Tötungsbefehle
Talat Paschas Telegramme und der Völkermord an den Armeniern
Der staatlich organisierte Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges kostete mindestens eine Million Menschen das Leben. Die Bundesrepublik Deutschland hat mittlerweile anerkannt, dass es sich um einen Völkermord handelte - im wissenschaftlichen wie im erinnerungspolitischen Diskurs in der Türkei allerdings wird über diese Frage gestritten. Erkenntnisse aus den Prozessen 1919-1921, die gegen Verantwortliche geführt wurden, werden größtenteils geleugnet. Aus diesen geht hervor, dass es systematische Verbrechen der osmanischen Regierung gegen die Armenier mit dem Ziel ihrer vollständigen Auslöschung gegeben hat.
Es wird verschwiegen, umgedeutet, historische Quellen und kritische Stimmen werden diskreditiert. Ein beredtes Beispiel hierfür stellt der Umgang mit den sogenannten »Talat Pascha-Telegrammen« dar. Behauptet wird, dass diese Dokumente von armenischer Seite gefälscht worden seien, um die Türkei zu diskreditieren. Dem renommierten Historiker Taner Akçam ist es in seinem aktuellen Buch, das ein Meilenstein in der Aufarbeitung dieses Genozids ist, gelungen, diese Thesen zu widerlegen und die Echtheit der »Talat Pascha-Telegramme« nachzuweisen. Darüber hinaus belegt er, dass die Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich von der osmanisch-türkischen Regierung beabsichtigt und von ihr legitimiert worden war.
(In der Schriftenreihe »Genozid und Gedächtnis« des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum). Mit einem Vorwort von Cem Özdemir.
»Mit detektivischem Spürsinn war es Taner Akçam gelungen, die bis dato von der offiziellen türkischen Geschichtsschreibung vorgebrachte Behauptung, [Talat Paschas Telegramme] seien Fälschungen der Armenier, über den Haufen zu werfen. [...] Diesem Buch ist eine breite Leserschaft zu wünschen.« Raffi Kantian, Deutsch-Armenische Gesellschaft, 04.10.2019.
»Der türkische Historiker Taner Akçam zeigt an den Telegrammen von Grosswesir und Innenminister Talat Pascha, wie Fakten verdreht oder unterschlagen wurden. Lügen wurden zur Norm. Nur: Wahrheiten haben die Angewohnheit, irgendwann ans Licht zu kommen.« Lea Haller, NZZ Geschichte Nr. 24, 03.10.2019.
»Jahrzehntelang hatten türkische Regierungen zu den Verbrechen ihrer osmanischen Vorgänger geschwiegen sowie Teile des belastenden Archiv- und Aktenmaterials verschwinden lassen. [...] Dank des US-türkischen Soziologen Taner Akçam sind sie jetzt wieder zitierbar.« Tessa Hofmann, Der Tagesspiegel, 17.06.2020.
»Der türkische Historiker Taner Akçam zeigt an den Telegrammen von Grosswesir und Innenminister Talat Pascha, wie Fakten verdreht oder unterschlagen wurden. Lügen wurden zur Norm. Nur: Wahrheiten haben die Angewohnheit, irgendwann ans Licht zu kommen.« Lea Haller, NZZ Geschichte Nr. 24, 3.10.2019
»›Sherlock Holmes of Armenian Genocide‹ Uncovers Lost Evidence [...] For more than a century, Turkey has denied any role in organizing the killing of Armenians in what historians have long accepted as a genocide [...] Now Taner Akcam, a Turkish historian at Clark University in Worcester, Mass., who has studied the genocide for decades by piecing together documents from around the world to establish state complicity in the killings, says he has unearthed an original telegram from the trials, in an archive held by the Armenian Patriarchate of Jerusalem.« Tim Arango, The New York Times, April 22, 2017
Der Autor:
Taner Akçam, Historiker und Soziologe, ist Professor für Geschichte am Strassler Center for Holocaust and Genocide Studies der Clark University in Worcester, Massachusetts. Er hat zahlreiche Publikationen zur Armenienpolitik des Osmanischen Reiches und der Türkei, zum türkischen Nationalismus und besonders zur Geschichte des Genozides an den Armenier/innen veröffentlicht. Aktuelle Veröffentlichung: Naim Efendi'nin Hatıratı ve Talat Paşa Telgrafları. Krikor Gergeryan Arşivi (The Authenticity of the Naim Efendi Memoirs and Talat Pasha Telegrams), Istanbul 2016.
Erstellt: 26.09.2023 - 05:56 | Geändert: 26.09.2023 - 05:57