Die wilde Göttin
Der Lilith-Mythos als Weg der Versöhnung zwischen Mann und Frau

Zu neuer Verbundenheit finden
Der Legende nach war Lilith der erste weibliche Mensch und entsprang demselben Schoß wie der Mann. Eva, angeblich Adams Rippe entnommen, war Adam untertan, Lilith ihm ebenbürtig. Sie repräsentiert seit jeher die authentische weibliche Kraft und ist Inbegriff der emanzipierten Frau.
Mit dem Beginn des Patriarchats endete die Zeit Liliths. Die freie und selbstbestimmte Frau wurde in die Wüste verbannt. Nach Jahrtausenden der Männerherrschaft ist Lilith zurück, sie erinnert uns - Frauen wie Männer - daran, woher wir kommen und stellt uns die Frage, welches Leben wir wirklich führen wollen.
Damit sich Mann und Frau wie einst auf Augenhöhe begegnen können, müssen sich beide zunächst mit ihren »Schatten«, den dunklen, ungeliebten Aspekten ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen, um im nächsten Schritt zu erkennen, wie sehr sie in den Jahrtausenden des Patriarchats irregeleitet waren. Doch wenn wir uns alle auf dieses Wagnis einlassen, können wir zu einem gesunden neuen Miteinander finden, auf persönlicher wie globaler Ebene.
- Starkes Plädoyer für ein neues Miteinander von Mann und Frau auf Augenhöhe.
- Engagierte Befürwortung des ursprünglichen Feminismus, also der Anerkennung zweier biologischer Geschlechter, die dennoch nicht länger die soziale Rolle definieren.
- Aufforderung, in einer künstlichen, technologisierten und digitalisierten Welt unsere natürliche Schöpferkraft wiederzuentdecken.
AUSZUG III: Das göttliche Paar: Neue Männer braucht das Land. Neue Frauen auch. Nur zusammen erschaffen sie eine lebenswerte Zukunft: Damit etwas Neues geboren werden kann, muss etwas Altes gehen. So ist der Lauf der Dinge. Es geht nicht darum, eine ferne Vergangenheit zu idealisieren und dorthin zurückkehren zu wollen. Nachdem wir uns mutig vor Augen geführt haben, was wir uns selbst und anderen angetan haben, geht es vorwärts in eine neue Zeit, die uns noch unbekannt ist. Wäre sie sonst neu? Die neue Zeit braucht neue Frauen und neue Männer. Lilith inspiriert, sie zum Leben zu erwecken. Manova 11.02.2025
AUSZUG II: Eva meets Lilith: Damit erfüllende, gleichberechtigte Beziehungen entstehen können, müssen die verschiedenen Aspekte des Weiblichen zusammenwirken: In den Vorstellungen der meisten Menschen gehört etwas zu einer Liebesbeziehung dazu, was uns immer wieder daran hindert, ehrlich zu sein: Eifersucht. Wir halten sie für normal. Wohl jeder kennt sie. Wird nicht daran sichtbar, wie viel wir einander bedeuten? Tatsächlich ist Eifersucht das, was ihr Name besagt: eine Krankheit. Wir glauben, den anderen besitzen zu können. Jeder, der sich für unseren vermeintlichen Besitz interessiert, wird als Rivale oder sogar als Feind angesehen. So ist es unmöglich, aufgrund der bestehenden Beziehungsmuster zusammenzufinden. Es braucht die entschlossene Kraft einer Lilith, auf Eva zuzugehen, um gemeinsam zu Adam zu gehen und eine neue Art von Beziehung zu erfinden. Manova 06.02.2025
AUSZUG I: Vatermangel und Muttergift: Der Lilith-Mythos zeigt einen Weg der Versöhnung zwischen Mann und Frau: Lilith: Als schwarze Muse ist sie uns bekannt, als Verführerin der Männer, Schutzgöttin der Dirnen, Albtraum der Wöchnerinnen, Inbegriff der emanzipierten Frau. Sie gilt als die dunkle Seite des Mondes, das, was in uns verborgen ist. Im patriarchalen Weltbild wurde nur der helle Mond beibehalten und seine dunkle Seite verteufelt und ausgegrenzt. Was ursprünglich zusammengehörte, wurde zerteilt. Seitdem gilt die Frau als passiv und dunkel und der Mann als aktiv und hell. Lilith jedoch ist eine astronomische Besonderheit. Sie ist ein sensitiver Punkt auf der Mondbahn, der nicht der Abhängigkeit von der Sonne und somit dem männlichen Prinzip unterliegt. Lilith ist frei, autonom, unabhängig. In Zeiten tiefster Spaltung taucht sie am Himmel auf, um uns zu helfen, uns in unserer Komplexität und Widersprüchlichkeit zu verstehen und um unserer Sehnsucht nach Versöhnung und der Überwindung von Gegensätzen Ausdruck zu verleihen. Manova 29.01.2025
Die Autorin
Kerstin Chavent, Jahrgang 1964, ist Autorin, Übersetzerin und Sprachlehrerin. Sie studierte in Hamburg Romanistik und Pädagogik und lebt seit 1999 in Südfrankreich. Sie engagiert sich für Menschen, die sich durch Krankheit oder andere radikale Lebenseinschnitte im Umbruch befinden. Ebenfalls von ihr erschienen sind im Scorpio Verlag "Die Waffen niederlegen: Die Botschaft der Krebszellen verstehen", 2019, "In guter Gesellschaft", 2020 und "Der Königsweg", 2024.
Erstellt: 21.02.2025 - 11:48 | Geändert: 21.02.2025 - 12:23