Hobrack, Marlen (Autor)

Ein linkes Spiel: Wie die US-Konzerne ihr Regenbogenfähnlein nach dem Wind hängen

Amazon, McDonald’s und Co. verabschieden sich von ihren Werten Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion. Purer Opportunismus? Oder Kalkül? Ein Gastbeitrag. von Marlen Hobrack Berliner Zeitung 19.01.2025D

Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (DEI). Diese drei Worte markierten einst die Heilige Dreifaltigkeit der amerikanischen Progressiven, der sich selbst Großkonzerne wie Meta verpflichtet fühlten. Doch nun soll Schluss damit sein. Meta bekannte sich öffentlichkeitswirksam zu einem Ende der DEI als Leitmotiv seiner Unternehmenspolitik. Ähnliches ließen auch Ford oder Walmart verlauten. Nicht nur Beobachter in den USA sehen darin die ersten Anzeichen eines rassistischen und antifeministischen Backlashs angesichts des politischen Machtwechsels in den USA. Es steht ja nichts weniger als Gleichberechtigung auf dem Spiel. Oder doch nicht?

Atemberaubend ist die Geschwindigkeit, mit der sich Großkonzerne, die sich jahrelang mit großen Gesten zu Diversität bekannten, nun davon verabschieden, um sich der neuen Trump-Regierung anzubiedern. Ein Schelm, wer annimmt, dass die Gerechtigkeit im Kern doch nie deren Handlungsmotiv war. Dabei hätte man seit langem stutzig werden können, dass ausgerechnet Konzerne, die etwa Gewerkschaften fürchteten wie der Teufel das Weihwasser, sich angeblich so sehr um Gerechtigkeit sorgen. Die bittere Wahrheit ist – und sie wird mit dem Umschwung in Richtung MAGA-Politik nur umso sichtbarer – dass DEI stets nur performativen Charakter hatte, ein hübsches Trostpflaster war für die bittere Realität der unüberbrückbaren Klassenunterschiede in den USA.

So kritisiert die traditionelle amerikanische Linke, jene Linke, die also im weitesten Sinne marxistisch geschult ist, DEI-Praxen beständig: Man spreche zwar wahnsinnig viel über die Repräsentation Schwarzer, Indigener, Frauen oder der LGBTQ-Community. Aber die sozialen Verhältnisse blieben unangetastet. Eine Managerin hier, ein schwarzer Bezirksanwalt dort, und schon wirkt das System, in dem Millionen von schwarzen Bürgern schlechtere Gesundheitsversorgung und schlechtere Beschulung erhalten, gerechter. Weiterlesen online (hinter Bezahlschranke)

In ihrem Debutroman Schrodingers Grrrl erzählt Marlen Hobrack die Geschichte von Mara Wolf - Schulabbrecherin, Anfang zwanzig, depressiv, arbeitslos in Dresden. Ihren Alltag füllt sie mit Instagram, Dating und Online-Shopping. In einer Bar lernt Mara den PR-Agenten Hanno kennen, der von ihr und ihrem schragen White-Trash-Auftreten begeistert ist. Er engagiert sie für eine Party und überredet sie, sich als Romanautorin auszugeben. Den Roman geschrieben hat ein alter weiser Mann, der genauso wie Hanno und sein Lektor nicht glaubt, dass es sich unter seinem Namen verkauft. Die drei Manner schmieden einen Plan für einen großen literarischen Erfolg, auf den sich Mara einlasst.

ISBN 978-3-95732-549-5 24,00 € Portofrei Bestellen

Von arbeitenden Frauen, Fallschirmmüttern und Mittelschichtsfeministinnen - Marlen Hobrack formuliert die Klassenfrage aus weiblicher Perspektive radikal neu.

Die Wäschekörbe waren immer voll - nicht mit Wäsche, sondern mit unbezahlten Rechnungen, die ihre Mutter trotz harter Arbeit nicht pünktlich bezahlen konnte. Wenn Marlen Hobrack an ihre Kindheit in Armut in einem bildungsfernen Haushalt denkt, stellt sie immer wieder fest, wie wenig ihr Aufwachsen mit den Herkunftserzählungen der Mittelschicht gemeinsam hat, zu der sie als erfolgreiche Journalistin zählt.

ISBN 978-3-446-27477-8 22,00 € Portofrei Bestellen