Niemand flieht freiwillig. Und spätestens seit dem »langen Sommer der Migration« 2015 sind die Gründe, warum Menschen auf der Flucht sind, in den Blick von Politik und Öffentlichkeit gerückt. In der Folge wurde die »Bekämpfung von Fluchtursachen« auf die politische Agenda gesetzt. Die Fluchtgründe wurden hierbei einseitig in den Herkunftsländern der Geflüchteten verortet und auf (Bürger-)kriege, diktatorische Regime, Korruption und Armut zurückgeführt. Damit werden die strukturellen globalen Ungleichheitsverhältnisse ausgeblendet, stattdessen rückt die Verhinderung von Migration in den Vordergrund. Das Buch streitet für einen Perspektivwechsel, denn die verengte, »internalistische« Betrachtung von Fluchtgründen ignoriert die »imperiale Lebensweise« in Europa, die auf der Externalisierung ihrer sozialen und ökologischen Kosten beruht.
Sonja Buckel, Politikwissenschaftlerin und Juristin, Professorin für Politische Theorie an der Universität Kassel. Sie promovierte über eine materialistische Rechtstheorie und habiltierte sich über Auseinandersetzungen im europäischen Migrationsrecht, beides an der Universität Frankfurt am Main. Als Mitglied der Forschungsgruppen »Staatsprojekt Europa« und »Beyond Summer 15« forscht sie seit 2009 zur Europäisierung der Migrationspolitik und gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen.
Wikipedia (DE): Sonja Buckel