Waffenschmiede DDR
Zwei Drittel der Leistungen für die DDR-Streitkräfte wurden von der eigenen Industrie erbracht. Dazu gehörte auch die Produktion von Rüstungsgütern. Kampfschiffe, Panzerabwehrwaffen, Kraftfahrzeuge, Komponenten für die Panzerproduktion, Zielsuchköpfe für Raketen, Feuerleitanlagen, Pioniergerät, Feldlazarette und Munition wurden ebenso hergestellt wie Fliegerabwehrsysteme, Sturmgewehre und Pistolen. Die DDR konnte so den Umfang teurer Rüstungsimporte vor allem aus der UdSSR begrenzen und zudem mit dem Verkauf wehrtechnischer Produkte Exporterlöse erzielen.
Damit leistete die DDR ihren Beitrag zum Erhalt des militärischen Gleichgewichts im Kalten Krieg. Finanziert wurden diese Anstrengungen mit dem Geld der DDR-Bürger. Das in Waffen und Ausrüstungen der NVA investierte Volksvermögen fiel 1990 der Bundesrepublik Deutschland zu.
Nach der Wiedervereinigung wurden Waffen und Knowhow der NVA ausgeschlachtet und landeten schließlich bei NATO und Bundeswehr. Exklusivabdruck aus „Waffenschmiede DDR“. Selten hatte in der Geschichte ein Land die Gelegenheit, sich Armee und Ausrüstung eines anderen anzueignen, das zuvor als „feindlich“ gegolten hatte. Nach der Wende stand Westdeutschland vor dem Dilemma, die Nationale Volksarmee (NVA) zwar immer noch insgeheim zu verachten, jedoch zugeben zu müssen: wir können sie gut gebrauchen. Jedenfalls Waffen und Ausrüstung und auch militärisches Knowhow. Die soziale Absicherung der Soldaten, die in den Wendejahren oftmals ihre Stellung verloren, hielt man für vernachlässigbar. Dem bestehenden Dilemma begegnete die Bundesrepublik Deutschland mit einer Doppelstrategie. Sie baute erstens einseitig die Bestände der NVA ab, um in jener Epoche der Entspannungspolitik ihre Abrüstungsverpflichtungen zu erfüllen, und ließ indes die Bundeswehr in ihrer alten Stärke bestehen. Zweitens wurde alles Verwertbare aus der DDR-Armee der Bundeswehr hinzugefügt — und mehr noch: den NATO-Partnern zur Verfügung gestellt, bei denen man sich lieb Kind machen wollte. Ein Blick auf einen vergessenen und verdrängten Aspekt der deutschen Geschichte.→ Rubikon 13.11.2019
"Das taucht in keiner Bilanz zur Einheit auf." Ein Interview mit dem Berliner Soziologen Uwe Markus zur DDR-Rüstungswirtschaft und zu den verschleuderten Sachwerten des NVA-Arsenals → Telepolis 03. Oktober 2019
STANDPUNKTE • Wehe den Besiegten! (Podcast)
→ apolut, ehemals KenFM 16.11.2019
Erstellt: 05.10.2019 - 10:22 | Geändert: 31.01.2023 - 11:30