Friedenstüchtig
Wie wir aufhören können, unsere Feinde selbst zu schaffen
Seit Jahren bewegt sich die westliche Welt in Richtung eines permanenten Ausnahmezustandes. Auf jede neue Krise, auf jeden Konflikt reagiert die Politik mit drakonischen Maßnahmen und zunehmender Militarisierung. In seinem neuen Buch warnt Fabian Scheidler, dass dieser Weg in eine Spirale von ökonomischem Niedergang, politischem Chaos und Krieg führt. Grundlegende demokratische und soziale Errungenschaften drohen einer als alternativlos dargestellten militärischen Logik geopfert zu werden. Der Wohlfahrtsstaat mutiert zum Kriegsstaat.
Die westliche Welt im Ausnahmezustand: Militarisierung, Demokratieabbau und ökonomischer Niedergang.
Scheidler deutet den Ausnahmezustand als Versuch, die sich zuspitzenden globalen Krisen autoritär zu beherrschen. Dabei zeigt er, wie die Feinde, die bekämpft werden sollen, zu einem großen Teil durch die Politik selbstgeschaffen werden. Die Verweigerung von Diplomatie schafft Kriegsanlässe, so wie Anti-Terror-Kriege immer neue Terroristen hervorbringen.
Doch der Abstieg in die selbstzerstörerische Kriegslogik ist keineswegs alternativlos. Angesichts der Gefahren, die mit den weltpolitischen Umbrüchen, der Zerstörung der Biosphäre und der Aushöhlung der Demokratie verbunden sind, weist das Buch neue Wege zum Umgang mit den Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Westliche Gesellschaften müssen lernen, sich von ihrer jahrhundertelangen Politik der Dominanz zu verabschieden, um eine Kultur der Kooperation zu entwickeln.
Auszug
Für eine Konfliktlösung ist es entscheidend, Verstehen und Legitimieren auseinanderzuhalten. Wer sich weigert, die Geschichte zur Kenntnis zu nehmen und die Motive der Akteure zu verstehen, beraubt sich jeder Möglichkeit, die Wurzeln des Konfliktes anzugehen und langfristigen Frieden zu schaffen. Fabian Scheidler blickt in seinem neuen Buch „Friedenstüchtig“ auch zurück auf historische Bemühungen eine Friedensordnung zu schaffen. Multipolar veröffentlicht Auszüge. Multipolar 15.10.2025
Rezension
Ideologiekritik: Prozesse des Umbruchs. Wo das Denken aufhört: Fabian Scheidlers kritischer Parforceritt durch die Krisen der Gegenwart.Eine Voraussage: Auch dieses Buch wird in Presse, Funk, Fernsehen und wissenschaftlichen Fachpublikationen ebenso ignoriert werden wie von Teilen derjenigen Partei, die das Linkssein im Namen führt. Wie viele andere Veröffentlichungen auch (darunter das Buch des Rezensenten zu den Wurzeln, den Akteuren und der Rolle der NATO im Ukraine-Krieg), denn Wahrheiten passen nur schwer zur Kriegslogik hier und zum Opportunismus dort. Von Lothar Schröter Junge Welt 27.10.2025
„Europa bewegt sich immer tiefer in eine selbstzerstörerische Kriegslogik hinein. Hart erkämpfte soziale und demokratische Errungenschaften drohen einer schrankenlosen Militarisierung und einem permanenten Ausnahmezustand geopfert zu werden.“ Damit wird in der Verlagsankündigung die zentrale Aussage des Historikers und Journalisten Fabian Scheidler in seinem Buch „Friedenstüchtig“ umrissen. hans-holzinger.org 20.10.2025
Krise und Krieg: Wir müssen raus aus der Spirale der Gewalt: Vor unseren Augen zerbricht jenes Zukunfts- und Fortschrittsversprechen, das die westliche Welt über Jahrhunderte zusammenhielt. Da soll aus Kriegsproduktion noch Gewinn erwirtschaftet und die Bevölkerung zur Kriegstüchtigkeit erzogen werden. Statt sich auf die Veränderungen in einer Welt einzustellen, die zunehmend nicht mehr durch die Hegemonie des Westens bestimmt ist, wird ein Kurs der Eskalation gewählt. Wie wir „unsere Feinde selbst schaffen“ und wie wir damit aufhören können, macht Fabian Scheidler mit seinem Buch „Friedenstüchtig“ durchschaubar. Von Irmtraud Gutschke NachDenkSeiten 18.10.2025
Die Feinde, gegen die der Westen sich so vehement zur Wehr setzt, hat er selber geschaffen: Das Buch, das heute erscheint, ist für mich eine wohltuende, gut recherchierte und tiefe Stimme der Vernunf. (...) Wer Anfang des Jahrhunderts geboren wurde, erlebt immer schneller aufeinander folgende Krisen. Westliche Regierungen reagieren scheinbar entschlossen, real aber mit einer unglaublichen Verengung der Möglichkeiten: Statt Probleme anzugehen und ihre Ursachen zu ergründen, scheint es nur noch eine Richtung zu geben: Macht und Gegenmacht – also Gewalt. (...) Bei den Reaktionen, zu denen der Wertewesten sich gezwungen sieht, werden alle humanen Traditionen, alle rechtlichen oder demokratischen Bedenken über Bord geworfen. Scheidler: «Was früher als logisch galt, ist es nicht mehr. Wo einst eine ethische Grenze war, rollen nun die Panzer.» Er spricht dabei allerdings nicht von Verschwörungen, die die Krisen absichtlich herbeigeführt hätten – sondern von der Geschicklichkeit von Systemen, sich Krisen zunutze zu machen. Denn ein Feind hat immense Vorteile für ein System, das von seinen Fehlern ablenken möchte. Von Christa Dregger Zeitpunkt 01.10.2025
Autoreninfos
Erstellt: 23.09.2025 - 11:20 | Geändert: 07.11.2025 - 00:34
