Radio München (Medienpräsenz)

14:07

„Die Technologie neigt dazu, alle Attribute des religiösen Denkens, der magischen und animistischen Vernunft und des künstlerischen Schaffens sich allein einzuverleiben. Es ist noch nicht lange her, als angenommen wurde, das künstliche Objekt entferne den Menschen von der Welt. Heute ist es keine Frage der Entfernung mehr, sondern die Frage einer möglichen Verschmelzung, da die Welt selbst dazu neigt, künstlich zu werden.“
Das schreibt Achille Mbembe, Historiker und Politikwissenschaftler aus Kamerun, in seinem Buch „Die terrestrische Gemeinschaft. Technik, Animismus und die Erde als Utopie“. Inspiration und Hoffnung findet der Autor in Afrika. Jenem Kontinent, den unsere – je nach Blickwinkel westliche oder nördliche – Zivilisation gerne reduziert auf Schlagwörter wie Krieg, Hunger, Despotie, Überbevölkerung und Aberglaube. In den alten Stammeskulturen findet Mbembe eine ganz andere Haltung, ein ganz anderes Verständnis der Welt. Das könnte uns helfen, die Natur nicht als Feind zu betrachten, den es zu bezwingen gilt, sondern als Ort, an dem alles mit allem verbunden ist und niemand sich zum Herrscher aufschwingen kann, ohne den anderen und letztlich auch sich selbst zu schaden: 
„Dieser Gemeinschaft der Erde entspricht die grundlegende Universalität aller ihrer Bewohner. Weder die menschlichen Personen noch die anderen Wesen zusammengenommen sind die Eigentümer der Erde. Sie sind dort Erdenbürger, insofern sie alle in den Genuss eines unbestreitbaren Platzes auf ihr kommen.“ 
Unser Autor Jonny Rieder hat Mbembes Buch gelesen und darüber nachgedacht.

Eine Kolumne von Michael Sailer, jeden ersten Freitag bei Radio München, nachzulesen auf sailersblog.de.


Belästigungen 6/2025: Im Antigleichschritt Marsch! – Deutschland wiederholt sich

Eine Anmerkung vorab: Das folgende ist eine Sammlung von Gedanken, nur teilweise geordnet, teils fragmentarisch, mäandernd, aber hoffentlich trotzdem wert, gelesen zu werden.

Am 3. Oktober 1941 meldete sich Adolf Hitler nach monatelangem Schweigen öffentlich zu Wort, im Berliner Sportpalast, zunächst ungewohnt verhalten, dann aber so, wie man ihn kannte: Der im Juni mit Verspätung – weil erst noch Jugoslawien zerschlagen werden mußte – begonnene Angriffskrieg gegen „die Russen“ sei unvermeidlich gewesen, um einem russischen Überfall zuvorzukommen, bellte er. In der Sowjetunion habe sich „gegen Europa eine Macht zusammengeballt, von der leider die meisten keine Ahnung hatten und viele auch heute noch keine besitzen“. Eine „einzige Waffenfabrik“ sei die UdSSR gewesen, eine „Waffenfabrik gegen Europa“. Ein „zweiter Mongolensturm“ habe gedroht! Diese Gefahr sei abgewendet worden, und die Nachwelt werde feststellen, daß damit eine „neue Zeitenwende“ begonnen habe. Auch diesen Kampf habe er nicht gewollt, er sei dazu gezwungen worden. Weiterlesen ....

Wo, wenn nicht in Dresden, sollte man sich einig sein, in der Frage nach „Krieg oder Frieden“? Doch 80 Jahre nach der flächendeckenden Brandbombardierung Dresdens macht sich in dieser Stadt wieder verdächtig, wer so etwas selbstverständliches wie Frieden einfordert. Am vergangenen Karfreitag fand eine große Friedensprozession in der sächsischen Metropole statt. Kriegerisch jedoch war die Berichterstattung. Mit Falschbehauptungen und verdrehungen wurde die Friedensaktion und deren Akteure beschädigt. Dorne im Auge der Betrachter waren womöglich Dieter Hallervorden und die Politologin Ulrike Guérot mit Reden, die dringender nicht sein könnten. Ulrike Guérot stellte zugleich das European Peace Project vor, das am 9. Mai mit jedem einzelnen von uns in ganz Europa stattfindet. Der Liedermacher Jens Fischer Rodrian war am Karfreitag ebenfalls vor Ort und widmete der Rede von Guérot eine Friedensnote. Hören Sie seinen Beitrag mit dem Titel „Wiederauferstehung eines Friedensprojekts“. https://europeanpeaceproject.eu/en/