Militarisierung der Gesellschaft
Von der Glückssüchtigkeit zur Kriegsbereitschaft

Krieg fand bis vor kurzem für die heute in deutschsprachigen Ländern lebende Bevölkerung außerhalb ihrer Lebensrealität statt. Allenfalls der NATO-Angriff auf Jugoslawien im März 1999, an dem sich auch deutsche Soldaten beteiligten, durchbrach die jahrzehntelang anhaltende Friedenszeit. Es bedurfte längst keiner oppositionellen Haltung mehr, um gegen Krieg zu sein; und die Friedensbewegung gerann zu einer eher ritualisierten und moralischen Verpflichtung.
Das hat sich mit den Aufrüstungsplänen in Brüssel und Berlin radikal geändert. „Kriegstüchtigkeit“ lautet das Gebot der Stunde. Mit der Unterstützung zweier schrecklicher Kriege durch Waffenlieferungen an die Ukraine und Israel hat sich Europa in den Kriegsmodus gestürzt. Hunderte von Milliarden Euro werden in den kommenden Jahren in die Rüstungsindustrie gepumpt, in der völlig irrigen Hoffnung, damit die seit der Corona-Politik darniederliegende Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.
Meinungsbildende Medien befeuern diesen Kriegstaumel. Durch die Verbreitung des Narrativs, EU-Europa bzw. Deutschland seien durch Russland bedroht, soll die Bevölkerung in einen großen Krieg gezwungen werden.
Der Band „Militarisierung der Gesellschaft“ veröffentlicht die Beiträge des Kongresses der „Neuen Gesellschaft für Psychologie“, der im April 2025 stattfand.
Mit Beiträgen von Rudolph Bauer, Armin Bernhard, Eva Borst, Klaus-Jürgen Bruder, Sara El Bulbeisi, Christian Dewanger, Wolfgang Effenberger, Leo Ensel, Anneliese Fikentscher, Mark Galliker, Freerk Huisken, Connie Kunze, Karin Leukefeld, Michael Meyen, Andreas Neumann, Corinna Oesch, Tamil Orage, Ingrid Pfanzelt, Doris Pumphrey, Arnulf Rating, Christiane Reymann, Werner Rügemer, Michael Schneider, Walter Schumacher, Conny Stahmer-Weilandy, Laura von Wimmersperg und Daniel Weimer.
Pressestimmen
Pädagogik der Kriegsuntüchtigkeit: Nur das Gegenteil dessen, wozu das politische Establishment uns überreden will, könnte den Frieden in Europa bewahren. Exklusivauszug aus „Militarisierung der Gesellschaft“: Die Erziehung zur Kriegsbereitschaft ist an und für sich ein mühsames Geschäft. Menschen neigen nicht dazu, gern zu sterben und zu leiden, sich herumkommandieren zu lassen, Strapazen und Todesängste auszustehen oder gar den Mord an einem anderen Menschen auf ihr Gewissen zu laden. Die Erziehung zum Frieden sollte viel leichter fallen, weil sie an einem natürlichen Lebenswillen, an ethischen Grundsätzen und auch an der Bequemlichkeit des Alltagsmenschen andocken kann. So einfach liegen die Dinge jedoch leider nicht. Über Jahrhunderte ist es Machthabern immer wieder gelungen, im „trägen” Volk Kriegsbereitschaft, ja Kriegsbegeisterung zu schüren — bis hin zum Selbstopfer und zur Preisgabe der eigenen Kinder an den kalten, mörderischen Militärapparat. Der Grund dafür, dass dies immer wieder gelingt, liegt darin, dass hinter der Kriegsindustrie sehr viel Geld steckt und dass über viele Generationen erprobte Psychotechniken der Aufwiegelung angewandt werden. Die Kreation und Pflege von Feindbildern gehört ebenso dazu wie der immer wirksame Appell an den Konformismus der Menschen. Boris Pistorius' Diktum von der „Kriegstüchtigkeit” weist uns aber in seiner Plumpheit auch darauf hin, wie die Bewahrung des Friedens gelingen kann. Genau die Eigenschaften und Narrative, die Pistorius und Konsorten für schädlich halten, sollten wir bewusst kultivieren, um eine Mentalität der Kriegsuntüchtigkeit zu entwickeln. Werden wir immun gegen Manipulationsversuche! Entfeinden wir uns! Werden oder bleiben wir „glückssüchtig“! Von Armin Bernhard MANOVA 05.09.2025
Erziehung zum Krieg: Menschen sind nicht von sich aus bereit, fremde Menschen zu töten — sie müssen gezielt darauf getrimmt werden: Es ist eine der Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens: Ist der Mensch von Natur aus friedlich? Oder ist er sich selbst doch ein Wolf? Wer eine große Anzahl an Bürgern dazu bringen will, ihr Leben für ein abstraktes Ziel zu opfern, wird sich tendenziell der zweiten Lesart bedienen. Doch um Menschen dazu zu bringen, wildfremde, ihnen aber im Grunde ähnliche, Individuen zu töten, bedarf es einiges. Propaganda, Abstraktion und die gezielte Entfremdung vom eigenen Leid sind notwendig, um zu ermöglichen, was die meisten bemüht sind, zu verhindern: Krieg. Ein Exklusivauszug aus „Militarisierung der Gesellschaft: Von der Glückssüchtigkeit zur Kriegsbereitschaft“. Von Conny Stahmer-Weinandy Manova 20.08.2025
Bundeswehr will neues Mindset für den Krieg: Die Militarisierung Deutschlands ist weiterhin in vollem Gange. Neben steigenden Ausgaben für Militär und Armee möchte man die Gesellschaft auf allen Ebenen wieder „kriegstüchtig“ machen. Nun wird ein stärkerer „Wille zur Selbstbehauptung“ in der Bevölkerung gefordert. perspektive-online.net 08.01.2025
Die Militarisierung der Gesellschaft: Bei der Militarisierung handelt es sich um einen gesamtgesellschaftlichen Prozeß, der teils schleichend und kaum wahrnehmbar, teils aber auch schnell beziehungsweise ganz plötzlich abläuft. Dabei nimmt das Zivile den Charakter des Militärischen an. Im Gegenzug anverwandelt das Militärische sich das Zivile – entweder in verdeckter Weise oder ganz offen, vor unser aller Augen. Von Rudolph Bauer archiv.ossietzky.net 22/2014
Gesellschaftliche Militarisierung: Die Bundeswehr und ihr Einsatz im eigenen Hinterland: Seit 2001 kämpft die Bundeswehr in Afghanistan. Das vorgebliche Ziel: Die Verteidigung der Sicherheit und Freiheit Deutschlands am Hindukusch. Anfangs hieß es – in der Orwellschen Sprache herrschender Politik – „Aufbaueinsatz“. [PDF] Von Markus Euskirchen und Martin Singe Prokla 162/2011
Autoreninfos
Die Herausgeber
Die vier HerausgeberInnen sind Mitglieder der „Neuen Gesellschaft für Psychologie“, die 1991 in Berlin gegründet wurde. Sie setzt sich für eine humane Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens ein.
Erstellt: 22.08.2025 - 06:09 | Geändert: 12.09.2025 - 08:43