Mit dem Ausbruch eines Krieges in der Ostukraine hatte vor 2014 niemand gerechnet. Die rasante Geschwindigkeit, mit der die innenpolitische Krise in einer der einst stabilsten ehemaligen Sowjetrepubliken zu einem hybriden Krieg eskalierte, deutet dabei nicht nur auf rationale militär- bzw. wirtschaftsstrategische Interessen hin. Obwohl die Ukraine und Russland eine jahrhundertealte gemeinsame Geschichte und kulturelle Nähe verbindet, offenbart der Konflikt auch tiefe gegenseitige Ressentiments und geschichtspolitische Obsessionen, die bereits lange vorher in künstlerischen Werken und kulturellen Diskursen präsent waren.
Matthias Schwartz ist am Leipzig-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Ko-Leiter des Programmbereichs Weltliteratur. Seine Forschungen beziehen sich auf osteuropäische Gegenwartsliteraturen und Populärkulturen, sozialistische und postsozialistische Ästhetiken sowie auf die Kulturgeschichte russischer und sowjetischer Abenteuerliteratur, Science-Fiction und Raumfahrt.