Die Schutzbefohlenen. Wut. Unseres.
Theaterstücke
Ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer, Anschläge von Fundamentalisten auf Zeitungsredaktionen, die Angst vor den Fremden bei uns, gepaart mit dem Gefühl, sich selbst fremd zu sein: In drei großen Texten – „Die Schutzbefohlenen“, „Wut“ und „Unseres“ – macht Elfriede Jelinek den fortschreitenden Wahnsinn unserer Gegenwart unmittelbar erfahrbar. Wortmächtig und hellsichtig stellt sie westliche Grundwerte wie Humanismus, Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenrechte auf den Prüfstand und scheut sich dabei nicht, ihre eigene Rat- und Fassungslosigkeit angesichts einer Welt zu artikulieren, in der sich politische Fronten immer mehr verhärten und zugleich anscheinend nichts mehr sicher ist.
„Vermutlich gibt es in der Gegenwartsliteratur nichts Vergleichbares … ein Monument, eine himmelschreiende Klage von antikischer Wucht und Trauer.“ (Die Zeit)
„Ein bestechend scharfes Oratorium, unter dem ein Abgrund klafft, aus dem kein göttliches Licht, sondern die schmerzliche Erkenntnis des Versagens dringt.“ (Der Freitag)
Die Schutzbefohlenen. Was danach geschah (2024) (vollständiger Text)
Rezensionen
„durchs Meer, übers Meer, ins Meer“. Stimmen und Bilder der Flucht in Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen. "In ihrem vielschichtigen Werk „Die Schutzbefohlenen“ verbindet Elfriede Jelinek die Tragödien, die sich im Mittelmeer wiederholen, und öffentliche Proteste von Asylsuchenden in Österreich mit einigen Motiven aus Aischylos’ Tragödie „Die Schutzflehenden“ und schafft dabei ein intermediales Geflecht, das mehrmals mit Zusatztexten erweitert wird. Von Lucia Perrone Capano TRANS 10.07.2025
Ästhetische Notwehr. Elfriede Jelinek publiziert drei neue Stücke. "Chor und Katharsis, Gewalt und Sprache, bei Jelinek bekommt das Projekt 'Aufklärung' einen mythischen Touch. Es geht nicht darum, ob diese Texte 'vernünftig' oder 'angemessen' sind, ob sie die aktuelle Realität adäquat abbilden oder ob ihre Thesen 'zutreffen'. Es geht um ästhetische Notwehr, um den Versuch, nicht wegzuschauen, nichts zu beschönigen und zu relativieren, was in seiner ganzen Unerträglichkeit vor aller Augen geschieht, wie damals, als Ajax die Herde tötete." Von Sabine Haupt literaturkritik.de 03.01.2019
Vielstimmiger Chor der Wütenden. Die Anschläge auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ waren der Anlass für Elfriede Jelineks neues Stück „Wut“. Jelinek lässt die Wutbürger zu Wort kommen, dreht ihnen aber nicht das Wort im Munde herum, sondern nimmt es ihnen vielmehr aus dem Mund heraus, um es durch den Jelinekschen Sprachwolf zu drehen ... bis ihre ganzen Entsetzlichkeit und Erbärmlichkeit sichtbar wird.Von Christoph Leibold Deutschlandfunk Kultur 16.04.2016
Scharfe Kritik an Einwanderungspolitik. Massensterben in der Ferne vor Lampedusa, Besetzung von Kirchen durch Asylbewerber in der Nähe. Wütende Protestchöre der Flüchtlinge stehen gegen das ohnmächtige Schweigen der aufnehmenden Gesellschaft. Theater kann heute wieder hochpolitisch sein. Von Michael Laages Deutschlandfunk Kultur 20.10.2015
Autoreninfos
Erstellt: 09.10.2025 - 08:54 | Geändert: 09.10.2025 - 13:43