08.12.2022

Mörder bevorzugt - Wie der BND NS-Verbrecher rekrutierte | ARD History | Doku

Remote Video URL

Wir haben auch heutige BND-Mitarbeiter*innen zum Thema befragt? Die kompletten Interviews dazu hier: 👉    • BND Mörder bevorzugt Doku | Bonus-Int...  

Der BND hat nicht nur einzelne schwer belastete NS-Täter beschäftigt. Die Anwerbung und Einstellung von NS-Mördern und Schreibtischtätern hatte  System. Gerhard Sälter, Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission, kann das bis weit in die 1960er Jahre nachweisen.

Er hat zehn Jahre lang geforscht, dabei zahlreiche Akten und Personalakten des Nachrichtendienstes einsehen können. Sein Fazit eröffnet historisch eine neue Dimension zum frühen BND. Die Organisation Gehlen, ab 1956 dann der Bundesnachrichtendienst, habe zahlreiche Täter des Holocaust nicht trotz ihrer Verbrechen rekrutiert sondern wegen ihres nachweislichen Einsatzes für das NS-Terrorregime. Über 30  Mitarbeiter des Dienstes wurden seinen Erkenntnissen nach sogar aus Mitgliedern und leitenden SS-Führern der Einsatzgruppen rekrutiert, die während des zweiten Weltkrieges den Holocaust in Osteuropa durchführten. 
Eine jüdische Ehefrau hingegen konnte ein Einstellungshindernis beim BND sein, das gibt es schwarz auf weiß. 
Wie konnte der Dienst nach Gründung der Bundesrepublik immer noch NS-Verbrecher der Strafverfolgung entziehen? 
Warum hat Adenauers Kanzleramt als Aufsichtsbehörde dem Entstehen nationalsozialistischer Netzwerke im BND tatenlos zugesehen? 
Welche Rolle spielte dabei Kanzleramtschef Hans Maria Globke? Und hatte der BND tatsächlich nicht mal Skrupel, mit Alois Brunner zusammenzuarbeiten -  Eichmanns Gehilfe bei den Deportationen in die Todeslager? 
Der Film zeigt schonungslos neue, erschreckende Erkenntnisse aus der Forschung in den Archiven des Bundesnachrichtendienstes. In keiner anderen bundesdeutschen Organisation oder Behörde wurde in dieser Konsequenz an nationalsozialistischen Vorstellungswelten festgehalten und somit auch der Boden für rechtsextremistisches Gedankengut kontinuierlich genährt. 
Wie stellt sich der BND heute dieser historischen Verantwortung? Die hr-Autorin Christine Rütten geht diesen Fragen in ihrer Dokumentation nach.

0:00 Intro  BND-Stand am Tage der offenen Tür im Kanzleramt 
0:50 Historiker Gerhard Sälter durfte geheime Akten einsehen 
1:00 10-20 Prozent BND-Mitarbeiter mit Blut an den Händen 
2:07 Die Rolle von BND-Chef Reinhard Gehlen  
4:42 Der Plan: „Ein neues Reichsicherheitshauptamt“ 
5:38 BND Mitarbeiter aus der Gestapo Trier 
9:13 Sohn eines ehem. Gestapo-Beamten und BND-Mitarbeiters 
12:21 Gezielte Rekrutierung von NS-Verbrechern  
14:14 An Holocaust und Massenerschießungen beteiligt 
15:49 Opfer:  Joram Bejaranos Großeltern Margarethe und Rudolf Loewy 
18:54 1956 wird BND Bundesbehörde 
21:26 Rolle von Hans Globke im Kanzleramt 
24:49 NS-Deportationsspezialist Alois Brunner 
27:15 BND-Inlandsspionage und die Opfer 
31:12 Antisemitismus 
33:35 Ex-SS Männer als Sicherheitsproblem 
36:52   NS-Mörder blieben im Dienst  
37:19 BND schützte NS-Täter vor Strafverfolgung 
37:48 Opfer: Martin Doerrys Großmutter Lilly Jahn  
40:58 Parlamentarische Kontrolle des BND heute 
42:28 BND-Präsident Bruno Kahl

Wir danken folgenden Archiven für ihre Unterstützung: 
Bundesarchiv 
BND-Archiv 
Gedenkstätte Breitenau 
Gedenkstätte SS-Sonderlager KZ Hinzert 
Stadtarchiv Trier 
Dokumentationszentrum Topographie des Terrors 

Sprache (Ton)
Deutsch
Videoautoren

Erstellt: 15.12.2022 - 06:04  |  Geändert: 07.05.2025 - 03:48

verwendet von

Wie braun war der BND?

Die Integration von Mitarbeitern aus verschiedenen Institutionen des Dritten Reichs in den Bundesnachrichtendienst war lange ein Gegenstand von Spekulationen. Auf Basis umfangreicher und bislang unzugänglicher Quellenbestände kann Gerhard Sälter zeigen, dass die Verantwortlichen im BND tatsächlich kein Bewusstsein vom verbrecherischen Charakter der NS-Diktatur besaßen. Für ihren Geheimdienst rekrutierten sie seit 1946 zielstrebig teils schwer belastete NS-Täter. So schufen sie eine bis in die achtziger Jahre wirkende schwere Belastung, deren Ausmaß sie jedoch verbergen konnten. Belastete Mitarbeiter bildeten Netzwerke über den BND hinaus, engagierten sich in rechtsextremen Organisationen und begründeten im BND eine Behördenkultur, in der NS-Ideologeme lange fortwirkten.