Calvino, Italo (Autor)

Italo Calvino, 1923 in Santiago de las Vegas auf Kuba geboren, wuchs in San Remo auf. Er arbeitete mehrere Jahre als Lektor des Verlages Einaudi und als Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in alle Weltsprachen übersetzt. Italo Calvino starb am 19. September 1985 in Siena. Er war einer der bedeutendsten italienischen Schriftsteller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Bücher sind heute in Italien Volksgut und Schullektüre.

Wikipedia (DE): Italo Calvino

„Möchten Sie selbst auf Bäumen leben?“ – „Ja.“ Calvino, der auf Kuba geboren wurde, wo sein Vater als Agronom tätig war, wuchs ab 1925 in Ligurien auf. Er war Partisanenkämpfer im Zweiten Weltkrieg und gehörte zum Kreis der antifaschistischen Intellektuellen von Turin. Als Lektor im Verlag Einaudi wurde er zu einer der wichtigsten Figuren im kulturellen Nachkriegsitalien.  Von Marc Reichwein Welt 18.10.2023

Ein Meister der Postmoderne. Italo Calvino gehört zu den wichtigsten Vertretern der italienischen Gegenwartsliteratur – als Autor zahlreicher Romane und Erzählungen, aber auch als bedeutender Literaturtheoretiker. Deutschlandfunk Kultur 15.10.2023 

Despite Calvino’s reputation as a postmodernist, his imagination was more in tune with pre-modern literary modes. By Merve Emre The New Yorker February 27, 2023

The Written World and the Unwritten World. By Brian Dillon. Forty-three nonfiction works by Italo Calvino traverse experimentation, melancholy, playfulness, and erudition. By Brian Dillon 4Colums 27.01.2023

Italo Calvinos Nachruf auf Che Guevara

Was auch immer ich schreiben möchte, um meine Bewunderung für Ernesto Che Guevara, für sein Leben und seinen Tod zum Ausdruck zu bringen, klingt unstimmig.

Ich höre sein Lachen, das mir antwortet, voller Ironie und Mitgefühl. Ich sitze hier in meinem Arbeitszimmer, umgeben von meinen Büchern ; hier, im Scheinfrieden und Scheinwohlstand Europas, widme ich einen kurzen Teil meiner Arbeit dem Schreiben, ohne jedes Risiko, über einen Mann, der alle Risiken auf sich genommen hat, der die Fassade eines provisorischen Friedens nicht akzeptiert hat, einen Mann, der von sich selbst und von anderen höchste Opferbereitschaft verlangte, in der Überzeugung, dass jede Einsparung von Opfern heute morgen mit einer Summe noch größerer Opfer bezahlt werden wird.
Guevara ist für uns dieser Appell an die absolute Ernsthaftigkeit all dessen, was die Revolution und die Zukunft der Welt betrifft, diese radikale Kritik an jeder Geste, die nur der Beruhigung unseres Gewissens dient.

 

In diesem Sinne wird er im Mittelpunkt unserer Diskussionen und Gedanken bleiben, gestern als Lebender ebenso wie heute als Toter. Es ist eine Präsenz, die von uns weder oberflächliche Zustimmung noch formelle Ehrungen verlangt; diese kämen einer Verleugnung, einer Verharmlosung der extremen Strenge seiner Lehre gleich. Die „Linie des Che” verlangt viel von den Menschen; sie verlangt viel sowohl als Kampfmethode als auch als Perspektive für die Gesellschaft, die aus dem Kampf hervorgehen muss. Angesichts dieser Konsequenz und dieses Mutes, einen Gedanken und ein Leben bis zu seinen letzten Konsequenzen zu führen, sollten wir uns vor allem bescheiden und aufrichtig zeigen, uns bewusst, was die „Linie des Che” bedeutet – eine radikale Veränderung nicht nur der Gesellschaft, sondern der „menschlichen Natur”, angefangen bei uns selbst – und uns darüber im Klaren, was uns davon trennt, sie in die Praxis umzusetzen.

Die Diskussion Guevaras mit allen, die sich ihm näherten, die lange Diskussion, die in seinem kurzen Leben (Diskussion-Aktion, Diskussion, ohne jemals das Gewehr aus der Hand zu legen) nicht durch den Tod unterbrochen wurde, wird sich weiter ausbreiten. Selbst für einen zufälligen und unbekannten Gesprächspartner (wie ich es in einer Gruppe von Eingeladenen an einem Nachmittag im Jahr 1964 in seinem Büro im Industrieministerium sein konnte) konnte diese Begegnung kein Randereignis bleiben.

Die Diskussionen, die zählen, sind diejenigen, die dann still weitergehen, in den Gedanken. In meinem Kopf ist die Diskussion mit Che all die Jahre weitergegangen, und je mehr Zeit verging, desto mehr Recht hatte er.

Auch jetzt, da er im Kampf gestorben ist, der nicht aufhören wird, hat er weiterhin Recht.

*Che Guevara wurde am 9. Oktober 1967, vor fünfzig Jahren, in Bolivien getötet. Calvino schrieb diesen Text wenige Tage später, am 15. Oktober in Paris, wo er seit einigen Monaten lebte, an seinem 44. Geburtstag. Er wurde im Januar 1968 in spanischer Sprache in der kubanischen Zeitschrift Casa de las Americas (in einer Sonderausgabe, die dem „Che” gewidmet war) veröffentlicht. Der italienische Originaltext wurde dreißig Jahre später, 1998, in der ersten Ausgabe der Zeitschrift Che der italienischen Ernesto-Guevara-Stiftung veröffentlicht.

15. Oktober 1967

Original

Qualsiasi cosa io cerchi di scrivere per esprimere la mia ammirazione per Ernesto Che Guevara, per come visse e per come morì, mi pare fuori tono.

Sento la sua risata che mi risponde, piena d’ironia e di commiserazione. Io sono qui, seduto nel mio studio, tra i miei libri, nella finta pace e finta prosperità dell’Europa, dedico un breve intervallo del mio lavoro a scrivere, senza alcun rischio, d’un uomo che ha voluto assumersi tutti i rischi, che non ha accettato la finzione d’una pace provvisoria, un uomo che chiedeva a sè e agli altri il massimo spirito di sacrificio, convinto che ogni risparmio di sacrifici oggi si pagherà domani con una somma di sacrifici ancor maggiori.

Guevara è per noi questo richiamo alla gravità assoluta di tutto ciò che riguarda la rivoluzione e l’avvenire del mondo, questa critica radicale a ogni gesto che serva soltanto a mettere a posto le nostre coscienze.

In questo senso egli resterà al centro delle nostre discussioni e dei nostri pensieri, così ieri da vivo come oggi da morto. E’ una presenza che non chiede a noi né consensi superficiali né atti di omaggio formali; essi equivarrebbero a misconoscere, a minimizzare l’estremo rigore della sua lezione. La “linea del Che” esige molto dagli uomini; esige molto sia come metodo di lotta sia come prospettiva della società che deve nascere dalla lotta. Di fronte a tanta coerenza e coraggio nel portare alle ultime conseguenze un pensiero e una vita, mostriamoci innanzitutto modesti e sinceri, coscienti di quello che la “linea del Che” vuol dire – una trasformazione radicale non solo della società ma della “natura umana”, a cominciare da noi stessi – e coscienti di che cosa ci separa dal metterla in pratica.

La discussione di Guevara con tutti quelli che lo avvicinarono, la lunga discussione che per la sua non lunga vita (discussione-azione, discussione senza abbandonare mai il fucile), non sarà interrotta dalla morte, continuerà ad allargarsi. Anche per un interlocutore occasionale e sconosciuto (come potevo esser io, in un gruppo d’invitati, un pomeriggio del 1964, nel suo ufficio del Ministero dell’Industria) il suo incontro non poteva restare un episodio marginale.

Le discussioni che contano sono quelle che continuano poi silenziosamente, nel pensiero. Nella mia mente la discussione col Che è continuata per tutti questi anni, e più il tempo passava più lui aveva ragione.

Anche adesso, morendo nel mettere in moto una lotta che non si fermerà, egli continua ad avere sempre ragione.

*Che Guevara venne ucciso in Bolivia il 9 ottobre 1967, cinquant’anni fa. Calvino scrisse questo testo pochi giorni dopo, il 15 ottobre a Parigi, dove abitava da alcuni mesi, nel giorno del suo 44° compleanno. È stato pubblicato in spagnolo nel gennaio 1968 sulla rivista cubana Casa de las Americas (in un numero speciale dedicato al “Che”). Il testo originale italiano è stato pubblicato in Italia trent’anni dopo, nel 1998, sul numero uno della rivista Che della Fondazione italiana Ernesto Guevara”.

15 ottobre 1967

associazione nazionale di amicizia Italia Cuba

1. Auflage 01.01.1984 , Deutsch

Am 15 Juni 1767 beschließt der zwölfjährige Baron Cosimo Piovasco di Rondò, das dekadente Milieu seiner aristokratischen Familie zu verlassen, um fortan auf den Bäumen zu leben. Er erhebt sich von der Familientafel, klettert auf eine Steineiche und wird bis zu seinem Tod die Erde nicht mehr betreten.

ISBN 978-3-446-27994-0 1. Auflage 01.01.1984 22,00 € Portofrei Bestellen (Buch | Softcover)
ISBN 978-3-596-90441-9 7. Auflage 25.07.2012 vergriffen