Tribunal in Tokio
Die Kriegsverbrecherprozesse in Japan und die Neuordnung Asiens nach 1945
Das einzigartige Standardwerk zum wichtigsten Kriegsverbrecherprozess neben den Nürnberger Prozessen, verfasst von Gary Bass, Professor für Internationale Beziehungen an der Princeton University. Der im Westen wenig beachtete Prozess gegen 28 Mitglieder der japanischen militärischen Führung fand nach dem Zweiten Weltkrieg in Tokio statt.
Wie bei der Aushandlung der Friedensbedingungen für Deutschland ging es auch hier nicht allein um die Verfolgung und Ahndung der Kriegsverbrechen, sondern um die Aushandlung einer neuen Ordnung nach dem Krieg. In diesem Fall einer neuen Ordnung für Asien - hier wurde dessen koloniale Vergangenheit verhandelt, aber auch die Zukunft Asiens in einer Welt des Kalten Kriegs.
Die elf Richter stammten nicht nur aus den USA, der Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich, Kanada und den Niederlanden, sondern auch aus asiatisch-pazifischen Nationen: Australien, Indien, China, Neuseeland und den Philippinen. Der indische Richter Radhabinod Pal gilt heute als japanischer Nationalheld, da er die Auffassung vertrat, dass der Aufstieg des japanischen Militarismus eine gerechtfertigte Antwort auf den jahrhundertelangen Rassismus und Kolonialismus des Westens in Asien war und den Prozess als illegitim geißelte. "Nur ein verlorener Krieg ist ein Verbrechen", schrieb Pal, sprich: Hätte Japan den Krieg gewonnen, hätte dieser Prozess nicht stattgefunden.
Während des Prozesses beteuerten die Alliierten, dass die neuen Grundsätze des Völkerrechts auch für sie selbst gelten würden. Und doch ist kein hochrangiger Amerikaner jemals für die grausamen Kriege und Interventionen seines Landes in Vietnam, Kambodscha, Irak und Afghanistan vor Gericht gestellt worden.
Bass glaubt an die Kraft des Internationalen Rechts - zeigt aber auch die Schwächen und Unstimmigkeiten auf. Seine große Gesamtdarstellung liefert eine Grundlage für aktuelle und künftige Debatten über den Umgang der Internationalen Gemeinschaft mit Kriegen, Kriegsverbrechen und Völkerrecht.
REZENSION: Gary J. Bass: „Tribunal in Tokio“- Kriegsverbrecherprozess in Japan. [Podcast 7:11] Von Tom Schimmeck Deutschlandfunk 05.05.2025
Nur nicht Kaiser Hirohito beschuldigen: Nach dem Zweiten Weltkrieg gestalteten sich die Kriegsverbrecherprozesse in Tokio komplizierter als in Nürnberg, auch weil der Kaiser im Amt bleiben sollte: Japan und Deutschland waren während des Zweiten Weltkriegs verbündet. Ihren jeweiligen Krieg führten beide aber unabhängig voneinander. Auch in der Zeit nach 1945 verlief die Geschichte in beiden Ländern ziemlich unterschiedlich. Während in Deutschland keine gesamtstaatlichen Strukturen mehr existierten, blieb in Japan Kaiser Hirohito weiter im Amt. Seine Regierung hatte nach dem Abwurf zweier Atombomben kapituliert und damit die militärische Eroberung des gesamten Staatsgebiets durch alliierte Truppen vermieden. Von Peter Sturm FAZ 28.04.2025
Die „Nürnberger Prozesse“ des Fernen Ostens: Kein einziger Freispruch in Tokio: Am 3. Mai 1946 begann in Tokio das Internationale Kriegstribunal für den Fernen Osten seine Arbeit. Das war das letzte gemeinsame „politische Projekt“ der Sowjetunion und des Westens – bald darauf begann schon der Kalte Krieg. Von Daniil Sidorow de.nuremberg.media 03.05.2021
Weitere Pressestimmen
»Eine elegant geschriebene und eindringliche Darstellung eines Moments, der nicht nur die Politik der Region, sondern auch den späteren Kalten Krieg prägte.« New York Times
»Ein atemberaubend ehrgeiziges und gut gemachtes Stück Geschichte, das nur schwer zu übertreffen ist.« History Today
Die Übersetzer
Helmut Dierlamm, geboren 1955, studierte Anglistik und Geschichte in Tübingen. Er übersetzt politische und historische Sachbücher aus dem Englischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Frank Dikötter, Mark Gevisser, David Graeber/David Wengrow, Pekka Hämäläinen, Henry Kissinger, Naomi Klein, Julia Lovell, Barack Obama, Nancy Pelosi, Kristina Spohr, Frederick Taylor.
Werner Roller, geboren 1954, studierte Germanistik und Sport in Tübingen. Er übersetzt Sachbücher aus dem Englischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Niall Ferguson, David Graeber, Pekka Hämäläinen, Jill Lepore, Nelson Mandela, Richard Overy, Andrew Roberts, Timothy Snyder, Alan Weisman und Muhammad Yunus.
Erstellt: 16.05.2025 - 05:40 | Geändert: 16.05.2025 - 06:11