World History DE (Medienpräsenz)

16:52

..Oft gaben sich die UPA-Kämpfer als sowjetische Partisanen aus: Sie betraten Häuser, forderten Lebensmittel und umstellten gleichzeitig das Dorf. Alle vorbeikommenden Polen wurden festgesetzt. Im Dorf Parośla etwa befahlen UPA-Männer den Bewohnern, sich hinzulegen, und fesselten sie – unter dem Vorwand, sie würden bald einen deutschen Militärzug angreifen und die Fesselung diene dem Schutz der Zivilisten. Einige Dorfbewohner verstanden Ukrainisch und glaubten den Männern nicht, doch sie waren unbewaffnet und mussten gehorchen. Fast alle Polen des Dorfes wurden anschließend mit Messern und Äxten ermordet – darunter alte Männer, Frauen, Kinder und sogar ein sechs Monate altes Baby, das mit einem Messer an einen Tisch geheftet wurde. Nur zwölf Menschen überlebten, darunter der zwölfjährige Witold Kołodyński, der durch einen Axthieb schwer am Kopf verletzt wurde. Auch dieses Massaker war Teil von Banderas Kampf um ein unabhängiges ukrainisches Vaterland. Schätzungen zufolge wurden bei solchen Angriffen gegen Zivilisten zwischen 60.000 und 120.000 Menschen getötet.

Als die Rote Armee 1944 nach Westen vorrückte, suchten die Nationalsozialisten nach jeder Kraft, die den sowjetischen Vormarsch verlangsamen konnte. Im September 1944 verließ Bandera das Konzentrationslager Sachsenhausen – nachdem er sich bereit erklärt hatte, antikommunistische Operationen zu leiten. Gemeinsam mit anderen entlassenen OUN-Führern entwarf er Pläne zur Bekämpfung der Sowjets – etwa durch den Einsatz ukrainischer Einheiten, die per Fallschirm hinter die sowjetischen Linien gebracht werden sollten, um dort Chaos zu stiften. Doch angesichts des militärischen Zusammenbruchs an der Ostfront blieben diese Pläne weitgehend bedeutungslos.

Nach dem Krieg zog Bandera mit seiner Familie mehrfach innerhalb des von den Westalliierten besetzten Deutschlands um. Sowjetische und polnische Politiker forderten seine Auslieferung – sie bezeichneten ihn als Terroristen, der für den Tod Tausender verantwortlich sei. Doch amerikanische Geheimdienstoffiziere widersprachen. Zwar stuften sie Bandera als extrem gefährlich ein, doch hielten sie ihn zugleich für zu wertvoll, um ihn an die Sowjets auszuliefern – schließlich kannte er das ukrainische Untergrundnetzwerk genau und galt als geschickter Antikommunist. Im Rahmen der geheimen Operation „Anyface“ blockierte Washington stillschweigend die Auslieferungsanträge. Bandera lebte fortan unter wechselnden Identitäten und ließ sich schließlich in München nieder – einer Stadt, die einst eine Hochburg der Nationalsozialisten war.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Bandera seinen Kampf für ein unabhängiges, sowjetfreies ukrainisches Vaterland fort. Der Kreml wollte ihn zum Schweigen bringen. Über Jahre hinweg versuchte der sowjetische Geheimdienst, ihn zu entführen. Als die Geduld der Sowjets erschöpft war, beauftragte der berüchtigte KGB den jungen Ukrainer Bohdan Staschynsky mit seiner Ermordung. Der KGB trainierte ihn im Umgang mit einer Gaswaffe, die beim Zerdrücken einer Zyankalikapsel einen tödlichen Strahl ausstieß – gedacht, um Herzversagen hervorzurufen und den Mord wie einen natürlichen Tod erscheinen zu lassen.
Bereits 1957 hatte Staschynsky auf diese Weise den ukrainischen Politiker Lew Rebet getötet. Am 15. Oktober 1959 setzte er eine verbesserte Version derselben Waffe ein, um Stepan Bandera in München zu ermorden. Diesmal war der KGB erfolgreich – der 50-jährige Bandera war sofort tot.
Am 20. Oktober 1959 wurde Stepan Bandera in München beigesetzt. Zwei Jahre später zog seine Frau mit den drei Kindern nach Toronto in Kanada.
Bis heute gilt Bandera vielen Ukrainern als Nationalheld. Für sie steht er symbolisch für den Kampf um ein unabhängiges Vaterland – sei es im Widerstand gegen Polen oder gegen die Sowjetunion. Doch dieser Kampf war untrennbar mit dem Leid Tausender Unschuldiger verbunden – und mit einer Allianz mit dem verbrecherischen Regime Nazi-Deutschlands.

22:31

...Die Lager-Gestapo folterte Edek, um herauszufinden, wer ihm die Uniform und die Waffe gegeben hatte. Er gab sein Geheimnis jedoch nicht preis. Boleslaw Staron, der zur gleichen Zeit wie Edek inhaftiert gewesen war, erinnerte sich, dass Edek jeden Abend nach dem Appell ein italienisches Lied sang, um Mala ein Zeichen zu geben, dass er noch lebte.

Am 15. September 1944 wurden die 26-jährige Mala und der 20-jährige Edek nach Birkenau verlegt. Sie wurden bei einer öffentlichen Hinrichtung beide gleichzeitig gehängt, jeweils im Frauen- und im Männerlager. Edek sprang in die Luke, bevor das Urteil verlesen wurden, aber die Wachen stellten ihn zurück auf die Tribüne. Edek rief dann etwas wie „Lang lebe Polen!“. Eine Person sagte allen anderen Gefangenen, dass sie ihre Hüte aus Achtung vor Edek abnehmen sollten und das taten sie.

Die Auschwitz-Überlebenden Primo Levi, Raya Kagan und andere berichteten nach dem Krieg, dass Mala sich zur selben Zeit am Fuß des Galgens mit einer Rasierklinge eine Pulsader aufgeschnitten hatte. Die SS-Wachen versuchten dann, ihr die Rasierklinge zu entreißen, doch Mala ohrfeigte sie mit ihrer blutüberströmten Hand. Mala schrie die Wache an: „Ihr werdet für eure Taten alle bitter bezahlen!“ Dann drehte sie sich zu den versammelten Gefangenen um und versuchte, sie zu ermutigen: „Ich war draußen! Das Ende des Krieges ist nah, seid stark und robust“. Andere Wachen warfen sich sofort auf sie, schlugen sie zu Boden und knebelten sie. Auf Anweisung aus Berlin befahl Maria Mandl, bekannt als„die Bestie aus Auschwitz“, dass Mala bei lebendigem Leib im Krematorium verbrannt werden sollte. 
Mala wurde dann auf eine Schubkarre gelegt und in die Krankenstation des Lagers gebracht, um die Blutung zu stoppen. Die genauen Umstände ihres Todes wurden nie vollständig geklärt, da die Berichte der überlebenden Augenzeugen stark voneinander abweichen. Einige Zeugen sagten, dass sie auf der Schubkarre starb, während andere berichteten, dass ein Wachmann Mitleid mit ihr hatte und sie am Eingang des Krematoriums erschoss. Es gibt auch einen Bericht, dass sie Gift bei sich hatte und es einnahm, bevor sie lebendig verbrannt werden konnte, während ein anderer Bericht besagt, dass sie lebendig in den Ofen des Krematoriums in Auschwitz geworfen wurde. Die Häftlinge, die gezwungen waren, die Leichen zu verbrennen, waren darüber informiert worden, dass Mala ankommen würde, und sie trafen spezielle Vorbereitungen. Sie beteten und weinten, als sie ihre Überreste verbrannten.

Doch Malas Vermächtnis bleibt lebendig. Auch heute, mehr als 79 Jahre nach ihrem Tod, ist diese gute und mutige Frau, die alles in ihrer Kraft stehende tat, um anderen zu helfen und Dutzende Mitgefangene vor dem sicheren Tod rettete, nicht vergessen. Viele Überlebende, darunter 39 belgische Häftlinge aus dem Frauenlager, sagten nach dem Krieg, das Mala ihnen das Leben rettete. Eine von ihnen, Sarah Gutfrajnd, nannte ihre 1946 geborene Tochter Mala. Mala Meyer lebt heute in Tel Aviv. Die Überlebenden widmeten Mala ein Holocaust-Forschungsstipendium in Yad Vashem, der internationalen Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem.

2017 wurde Mala Zimetbaum mit dem JRJ-Titel ausgezeichnet - eine Auszeichnung für jüdische Menschen, die andere Juden im Holocaust retteten. Diese Auszeichnung wird vom "B'nai B'rith world center“ in Jerusalem und dem „Komitee zur Anerkennung von Juden, die andere Juden im Holocaust retteten“ verliehen.
Dr. Abraham Huli, damals Vizepräsident von B'nai B'rith International als Vertreter für Israel, reichte die Nominierung ein.

Diejenigen, die Mala kannten, sprachen ihr Leben lang mit großem Respekt und Anerkennung über sie. Sie betonten häufig, dass sie ihr ihr Leben verdankten. Einige ihrer Nachkommen sind bis heute nach Mala benannt.

Auf dem Antwerpener Gebäude, in dem Mala lebte, ist eine Gedenktafel mit ihrem Relief angebracht. Da sie kein Grab hatte, wurde im September 2023 auf dem jüdischen Friedhof in Brzesko, ihrer polnischen Heimatstadt, ein Denkmal errichtet.
Mala war eine Heldin, die ihr Leben denjenigen widmeten, die es am meisten brauchten und die bis zum letzten Atemzug für diese Menschen gekämpft hat.