weltnetzTV (Medienpräsenz)

1:12:55

Zur Steuerung einer sozial verträglichen Entwicklung experimentieren die chinesischen Behörden mit neuartigen Kredit-Punkte-Systemn, die eine prosoziale Rücksichtnahme und ökologisches Verhalten fördern sollen. Diese Tests, zur Zeit wird mit 40 unterschiedlichen Systemen experimentiert, lösen - vor allem in den westlichen Medien - heftige Diskussionen aus, beruhen die Systeme doch zum Teil auf gleichen oder ähnlichen technischen Grundlagen (Big-Data, Mustererkennung, Künstliche Intelligenz, Datenintegration) wie die polizeilichen und geheimdienstlichen Überwachungstechniken, die hierzulande entwickelt werden. Das Thema ist ein ideologisches Minenfeld, es ist "contested terrain".

Was fehlt, sind natürlich solide und unvoreingenommene Informationen aus erster Hand. Madeleine Genzsch, MBA, Marketing- und China-Expertin, hat 15 Jahre in China gelebt, hat dort deutsche Unternehmen beraten, spricht chinesisch und ist wohl eine der besten China-Kennerinnen in Deutschland. Sie versucht in ihren Vorträgen, über China aufzuklären, Vorurteile abzubauen und für Kooperation zu werben. Zur Zeit promoviert sie zum Thema "ecological China" an der RWTH Aachen.

Madeleine Genzsch war am 11. April 2019 im Rahmen der Bremer China-Reihe zu einem ebenso spannenden wie informativen und kontrovers diskutierten Vortrag in Bremen. Eingeladen hatten: Studiengruppe China Bremen, Konfuzius-Institut Bremen e.V., biz Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung, BeN Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e.V. und Weltnetz.tv. Unterstützt wurde die Veranstaltung von: Vereinigte Ev. Gemeinde Bremen-Neustadt, Bremer Friedensforum, AK Nahost Bremen, aufstehen Bremen, Kreisverband LdW der Linkspartei.

59:52

Prof. Dr. Wolfram Elsner ist Makroökonom mit den Schwerpunkten Evolutionäre und Institutionelle Ökonomik und einer der wenigen linken Ökonomen mit intensiven Beziehungen zu dortigen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern. Er war im September 2017 zu einem Studienaufenthalt an den Universitäten in Peking, Tianjin und Changchun und war eingeladen, bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung des neuen Center for Socialist Political Economy an der renommierten Jilin Universität zu sprechen. Im Interview werden viele Themen berührt. 

Es ist aufgeteilt in die folgenden Themen: Teil II 

6. E-Mobilität, Verkehrspolitik, "agile Industriepolitik" (ab Beginn). 
7. Umweltpolitik, saubere Luft in Peking (ab Min. 13:00
8. "Bäume, Bäume, Bäume", Aufforstung und Naturschutzgebiete (ab Min. 18:41
9. Geopolitik, Seidenstraße, Verhältnis zu den USA (ab Min. 26:04
10. Vorläufiger Versuch einer Gesamteinschätzung oder "den Tiger reiten" (ab Min. 45:40)

37:47

Von China lernen! Ja, unbedingt! Das ist die dezidierte und mit viel Temperament vertretene Meinung von Wolfram Elsner. Ich spreche mit ihm über viele Themen, vor allem natürlich über die Lage angesichts der weltweiten Coronavirus-Krise. In Wuhan ist die Krise überwunden; die achtwöchige Isolation ("lock down") ist aufgehoben; der Alltag kehrt allmählich zurück; Tausende von medizinischen Helfern aus den anderen Provinzen China können zurückkehren.

Die Hilfsangebote Chinas ("Seidenstraße der Gesundheit") sind inzwischen von vielen Staaten Europas (Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, Bulgarien, Slowenien u.v.a.m.) dankbar angenommen worden. Allein Deutschland ist arrogant genug, um die Angebote abzulehnen. Wolfram Elsner hält das für falsch und sagt voraus, dass sich das die Regierung mit Sicherheit noch mal überlegen werde.

Der Anlass für das Interview: Das neue Buch von Wolfram Elsner. Es heißt "Das chinesische Jahrhundert - die neue Nummer eins ist anders" und ist gerade frisch im Westend-Verlag erschienen und ab dem 9. April 2020 lieferbar. Wir haben außer über die Covid-19-Pandemie über das wunderbare Schnelleisenbahnetz und die S-Frage, die Sozialismus-Frage gesprochen. Was ist das für ein "System", das in China entwickelt wird? Welche Begriffe sind tauglich? Welche Antwort gibt Elsner? Dafür braucht er in seinem neuen Buch viele Seiten und warnt eindringlich vor schnellen und einfachen Antworten. Auf jeden Fall wäre es für die westliche Linke an der Zeit, die eurozentristische Brille absetzen und die Entwicklung gerade der letzten Jahre möglichst unbefangen zur Kenntnis nehmen. Dann könne man viel von China lernen.
Sönke Hundt 

39:42

Sabine Kebir spricht mit Karin Leukefeld über Lage in Syrien im Oktober 2016:
Die Medien sprechen von der humanitären Katastrophe in Ost-Aleppo. Dass es auch eine humanitäre Katastrophe in West-Aleppo gibt, wird verschwiegen, weil die syrische Regierungsarmee diese Stadtteile kontrolliert. Da sie unter ständigem Beschuss aus Ost-Aleppo liegen, sterben auch hier täglich viele Menschen. Der Beschuss verhindert den Wiederaufbau der Infrastruktur in West-Aleppo, weshalb es auch dort weder genug Wasser noch Elektrizität gibt.

Sabine Kebir spricht in Berlin darüber mit Karin Leukefeld, die vor kurzem aus Syrien gekommen ist und in den nächsten Tagen wieder dorthin fliegt. Leukefeld beleuchtet auch die Rolle der Türkei, insbesondere in Bezug auf die Kurden sowie die Rolle Saudi Arabiens und Katars im aktuellen Geschehen. Erörtert werden auch die Fragen, welchen Einfluss die sich anbahnende Schlacht um Mossul auf Syrien haben kann, inwieweit Präsident Obama die Entwicklung in Nahost noch kontrolliert und was die Region von einer künftigen Präsidentin Clinton zu erwarten hat.

1:18:40

weltnetz.tv im Gespräch mit Rainer Mausfeld über sein neues Buch „Angst und Macht. Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien“

„Macht hat für den, der sie hat, viele Vorteile und für diejenigen, die ihr unterworfen sind, viele Nachteile, denn Macht erzeugt bei den ihr Unterworfenen Angst. Angsterzeugung wiederum ist ein Herrschaftsinstrument, und Techniken zum Erzeugen von gesellschaftlicher Angst gehören zum Handwerkzeug der Macht.“*
Pascal Luig sprach für weltnetz.tv mit Rainer Mausfeld über sein neues Buch „Angst und Macht. Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien“. Unter anderem wurden folgende Fragen diskutiert: Wie wird Angst in kapitalistischen Demokratien erzeugt? Wie werden wir dadurch manipuliert? Wie können wir uns davon befreien und welche Alternativen gibt es?

1:26:57

Der renommierte Völkerrechtler und Friedensaktivist Prof. Dr. Norman Paech stellt sein neues Buch vor (Palästina - Vertreibung, Krieg und Besatzung - Wie der Konflikt die Demokratie untergräbt), das er zusammen mit Annette Groth und Richard Falk herausgegeben hat. 
Am Anfang seines Referats geht er spontan auf diverse aktuelle Probleme ein: Trumps Jerusalem-Erklärung und die Folgen, die unsägliche Geschichtsklitterung von Hermann Kuhn (DIG Bremen) und die Untauglichkeit der Ein-Staat-Lösung (im Gegensatz zu Jeff Halper) für Palästina. Dazu kommen viele historische Rückgriffe u.a. in die Entstehungs- und Kriegsgeschichte Israels, seine jetzige innenpolitische Situation, die vier juristischen Ebenen des Landraubs, die Illegalität des Verlaufs der (Sperr-)Mauer u.v.a.m. 

Ab Minute 48 beginnt eine intensive und spannende Diskussion, in der es vor allem um die Versuche in vielen deutschen Städten geht, mit (haltlosen) Antisemitismusvorwürfen Stimmung zu machen gegen Veranstaltungen, Publikationen und Personen, die sich kritisch zu Israels Besatzungs- und Besiedlungspolitik in Palästina äußern. 

17:27

Bunt, grell und originell statt objektive Berichterstattung. weltnetz.tv im Interview mit Michael Meyen über die Krise der Massenmedien, die Auswirkungen auf die Gesellschaft und mögliche Wege aus der Medienkrise.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Medien und damit auch unsere Gesellschaft von Grund auf verändert. Auslöser dafür sind nach Michael Meyen* drei Medienrevolutionen – Privatfernsehen, Internet und Social Media. Durch die ständige Jagt nach Klicks, Likes und Quote entstand eine regelrechte Boulevarisierung der Massenmedien und der Imperativ der Aufmerksamkeit beherrscht die Berichterstattung. Im Ergebnis hat der Journalismus, die sogenannte 4. Gewalt, seine eigentliche Aufgabe aus den Augen verloren: Öffentlichkeit herstellen, die Mächtigen kritisieren, die Mächtigen kontrollieren, uns alle informieren. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien hat dadurch massiv gelitten. Doch die momentane Medienrealität ist kein Naturgesetz, sondern sie ist von Menschenhand gemacht und es gibt Auswege aus der Krise.

30:35

28.08.2025

MD Fadi Schukfeh (ursprünglich aus Syrien) ist ein angesehener Facharzt für Urologie in Achim bei Bremen. Er hat mehrere Einsätze unter schwierigsten Bedingungen in Gaza hinter sich. Er kehrt schon in den nächsten Wochen wieder zurück, um medizinische Hilfe zu leisten. Der Palästinensischen Gemeinde Bremen und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft gelang es, den Arzt kurzfristig für einen Abend zu gewinnen. Sein Bericht - erschütternd. Es macht einen Unterschied, ob man sich über die Medien (also immer nur indirekt) informiert, oder ob man einem Beteiligten zuhören kann, der dabei war. 

42:33

In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 brannte der Reichstag in Berlin. Am Tatort wurde der 75 Prozent erblindete Niederländer und Kommunist Marinus van der Lubbe gefunden und verhaftet. Van der Lubbe wurde angeklagt und am 23. Dezember 1933 sprach das Reichsgericht sein Urteil im sog. Reichstagsbrandprozess. Das Ergebnis war, dass Marinus van der Lubbe für den Brand verurteilt und hingerichtet wurde. Für die Nationalsozialisten geriet der antikommunistische Schauprozess jedoch zum Fiasko, da van der Lubbe zwar verurteilt, die mitangeklagten Kommunisten aber „mangels Beweisen“ freigesprochen wurden. (Das Gericht hat in seinem Urteil dennoch die KPD bzw. unbekannt gebliebene Mitglieder der Kommunistischen Partei als Mittäter und Urheber der Brandstiftung bezeichnet.)

Dennoch führte der Reichstagsbrand im Folgenden auch zum Untergang von Demokratie und Rechtsstaat in Deutschland und zur Errichtung der totalen NS-Diktatur. Auf den Reichstagsbrand folgte die Notverordnung "zum Schutz von Volk und Staat", die sogenannte Reichstagsbrandverordnung, mit der die wesentlichen bürgerlichen Grundrechte suspendiert wurden, sowie die Massenverhaftung von kommunistischen und linkssozialistischen Gegnern der Hitler-Regierung, die in improvisierten Konzentrationslagern interniert wurden. Bei den vorgezogenen Reichstagswahlen am 5. März 1933 errang die NSDAP zusammen mit ihren deutschnationalen Verbündeten einen knappen Sieg, der nur vor dem Hintergrund des Reichstagsbrandes und der in dessen Folge entfesselten Propaganda gegen die „kommunistischen Brandstifter“ sowie des ungezügelten Terrors der SA gegen die politische Linke zu begreifen ist.

Die Öffentlichkeit und selbst das Reichsgericht waren sich damals einig, dass van der Lubbe den Reichstag aber niemals hätte alleine anzünden können. Erst nach dem Krieg wurde „durch das unsägliche Wirken einer mafiösen Seilschaft von Meinungsführern in Medien, staatsnaher Geschichtswissenschaft, Verfassungsschutz und Politik“ die Geschichte umgeschrieben – und Marinus van der Lubbe zum Alleintäter gemacht.

Alexander Bahar, Historiker und Politikwissenschaftler, setzt sich schon seit vielen Jahren mit dem Reichstagsbrand auseinander. Anhand der historischen Dokumente hat er den Reichstagsbrand rekonstruiert und festgestellt, eine Alleintäterschaft van der Lubbes ist unmöglich. 

51:36

Vortrag von Dr. Uwe Krüger (Universität Leipzig) - Bestimmte Auffälligkeiten in der Ukraine-Berichterstattung werden plausibel, wenn man die Verbindungen deutscher Leitmedien zu US- und Nato-nahen Organisationen kennt. Dieser Vortrag zeigt Netzwerke von führenden Außenpolitik-Journalisten und wie sich diese personelle Nähe in Berichten und Kommentaren niederschlägt.