Die Colonia Dignidad war eine deutsche Sektensiedlung in Chile. Sie begann nach dem zweiten Weltkrieg als unscheinbare christliche Sekte in Deutschland und entwickelte sich in Chile zu einem Lager, in dem Sklavenarbeit und sexueller Missbrauch herrschten. Nach dem Putsch der chilenischen Militärs 1973 wurde die Siedlung zu einem geheimen Folter- und Todeslager für dortige politische Gefangene.
Der Autor und Aktivist Dieter Maier zeichnete in einem einführenden Vortrag, diese Entwicklung, deren Spuren bis heute fortbestehen, nach. Dabei wurde der enge Draht der Kolonie zu der chilenischen Militärdiktatur, die bis heute politisch nachwirkt, beleuchtet, und auch auf die Mitschuld deutscher staatlicher Akteur*innen eingegangen. Zugleich sollte ein Versuch unternommen werden, den repressiven Lebensalltag der Sektenmitglieder zu rekonstruieren, was im Laufe der Veranstaltungsreihe durch Berichte von Betroffenen zusätzlich veranschaulicht wurde. Weitere Mitschnitte aus der Veranstaltungsreihe werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Der Vortrag war Teil einer Veranstaltungsreihe über die christlich-fundamentalistische Colonia Dignidad. Sie vereinte die Erfahrungen Überlebender mit kritischen wissenschaftlichen Perspektiven und versuchte dabei aktuelle Debatten rund um eine Aufarbeitung der Geschehnisse in den Blick zu nehmen.