Texte wider die deutsche Kriegstüchtigkeit
Zusammengestellt von Peter Bürger - mit einem einleitenden Essay von Volker Ullrich

Im April 1915 bemerkte der Linkspazifist und spätere bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner (1867-1919) mit Blick auf den Weltkrieg: "Nur deshalb wirken bei uns alle Ereignisse als über uns hereinbrechende Plötzlichkeiten und Überraschungen, weil die allgemeine Öffentlichkeit sich für die Zirkel nicht interessiert, in denen die deutsche Politik tatsächlich organisiert wird."
Seine hier in zwei Abteilungen zusammengeführten Aufsätze, Reden und Dichtungen wider die deutsche Kriegstüchtigkeit aus den Jahren 1893-1918 zeigen, dass Eisner selbst zu jenen gehörte, die schon früh vor dem Militarismus im Kaiserreich und einem bevorstehenden Weltkrieg gewarnt haben. Mit großer Klarheit durchschaute er - aus eigener Profession - insbesondere die Rolle der militärgläubigen Medien und des "Kriegerjournalismus".
Die Auswahl der Sammlung erhellt jedoch andererseits Entwicklungen und Irrwege. Anfang August 1914 schrieb Eisner zunächst gar, "dass es den Vernichtungskrieg gegen den Zarismus gilt, den wir gepredigt, solange es eine deutsche Sozialdemokratie gibt." Erstaunlich lange versuchte er später auch noch als Gegner des "Burgfriedens" und Aufklärer wider die regierungsamtliche Kriegslüge die Zustimmung der Sozialdemokratie zu den Kriegskrediten irgendwie zu rechtfertigen. Erst 1917 erfolgte ein endgültiger Bruch mit jener SPD, die getreu der ihr von den Mächtigen zugewiesenen Aufgaben das Herrschafts- und Militärsystem weiterhin stützte.
Vor allem eine schonungslose Analyse der deutschen Kriegspolitik machte Kurt Eisner im Zuge der bayerischen Revolution zur Zielscheibe der Hetze von Vorwärts-Redaktion, bürgerlicher Presse und Rechtsextremisten - was schließlich zum Mordattentat vom 21. Februar 1919 führte. Eingeleitet wird der vorliegende Band mit einem Essay des Historikers Volker Ullrich: "Kurt Eisner, der glänzende Journalist und streitbare Sozialist, war einer der ganz Großen der deutschen Arbeiterbewegung".
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe bei Google Books
Kurt Eisner: Wider die deutsche Kriegstüchtigkeit: Erinnerung an den ersten Ministerpräsidenten des Freistaates Bayern angesichts des Militarismus heute - ein weiterer Quellenband: Vorgestellt wurde an dieser Stelle schon der Band "Kurt Eisner als Revolutionär und Ankläger des deutschen Militarismus" (ISBN 978-3-7693-6836-9). Mit der Sammlung "Texte wider die deutsche Kriegstüchtigkeit" liegt jetzt der zweite von insgesamt drei Teilen einer friedensbewegten Edition zu Kurt Eisner (1867-1919) vor, bei der das Lebenshaus Schwäbische Alb als Kooperationspartner beteiligt ist. (Der gedruckten Buchausgabe ging eine Digitale Erstauflage auf dem Internetportal www.schalom-bibliothek.org voraus .) Von Peter Bürger Lebenshaus Schwäbische Alb 12.03.2025
Der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern: Kurt Eisner war Journalist und hat in der SPD Karriere gemacht. Nach der Spaltung der Partei 1917 baute er in München die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) auf und stand an der Spitze der Revolution vom November 1918. Er beendet die Monarchie und rief den „Freistaat Bayern“ aus. Von Volker Ullrich Deutschlandfunk 14.05.2017
Erstellt: 03.05.2025 - 16:13 | Geändert: 03.05.2025 - 20:04