Der Prozess
Wie der deutsche Völkermord an den OvaHerero und Nama nicht vor Gericht kam

2024 jährt sich der Aufstand der OvaHerero und Nama gegen die deutsche Kolonialmacht in »Deutsch-Südwestafrika« - dem heutigen Namibia - zum einhundertzwanzigsten Mal. Die deutsche Armee ermordete daraufhin mehr als 75.000 Menschen - ca. 80 % aller damals lebenden OvaHerero und 50 % aller Nama. Seit Jahrzehnten versuchen Nachkommen der OvaHerero und Nama, dass dieser Völkermord auf juristischem Wege anerkannt wird; die Bundesrepublik weiß die Forderungen jedoch erfolgreich abzuwehren: mit Ignoranz, »weltmachtstypischer Entwicklungshilfe« und hohlen Versöhnungsgesten.

ISBN 978-3-87512-629-7 1. Auflage 03.2024 16,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Dazu gehört auch die mittlerweile geäußerte »Anerkennung des Völkermordes«, die allerdings - dafür ist gesorgt worden - keine juristischen Konsequenzen nach sich zieht. Oppositionspolitiker:innen in Namibia und mehrere Organisationen der OvaHerero und Nama ringen nach wie vor darum, endlich in die Verhandlungen involviert zu werden.

MaroHeft#14 untersucht den politischen und juristischen »Prozess«, bei dem die deutsche Außenpolitik seit Jahrzehnten koloniale Muster wiederholt. Ein unversöhnliches Heft.

Mehr Infos

INTERVIEW: »Christina Brinkmann im Gespräch mit den Autorinnen Christiane Bürger und Sahra Rausch im Radio Corax über MaroHeft 14 ›Der Prozess. Wie der deutsche Völkermord an den OvaHerero und Nama nicht vor Gericht kam‹« [Podcast 20:59] Radio Corax 21.11.2024

Verschleppte Versöhnung: »Die juristischen Auseinandersetzungen der Ovaherero und Nama mit der Bundesrepublik sind Thema eines neuen Essays aus der Reihe ›Maro-Hefte‹. Christiane Bürger und Sahra Rausch skizzieren darin die Grenzen der juristischen Aufarbeitung im Rahmen des geltenden Völkerrechts und geben Ausblicke, was über Entschädigungszahlungen hinaus Teil einer umfassenden ›reparativen Gerechtigkeit‹ in Bezug auf Kolonialverbrechen und Sklavenhandel sein könnte. [...] ›Der Prozess‹ ist eine äußerst lesenswerte Ausgabe. Sie zeigt nicht nur, wie es der Bundesrepublik ein weiteres Mal gelingt, Forderungen der Nachkommen von Ermordeten abzuweisen. Sondern auch, wie gewinnbringend eine postkoloniale Perspektive sein kann.« Von Till Schmidt taz vom 7. Juni 2024 

REZENSION: »Die Bilder sind auf ihre Art und Weise eindrücklich. Dabei zeigt das Heft auch, wie gerade beim Thema Erinnerung und Aufarbeitung kollektiver Verbrechen gegen die Menschheit die wissenschaftliche und künstlerische Aufarbeitung unterschiedliche Dimensionen des Erinnerns abdeckt. […] Trotz der wissenschaftlichen Sprache ist es ein sehr gut verständlicher Essay.« @not_without_my_books, Instagram 

 

Christiane Bürger (Dr. phil.) studierte Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten Heidelberg und Wien. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und wurde 2015 an der Universität Heidelberg promoviert. Ihre Arbeit wurde mit dem Johannes Zilkens-Promotionspreis ausgezeichnet. Seit 2016 ist sie unter anderem für die Stiftung Haus der Geschichte in Berlin und seit 2021 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin & Koordinatorin an der Universität Erfurt tätig. Seit dem 01. März 2024 ist die klassisch ausgebildete Historikerin die neue Koordinatorin Erinnerungskultur bei der Stadt Lübeck.

Sahra Rausch ist Sozialwissenschaftlerin. Von 2017 bis 2022 hat sie im Rahmen eines binationalen Cotutelle-Verfahrens im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und an der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne zu Emotionen in postkolonialen Erinnerungspolitiken in Deutschland und Frankreich promoviert. Sie studierte Sozial-, Geschichts- und Politikwissenschaften an der Universität Erfurt, der Freien Universität Berlin, dem Institut d’Études Politiques in Lyon und der Middle Eastern Technical University in Ankara. Sie arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Koordinationsstelle »Koloniales Erbe in Thüringen« (KET) am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bei De Gruyter erschien 2024 ihr Buch »Emotionen in der postkolonialen Erinnerungspolitik. Deutschland und Frankreich seit den 1990er Jahren«. Sahra Rausch forscht und lehrt zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit in Deutschland, Frankreich und Italien.

Illustratorin

Die namibische Künstlerin Tuaovisiua Betty Katuuo lebt und arbeitet in Windhoek. Ihre für diese Publikation gezeichnete Serie trägt den Titel »We are still waiting«.

Übersetzer

Ryan Eyers übersetzt aus dem Deutschen ins Englische. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kunstgeschichte, Politik, Literatur und Popkultur. Er ist Mitgründer des Übersetzungskollektivs Gegensatz Translation Collective, und hat auch mehrere Bücher für Kinder geschrieben.

Die Unabhängigen - LIVE am 21.03.2024 ab 12:00 Uhr
21.03.2024 | Kurt Wolff Stiftung YouTube (21.03.2024)

Live-Gespräch mit Herero und Nama über sexualisierte Gewalt
Gesellschaft für bedrohte Völker YouTube (25.08.2021)

Reihe

Erstellt: 26.03.2025 - 08:52  |  Geändert: 26.03.2025 - 10:55