19.01.2022

Der neue Kolonialismus und die Enteignung des Lebens – Dr. Vandana Shiva im Gespräch

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"Wir erleben einen neuen Kolonialismus", sagt Vandana Shiva. Die Wissenschaftlerin spricht von einer weltweiten Ausbeutung, die über eine Geldmaschine, eine Technologiemaschine und eine demokratiezersetzende Datenmaschine Wohlstand, Eigentum und generelle Freiheit der (mehr als) 99% entzieht und dem (unter) 1% – der Elite – zuspielt.

Im KaiserTV-Interview macht Vandana Shiva auf das juristische Prinzip der "Terra Nullius" (Niemandsland) aufmerksam, durch das ein Land im Zuge eines kolonialistischen Vorgangs zuerst als menschenleer und unkultiviert definiert wird, um dann eingenommen werden zu können. Sie beobachtet eine Übertragung dieses Prinzips auf alle Lebensbereiche: auch der lebendige Samen wird juristisch als leer definiert – Bio Nullius – damit die patentierbare Gensequenz eines Unternehmens den Samen und alle Lebensvorgänge als Geistiges Eigentum kolonialisieren kann.  Dasselbe ist im Bezug auf das Immunsystem, unsere Gesundheit, unseren Geist zu beobachten. Sprich: Wer rauben will, der leugnet erst. Diese Leugnung ist Kern aller Enteignungsvorgänge.

Im Gespräch mit Gwendolin Walter-Kirchhoff redet die Physikerin und Autorin ebenso über den Missbrauch der ökologischen Krise, über Kohlenstoffreduktionismus, den Wert der Natur und die Macht der Wirklichkeit hinter der Fiktion.

Dr. Vandana Shiva ist Physikerin, Autorin, Aktivistin und eine vielfach ausgezeichnete, international geehrte Ikone der Umweltbewegung. Sie ist eine der Hauptorganisatorinnen des Monsanto-Tribunals und hat sich im Verlauf ihres Leben gegen die neokolonialistischen Praktiken der Agrochemie in Indien, gegen Gentechnik, Biopiraterie und Patente auf Saatgut sowie für kleinteilige Biolandwirtschaft eingesetzt. Ihr Lebenswerk wurde dieses Jahr in dem Dokumentarfilm “The Seeds of Vandana” geehrt. https://vandanashivamovie.com

Sprache (Ton)
Englisch

Erstellt: 15.04.2023 - 08:34  |  Geändert: 24.05.2025 - 08:04

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In diesem Buch werden Beweise zusammengetragen und die Gefahren aufgezeigt, die von philanthropischen »Entwicklungen« ausgehen, die von Konzernen und einzelnen Milliardären in den Bereichen Agrartechnologie, Ernährung, Wissen und globale Gesundheitssysteme betrieben werden. Diese Art von Philanthropie ermöglicht es einigen wenigen »Auserwählten«, Informationen und die Politik für ihren eigenen Profit zu manipulieren und damit Demokratien und Gesellschaften auf der ganzen Welt zu untergraben. In den letzten 30 Jahren hat sich der Philanthrokapitalismus zu einer entscheidenden Kraft entwickelt, die in der Lage ist, die internationale Agenda auf das falsche Gleis zu setzen, unsere Zukunft zu zerstören und unseren Planeten in den ökologischen Zusammenbruch zu führen.

Von der Ausplünderung zur Regeneration.

Rechtzeitig zum 70. Geburtstag dieser weltbekannten Wissenschaftlerin und Aktivistin (am 5. November) erscheint ihr neuestes Werk, in dem sie ihre Themen mit Nachdruck und im Lichte der aktuellen Ereignisse vorträgt. Und sie macht deutlich, dass es nicht damit getan ist, das derzeitige Wirtschaftssystem zu reformieren. Denn was wir derzeit haben, ist keine Ökonomie im Sinne von Oikos, dem gemeinsamen »Haus« unserer Erde, dem Haushalt der Natur, den die Ökologie beschreibt. Was »Wirtschaft« und »Wachstum« genannt wird, ist Extraktivismus, Plünderung der Lebensgrundlagen, ein Zehren von der Substanz. Im Geiste Gandhis plädiert sie für ein einfaches Leben in der Gemeinschaft aller Lebewesen in einer Erddemokratie. Es geht ihr nicht allein um Nachhaltigkeit, sondern um die Wiederbelebung des Lebenserhaltungssystems der Erde und eine Wiedereingliederung in die Kreisläufe des Lebens.