Geschichtskultur durch Restitution? Ein Kunst-Historikerstreit. Hrsg. Thomas Sandkühler, Angelika Epple und Jürgen Zimmerer

Zur Debatte um die Restitution kolonialer Kulturobjekt. Raubkunst, Kunstraub, koloniale Sammlungen von Kulturgütern - nicht erst seit der Kontroverse um die nigerianischen Benin-Bronzen des Humboldt-Forums in Berlin ist ein Streit darüber ausgebrochen, wie mit Sammlungsobjekten aus kolonialen Kontexten umgegangen werden sollte. Die unter Fachleuten schon länger andauernde Debatte hat 2018 neue politische Brisanz gewonnen, als der französische Staatspräsident Macron erstmals die Rückgabe an die Herkunftsgesellschaften ankündigte und konkrete Schritte prüfen ließ. Mit der Forderung nach Restitution von Kunstschätzen kolonialer Provenienz werden grundlegende und äußerst komplexe Fragen nach der Gegenwart der Vergangenheit aufgeworfen und das in ethischer, wissenschaftlicher, politischer, juristischer und ästhetischer Hinsicht.

ISBN 978-3-412-51860-8     45,00 €  Portofrei     Bestellen

Sie betreffen nicht nur Kunsthistorikerinnen und Museumsfachleute , sondern auch Kultur-, Wissenschaftshistorikerinnen, Juristinnen und Geschichtsdidaktikerinnen, aber auch alle diejenigen, die Museen besuchen, die sich koloniale Sammlungen anschauen und sich bisher wenig mit der Provenienz von Objekten beschäftigt haben. Im vorliegenden Band wird erstmals der Versuch unternommen, die geschichtskulturellen Dimensionen der Debatte auszuleuchten und einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Rund dreißig deutsche und internationale Autorinnen melden sich zu Wort. Die Aufsätze verdeutlichen, wie wichtig es ist, ein Kernstück der gegenwärtigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung um das Erbe des Kolonialismus von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten: Einfache Antworten gibt es nicht, und gerade in dieser Schwierigkeit liegt die besondere Aufgabe.

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Inhaltsverzeichnis

Die Beninbronzen. Eine unendliche Serie. Von Viola König → Deutscher Kulturrat 28. Mai 2021

Mahnmal der Arroganz. Der Umgang mit Raubkunst in Museen und die Aufarbeitung des Völkermords in Namibia zeigen die Halbherzigkeit der kolonialen Erinnerungspolitik. Von Jürgen Zimmerer → taz 16.05.2021

Der Umgang mit der deutschen wie auch europäischen Kolonialgeschichte ist gerade ein heiß diskutiertes Thema. Sollen wir Sammlungsobjekte aus den ehemaligen Kolonien zurückgeben? Berühmtestes Beispiel sind die Benin-Bronzen, deren Rückgabe an Nigeria gerade beschlossen wurde. Podcast von Tomas Fitzel → rbb Kltur 11.05.2021

„Zeigen, dass Deutschland die Deutungshoheit abgibt.“ Deutsche Museen geben ihre Benin-Bronzen zurück – dieser Beschluss wird als wegweisend bei der Restitution geraubter Kulturgüter bezeichnet. Der Historiker Jürgen Zimmerer kritisiert zahlreiche Versäumnisse – er vermisst eine historische Geste. Moderation: Nicole Dittmer → Deutschlandfunk Kultur 30.04.2021

Heftige Debatte über Kolonialkunst. Alles ist denkbar – nur keine Einigung. Was soll mit Kunst aus einstigen Kolonien passieren? Ein Buch sammelt unterschiedliche Positionen – und zeigt: Die Tonlage wird immer aggressiver. Von Ulrike Knöfel → Spiegel 21.04.2021

Herausgeber/innen und Autor/innen

Dr. Thomas Sandkühler ist Professor für Geschichtsdidaktik an der Humboldt-Universität Berlin. Er war bis September 2019 Vorsitzender der Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD), der Verband der Geschichtsdidaktikerinnen und Geschichtsdidaktiker Deutschlands.

Angelika Epple ist Professorin für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und Prorektorin für Internationales und Diversität der Universität Bielefeld.

Jürgen Zimmerer ist Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg und leitet die Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe.

Weitere Beiträge von

Dr. phil. Rebekka Habermas ist Professorin für Mittlere und Neuere Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen.

Hermann Parzinger, Prof. Dr. Dr. h.c. mult., Jahrgang 1959, Studium der Vor- und Frühgeschichte mit Promotion in München, danach Hochschulassistent mit Habilitation ebenfalls in München. 1995 als Gründungsdirektor Aufbau der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin mit Ausgrabungen in Sibirien, Mittelasien, der Mongolei und Iran. Miglied zahlreicher Akademien im In- und Ausland und Träger des Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2003 Wahl zum Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts, seit März 2008 Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, mit ihren Museen, Bibliotheken und Archiven eine der weltweit größten Wissens- und Kultureinrichtungen.

Erhard Schüttpelz ist Professor für Medientheorie an der Universität Siegen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Literatur- und Mediengeschichte der globalisierten Moderne, Wissenschaftsgeschichte der Medientheorie und der Ethnologie.

 

Erstellt: 05.06.2021 - 06:55  |  Geändert: 05.06.2021 - 07:20