36. Pleisweiler Gespräch mit Jacques Baud – Teil 1: Vortrag
Thema: Ukraine – aktuelle Lage und Friedensperspektiven
Von der Art und Weise, wie man eine Krise versteht, folgt die Art und Weise, wie man sie löst. Unser derzeitiges Verständnis des Ukraine-Konflikts beruht jedoch ausschließlich auf dessen Wahrnehmung. Seit dem Sommer 2022 ist die Ukraine nur dank westlicher Hilfe in der Lage zu kämpfen. Die Vorschläge, die Zelenskij Russland im März 2022 unterbreitet hatte und die damals einen für die Russen akzeptablen Kompromiss darzustellen schienen, wurden unter westlichem Druck zurückgezogen. Von da an schien sich - mit zunehmendem zeitlichen Abstand - immer weniger ein Kompromiss abzuzeichnen. Der Westen bemüht sich, alles auszuschließen, was als russischer Sieg verstanden werden könnte. Aber Fakten sind Fakten, und die westliche Politik spielt mit ukrainischen Leben. Es ist an der Zeit, zur Realität zurückzukehren, die Fakten zu akzeptieren und die Zukunft der Ukraine zu gestalten, bevor nichts mehr von ihr übrig ist.
Jacques Baud hat für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst, die NATO und die Vereinten Nationen gearbeitet. Mit seinem am 10. Juli erschienenen Buch „Putin – Herr des Geschehens?“ https://www.westendverlag.de/buch/putin/ liefert er auf der Grundlage von Dokumenten, die hauptsächlich von den USA, der Ukraine, der russischen Opposition und internationalen Organisationen stammen, einen sachlichen Blick auf die Realität und öffnet die Tür für eine unvoreingenommene Einschätzung des Kriegs in der Ukraine.
Jaques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein abgeschlossenes Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit und internationalen Beziehungen. Er arbeitete als für die Ostblockstaaten und den Warschauer Pakt zuständiger Analyst für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst und leitete die Doktrin für friedenserhaltende Operationen der Vereinten Nationen New York. Dort war er zuständig für die Bekämpfung der Proliferation von Kleinwaffen bei der NATO und beteiligt an den NATO-Missionen in der Ukraine.