»Das ist also das Leben meiner Mutter gewesen, dachte ich, das Leben und das Alter einer Arbeiterin. Noch wusste ich nicht, dass ich dieser Aufzählung bald ein drittes Wort würde hinzufügen müssen.«
Eigentlich hatte Didier Eribon sich vorgenommen, ab jetzt regelmäßig nach Fismes zu fahren. Doch seine Mutter stirbt wenige Wochen nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim in dem kleinen Ort in der Champagne. Wie in Rückkehr nach Reims wird dieser Einschnitt zum Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. Eribon rekonstruiert die von Knappheit und Zwängen bestimmte Biografie einer Frau, die an einen brutalen Ehemann gekettet blieb und sich sogar in ihren Träumen bescheiden musste. »Meine Mutter«, hält er fest, »war ihr ganzes Leben lang unglücklich.«
Didier Eribon (Jahrgang 1953) ist ein französischer Soziologe, Philosoph und Autor, der sich mit Fragen sozialer Klassen, Identität und gesellschaftlicher Machtstrukturen befasst. Er wurde durch Arbeiten zur Geschichte der Sexualität, zu Minderheitenpositionen und zu sozialen Ausschlussmechanismen bekannt. Internationale Aufmerksamkeit erhielt er mit seiner Biografie über Michel Foucault und später mit seinem autobiografisch geprägten Werk über Herkunft und Klassenmobilität, das eine weitreichende Debatte über soziale Ungleichheit auslöste. Er verbindet theoretische Ansätze der Soziologie mit persönlicher Erfahrung und untersucht, wie gesellschaftliche Bedingungen Lebenswege prägen. Seine Veröffentlichungen erscheinen regelmäßig in wissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen.
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