hebt den Widerstand hervor, der auf der Überzeugung beruht, dass eine andere Welt möglich ist und durch täglichen Einsatz erschaffen wird.« Peter Newell, Professor für internationale Beziehungen, Universität Sussex

»Während konventionelle Formen des Kolonialismus und Neokolonialismus weltweit infrage gestellt werden, versuchen kapitalistische und staatlich gelenkte Kräfte mit verführerischen, aber oberflächlichen »Lösungen« wie der Green Economy, den Kohlenstoffmärkten und Technofixes, ihre eigenen Profite und ihre Macht zu erhalten (anstatt die Erde zu erhalten). Indem es diese Trends als das entlarvt, was sie sind, und indem es echte, radikale Alternativen aufzeigt, die zu einer wirklich gerechten, regenerativen Zukunft führen könnten, ist dieses Buch ein sehr wertvoller Beitrag zu den lokalen bis globalen Kämpfen für eine gerechte Welt.« Ashish Kothari, Kalpavriksh, Mitherausgeber von »Pluriversum: Ein Lexikon des guten Lebens für alle«

»Wenn »grün« jemals ökologisch bedeutete, dann sicher nicht jetzt: Das Geschäft mit der Klimakatastrophe ist eine Gelegenheit für transnationalen Profit. Diese schöne Sammlung analysiert die Konturen der Macht, die Kapitalisten eingesetzt haben, um die Reichtümer des Globalen Südens zu extrahieren. Mehr noch, durch die Bandbreite der Erfahrungen und Kämpfe der Autor:innen sind sie in der Lage, das zu tun, was eine einzelne Autor:in nicht könnte: die vielen Orte und Formen des Widerstands auf eine Art und Weise aufzuzeigen, die echte dekoloniale Hoffnung bietet.« Raj Patel, Forschungsprofessor, Universität von Texas in Austin

»Dieser Band wirft ein grelles Licht auf die Verstrickungen »grüner Technologien« mit sozio-politischen Arrangements, die Ausbeutung mit dem Ziel der Profitgewinnung fördern; er nährt auch die Hoffnung durch die Erkundung lebenswerter Horizonte, die durch dekoloniale, ökofeministische und Degrowth-Perspektiven beleuchtet werden.« Susan Paulson, Zentrum für Lateinamerikastudien, Universität von Florida

»Eine unverzichtbare Lektüre für die Akteure, politischen Entscheidungsträger:innen und Bürger:innen, die mit der großen Herausforderung unserer Zeit konfrontiert sind. Die Autor:innen zeigen, dass ein anderer Ansatz für den ökologischen Wandel nicht nur möglich, sondern dringend notwendig ist, wenn wir auf einem begrenzten Planeten zusammenleben wollen.« Geoffrey Pleyers, Präsident der Internationalen Soziologischen Vereinigung

Jedes Kapitel dieses außergewöhnlichen Buches erforscht und entlarvt, wie der Norden einen neuen Weg gefunden hat, dem Süden Werte zu entziehen – ich betone: materielle und moralische. Durch das Autor:innenteam dieses ausgezeichneten und gut formulierten Gemeinschaftswerks werden wir nicht nur Zeuge des Prozesses der Enteignung von Gütern und Ressourcen, sondern auch der Usurpation des Vokabulars, mit dem wir ein kostbares historisches Ziel – auch das unsere – benannt hatten, nämlich die Verteidigung der Umwelt. Ein doppelter Diebstahl: an der Natur und an den Worten, mit denen wir sie verteidigen wollten. Die Struktur der kolonialen Macht, die von der Zeit unberührt geblieben ist, taucht vor unseren Augen in einer neuen Form auf, [...] die selten auf diese Weise kartiert worden ist. Rita Segato, feministische dekoloniale Anthropologin

Die Herausgeber

Miriam Lang ist eine aktivistische Wissenschaftlerin und Professorin für Umwelt und Nachhaltigkeit an der Universidad Andina Simón Bolívar in Quito, Ecuador. Sie hat einen PhD in Soziologie und forscht zu Entwicklungskritik, systemischen Alternativen und Buen Vivir aus dekolonialer und feministischer Perspektive. Sie hat die Global Working Group Beyond Development und den »Ökosozialen und Interkulturellen Pakt des Südens« mitbegründet.

Mary Ann Manahan ist eine feministische Aktivistin und Forscherin aus den Philippinen. Sie ist Doktoratsassistentin an der Universität Gent und Co-Koordinatorin der Global Working Group Beyond Development. Zuvor arbeitete sie für NGOs in Asien und den USA. Ihre Forschung behandelt indigene Selbstbestimmung, Waldschutz und Entwicklungsalternativen.

Breno Bringel ist ein brasilianisch-spanischer Aktivist, Wissenschaftler und Herausgeber. Er ist Soziologieprofessor an der Staatlichen Universität von Rio de Janeiro und Senior Fellow an der Universidad Complutense de Madrid, wo er das Observatorium für Geopolitik und sozioökologische Übergänge leitet. Er ist Mitglied des »Ökosozialen und Interkulturellen Pakts des Südens«.

Siehe auch

1. Auflage 12.02.2018 , Deutsch

Grüne Lügen - je absurder sie sind, desto bereitwilliger werden sie geglaubt. Aus der Zusammenarbeit mit Werner Boote, mit dem zusammen sie das Drehbuch für seinen Film "The Green Lie" (ab März 2018 in den Kinos) verfasste, in dem sie auch selbst mitwirkt, entstand dieses aufrüttelnde Buch. Greenwashing, also das Bemühen der Konzerne, ihr schmutziges Kerngeschäft hinter schönen Öko- und Sozialversprechen zu verstecken, ist erfolgreicher denn je. Aber jenseits der grünen Scheinwelt schreitet die Zerstörung rapide fort. Laut dem Global Foodprint Network lebt die Weltbevölkerung derzeit so, als hätte sie 1,6 Erden zur Verfügung.

ISBN 978-3-89667-609-2 1. Auflage 12.02.2018 15,00 € Portofrei Bestellen (Buch) Originalausgabe

Die Sámi sind die indigene Gesellschaft des Nordens Europas. Ihr Siedlungsgebiet, Sápmi, verteilt sich auf die Staatsgebiete Norwegens, Schwedens, Finnlands und Russlands. Im Zuge der Kolonisierung Sápmis erfuhren die Sámi Landraub, Vertreibung und Zwangsassimilierung. Immer wieder widersetzten sie sich politischer Diskriminierung und ökonomischer Ausbeutung. In der gegenwärtigen Widerstandsbewegung verbinden sich Kämpfe um Klimagerechtigkeit mit Forderungen nach bedürfnisorientiertem Wirtschaften und indigener Selbstbestimmung. Die samische Widerstandsbewegung ist damit wegweisend für nachhaltige Lebensformen der Zukunft.

ISBN 978-3-939045-54-0 11,90 € Portofrei Bestellen

Erstellt: 03.07.2025 - 11:55  |  Geändert: 03.07.2025 - 12:35