Saubere Wehrmacht (Thema)

Als saubere Wehrmacht (auch umschrieben als Legende oder Mythos der sauberen Wehrmacht) wird in der jüngeren historischen Forschung ein Narrativ bezeichnet, das in den ersten Jahren der Bundesrepublik Deutschland von ehemaligen Wehrmachtsangehörigen konstruiert wurde. Als Ausgangspunkt dieses Narrativs gilt der letzte Wehrmachtbericht vom 9. Mai 1945, der propagierte, die Wehrmacht sei in „heldenhaftem Kampf einer gewaltigen Übermacht“ „ehrenvoll“ unterlegen. Ihre einmalige Leistung an der Front und für die Heimat würde „in einem späteren Urteil der Geschichte“ die „endgültige Würdigung“ finden.

Für die Verbreitung dieser Legende in der Kriegsgeschichtsschreibung war der ehemalige Generalstabschef Franz Halder maßgeblich. Er erstellte mit anderen Offizieren, deren Erfahrungen als Kriegsgefangene abgeschöpft werden sollten in der kriegsgeschichtlichen Forschungsgruppe der United States Army, der Operational History (German) Section, Studien zur Kriegführung. Diese charakterisierten die Kriegführung der Wehrmacht als anständig und heldenhaft. Halder hatte später auch anderweitig großen Einfluss auf die deutsche zivile Geschichtsschreibung, vor allem über das Netzwerk des Arbeitskreises für Wehrforschung. Mit dem Narrativ wollten führende Beteiligte auch einer möglichen Strafverfolgung entgegenwirken.

Die These von der „sauberen Wehrmacht“, obwohl wissenschaftlich unhaltbar, bot und bietet zum Teil noch heute Millionen Kriegsteilnehmern und deren Angehörigen die Möglichkeit, im opferreichen Kriegseinsatz einen Sinn zu sehen und die Verbrechen der Wehrmacht zu verdrängen. Traditionalistische Verbände, Publikationen und Familienerzählungen transportieren teilweise weiterhin das Bild einer Wehrmacht, die als von der Ideologie des Nationalsozialismus unbeeinflusst und als vom NS-Staat getrennte, unpolitische Einrichtung dargestellt wird. Verbrechen der Wehrmacht werden bestritten oder relativiert, stattdessen ihre militärische Leistung hervorgehoben. 

Wikipedia (DE): Saubere Wehrmacht