Der Dirigent, der nicht mitspielte
Leo Borchard 1899–1945

Am 26. Mai 1945 gibt Leo Borchard als frisch ernannter Chefdirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters sein erstes Konzert im Berliner Titania-Palast. Es ist zugleich das allererste Konzert der Philharmoniker nach dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl die russischen Besatzer als auch die später in Berlin eintreffenden Amerikaner und Briten huldigen dem sechsundvierzig Jahre alten Dirigenten. Ist in ihm vielleicht schon der Nachfolger Wilhelm Furtwänglers gefunden? Aber schon das Konzert am 25. August dirigiert Borchard nicht mehr. Amerikanische Soldaten erschießen ihn zwei Tage zuvor, als er in dem Fahrzeug eines britischen Offiziers am heutigen Bundesplatz die Sektorengrenze passieren will.

ISBN 978-3-86732-272-0 1. Auflage 2017 24,90 € Portofrei Bestellen (Buch)

Die Kugeln treffen einen Dirigenten, der sich dem Dritten Reich standhaft verweigert hatte und mit der von ihm und seiner Lebensgefährtin Ruth Andreas-Friedrich gegründeten Widerstandsgruppe "Onkel Emil" vielen Verfolgten helfen konnte. Matthias Sträßner widmet sich dem "Fall Borchard" aufgrund des unerwartet aufgetauchten Archivs der Schwester des Dirigenten, Margarita von Kudriavtzeff, nach fast zwanzig Jahren ein zweites Mal und deutlich erweitert: Die Geschichte von Leo Borchard ist nicht nur wegen ihres tragischen Endes spannend, sondern gerade auch wegen seines ungewöhnlichen Lebens. In seiner Biographie fokussieren sich die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin und das Dritte Reich auf bemerkenswerte Weise. Und die hundert Tage des Chefdirigenten Borchard zeigen, dass die Nachkriegsgeschichte der Berliner Philharmoniker auch ganz anders hätte verlaufen können...

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Wikipedia (DE): Leo Borchard

Wikipedia (DE): Onkel Emil

Der Autor

Matthias Sträßner leitete ein Viertel­jahrhundert lang – von 1989 bis 2015 – die Hauptabteilung Kultur im Deutsch­land­funk. Neben vielen Rundfunksendungen und Aufsätzen ist er als Autor von Monographien in Erscheinung ge­treten, darunter: »Tanzmeister und Dichter. Literaturgeschichte(n) im Um­kreis von Jean Georges Noverre« (1994), »Flöte und Pistole. Anmer­kun­gen zu Nietzsche und Ibsen« (2003) sowie »›Erzähl mir vom Krieg!‹ – Ruth Andreas-Friedrich, Ursula von Kardorff, Margret Boveri und Anonyma: Wie vier Journalistinnen 1945 ihre Tagebücher schreiben« (2014).

1938 beschlossen die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich und der Dirigent Leo Borchard, gemeinsam mit Gleichgesinnten Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten. Ihre geheime "Clique" existierte in Berlin bis zu Borchards Tod 1945 und wurde später unter dem Namen "Onkel Emil" bekannt. Die Gruppe versorgte politisch Verfolgte und insbesondere untergetauchte Juden mit Lebensmitteln, Quartier und Papieren.

ISBN 978-3-15-011258-8 2020 vergriffen
5. Auflage 18.12.2000 , Deutsch

Die Berliner Journalistin Ruth Andreas-Friedrich (1901-1977) erzählt in ihren bewegenden Tagebuchaufzeichnungen vom Widerstand gegen die Naziherrschaft, dem schwierigen Alltag in den Kriegsjahren und den Jahren danach.

ISBN 978-3-518-39689-6 5. Auflage 18.12.2000 16,00 € Portofrei Bestellen (Buch: Taschenbuch)

Erstellt: 22.04.2019 - 06:35  |  Geändert: 24.10.2025 - 10:54