Hickel, Jason (Autor)

Jason Edward Hickel (* 1982) ist ein britisch-eswatinischer Anthropologe und Hochschullehrer. Seine Schriften beschäftigen sich mit ökonomischer Anthropologie und Entwicklungskritik. Zudem gilt Hickel als ein prominenter Vertreter der wachstumskritischen Bewegung. Hickel ist Fellow der Royal Society of Arts und Mitherausgeber der Zeitschrift World Development. Er lehrte er mehrere Jahre lang an der London School of Economics sowie der Goldsmiths, University of London. Aktuell ist er als Professor für Umweltwissenschaft und -technik an der Autonomen Universität Barcelona beschäftigt.

Wikipedia (DE): Jason Hickel

Wie ungleicher Tausch unsere Welt prägt

Jason Hickel über die Transformation der postkolonialen Ordnung 

Wir leben in einer kapitalistischen Weltwirtschaft, in der die Produktion überwiegend vom Kapital kontrolliert wird, das heißt, von großen Finanzunternehmen, Großkonzernen und dem einen Prozent, das den Großteil der investierbaren Vermögenswerte besitzt. Für das Kapital besteht der Zweck der Produktion ausdrücklich nicht darin, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen oder sozialen Fortschritt zu ermöglichen. Sein Hauptzweck ist die Maximierung und Anhäufung von Profit. Das ist das übergeordnete Ziel.

Um einen Prozess der fortwährenden Akkumulation aufrechtzuerhalten, muss das Kapital eine ständig steigende Menge an Inputs zum niedrigstmöglichen Preis beschaffen, das heißt günstige Arbeitskräfte und natürliche Ressourcen. Das Problem für das Kapital besteht jedoch darin, dass die Beschaffung dieser Inputs früher oder später zu gravierenden Widersprüchen führt. Während des Aufstiegs des Kapitalismus im Westen wurde immer deutlicher, dass die verschärfte Ausbeutung der heimischen Arbeiter*innenklasse revolutionäre Umtriebe hervorbringen konnte. Zugleich wurden durch die exzessive Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Landes nach und nach die ökologischen Grundlagen der Produktion selbst zerstört. Das Kapital benötigte daher eine Art «Außenbereich» – einen Bereich außerhalb der eigenen Grenzen, in der es Arbeitskräfte und Natur ungestraft ausbeuten und soziale und ökologische Kosten externalisieren konnte.

Mit anderen Worten: Der Kapitalismus benötigt eine imperiale Ordnung, um die Akkumulation zu stabilisieren. Der Imperialismus ist somit ein strukturell notwendiges Merkmal des Kapitalismus. Auch rund 60 Jahre nach dem formellen Ende des Kolonialismus ist unser Weltgefüge weiterhin von einem grundlegenden Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd sowie der wirtschaftlichen Dominanz des Nordens über den Süden geprägt. Die Transformation dieser Ordnung stellt die zentrale politische Herausforderung unserer Zeit dar [...]

Der ungleiche Tausch führt zu massiven Netto-Transfers vom Süden in den Norden. Im letzten Jahr, für das Daten vorliegen, lässt sich feststellen: Ein Nettoabfluss von 12 Milliarden Tonnen enthaltener Materialien und 21 Exajoule aufgewendeter Energie von Süden nach Norden. Jüngsten Untersuchungen zufolge würde diese Menge an Materialien und Energie ausreichen, um die gesamte Bevölkerung des Globalen Südens mit Infrastruktur und Gütern für einen angemessenen Lebensstandard zu versorgen [...] Rosa Luxemburg Stiftung 04.07.2025 

 

Jason Hickel rechnet mit dem Kapitalismus ab: Statt alle Menschen aus den Fängen der Armut zu befreien, hat unsere Art zu wirtschaften ein Leben voll künstlicher Verknappung, sozialer Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung hervorgebracht - angetrieben von einer Elite, die immer reicher wird. Hickel ist überzeugt: Wenn wir das Anthropozän überleben wollen, müssen wir den Kapitalismus hinter uns lassen. Die Alternativen heißen jedoch weder Kommunismus noch radikaler Verzicht. Es geht vielmehr darum, die reale Wirtschaft in ein System zu transformieren, das zum Wohle aller Menschen agiert und unsere Lebensgrundlagen nicht zerstört.

ISBN 978-3-96238-284-1 1. Auflage 2022 24,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

"Ein Buch voller Fakten, Zorn und Herzblut." Anthony Loewenstein
Seit Dekaden hören wir, Entwicklung hilft: Die südlichen Länder der Welt schließen zum reichen Norden auf, die Armut hat sich in den vergangenen 30 Jahren halbiert, bis zum Jahr 2030 ist sie verschwunden. Das ist eine tröstliche Geschichte, die von Politik und Wirtschaft gerne bestätigt wird. Aber sie ist nicht wahr. In Wirklichkeit hat sich die Einkommenslücke zwischen Nord und Süd seit 1960 verdreifacht, 60 Prozent der Weltbevölkerung verdienen weniger als 4,20 Euro am Tag. Armut ist kein Naturphänomen, sie wird gemacht.

ISBN 978-3-423-28163-8 29.03.2018 vergriffen Mehr Infos (Buch | Hardcover) → d-nb.info