Die Exponentialgesellschaft
Vom Ende des Wachstums zur Stabilisierung der Welt

Wie wir die Kurve(n) kriegen
Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz, Infektionswellen und die Klimakrise mögen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, sie sind aber häufig verknüpft. Und sie folgen einem ähnlichen, nämlich exponentiellen Muster: Eine Größe - Rechenpower, mit Corona infizierte Menschen oder CO2-Moleküle in der Atmosphäre - nimmt per Zeiteinheit um einen konstanten Faktor zu. Zunächst erscheint das oft harmlos, aber dann geht die Kurve plötzlich fast senkrecht nach oben, mit potenziell unkontrollierbaren Folgen.
Für sein hochaktuelles Buch hat Emanuel Deutschmann eine Unmenge von Daten analysiert. Er zeigt, dass Entwicklungen in einer verblüffenden Vielzahl von Bereichen diese steile Phase erreicht haben. Wir leben in einer Exponentialgesellschaft, und darum häufen sich die Krisen ebenso wie die sozialen Konflikte. Eigentlich müssten wir die Kurve kriegen und das Wachstum auf nachhaltigen Niveaus stabilisieren. Doch während sich das stabilisatorische Lager für entsprechende Maßnahmen einsetzt, drängen die Expansionisten auf mehr Tempo, mehr Autos, mehr Profit. Am Ausgang dieser Auseinandersetzung könnte sich die Zukunft der Menschheit entscheiden.
REZENSION: »... dieses Buch [sollte] zur Pflichtlektüre werden. Es kann Gefühl der Überforderung, das derzeit herrscht, einiges an Erklärung hinzufügen.« Von Andrea Roedig Deutschlandfunk Kultur 23.06.2025
Stabilität statt Wachstum: Um zu erklären, wie unsere Gesellschaft sich verändert, stellten Soziologen immer wieder Theorien auf, bei denen sie durch die Linse eines bestimmten Begriffs auf unsere Zeit schauen. Zu den besonders einflussreichen Werken dieser Art gehören die Risikogesellschaft von Ulrich Beck, die Beschleunigungsgesellschaft von Hartmut Rosa oder die Gesellschaft der Singularitäten von Andreas Reckwitz. Nun analysiert Emanuel Deutschmann, Soziologe an der Universität Flensburg, die globale Gesellschaft durch die begriffliche Linse der Exponentialität und begründet dies folgendermaßen: „Mein Vorschlag, die globale Gesellschaft heute als Exponentialgesellschaft zu begreifen, beruht auf der Beobachtung, dass im 21. Jahrhundert exponentielles Wachstum zentrale Bereiche dergestalt prägt, dass es den Fortbestand dieser Gesellschaft nicht nur in ihrer bisherigen Form, sondern überhaupt in Frage stellt. Von Klima- und Umweltkrise über Pandemie, Inflation,
Globalisierung, Migration und Verkehr bis hin zu Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Alterung – viele bedeutende Entwicklungen unserer Zeit folgen exponentiellen Mustern.“ [Podcast 6:52; Skript zur Sendung] Von Caspar Dohmen Deutschlandfunk 26.05.2025
Weitere Pressestimmen
»Die Art, wie selbstverständlich Deutschmann sich dabei über die Grenzen von Fachgebieten hinwegsetzt, weist den Weg in die Zukunft der Gesellschaftsforschung.« Miguel Peromingo Galore 41 22.05.2025
»Anspruchsvoll im Ton, erkenntnisreich im Ertrag.« Rahel Horschak ekz.bibliotheksservice
Erstellt: 19.07.2025 - 08:45 | Geändert: 19.07.2025 - 09:13