Cum/Ex, Milliarden und Moral
Warum sich der Kampf gegen Wirtschaftskriminalität lohnt
Anne Brorhilker, die als Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Köln jahrelang und unerschrocken die Cum/Ex-Ermittlungen geleitet hat, kennt das komplexe Verhältnis zwischen Wirtschaftskriminalität und Justiz wie keine andere. Hier schildert sie erstmals ihre erstaunlichen Erfahrungen mit der Finanzelite, blickt hinter die Kulissen der Großbanken und entlarvt die Selbstgefälligkeit vieler Steuerhinterzieher: Weshalb war die Aufklärung trotz jahrelanger Ermittlung und auch zahlreicher Urteile so mühsam? Warum tut sich der Staat so schwer, die Milliarden zurückzufordern? Geld, das den ehrlichen Steuerzahlern zusteht?
Mit ihrem Entschluss, den Staatsdienst zu quittieren und als Teil der Zivilgesellschaft für Aufklärung zu sorgen, hat Anne Brorhilker ein Zeichen gesetzt: Der Kampf für Gemeinwohl und Gerechtigkeit geht uns alle an - und mit Mut können wir etwas bewegen! Ein Euro des Verkaufspreises dieses Buches geht an die Bürgerbewegung "Finanzwende e.V.".
Anne Brorhilker und die 40-Milliarden-Steuerräuber. Wie man den Staat ausnimmt und es Rechtsanwendung nennt. Eine ehemalige Staatsanwältin, die den Fehler beging, ihren Beruf ernst zu nehmen, dokumentiert die Jagd nach dem größten Schatz der deutschen Rechtsgeschichte. Von Tom Braegelmann Legal Tribune Online 12.11..2025
Cum-Ex und der Amtsschimmel. Ex-Staatsanwältin Anne Brorhilker schildert Hürden beim Vorgehen der Justiz gegen Wirtschaftskriminalität. Von Hermannus Pfeiffer nd 12.11.2025
[INTERVIEW] "Da hat die Finanzlobby ganze Arbeit geleistet." Als Staatsanwältin hat Anne Brorhilker den milliardenschweren Cum-Ex-Betrug aufgedeckt. Sie weiß, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat, wenn man gegen die Finanzindustrie ermittelt. Den Schaden durch Steuerhinterziehung schätzt sie auf 100 Milliarden Euro pro Jahr - Steuergeld, das an anderer Stelle fehlt. "Da ist derzeit viel Luft nach oben, gerade im Vergleich zum entschlossenen Vorgehen gegen Sozialhilfebetrug", sagt Brorhilker ntv 12.11.2025
Zusammenfassung von ChatGPT
Brorhilkers Buch ist nicht nur ein Erfahrungsbericht einer Ermittlerin, sondern ein impliziter Lagebericht über den Zustand des deutschen Staates. Vieles davon ist hochpolitisch, auch wenn sie es nicht als Parteipolitik formuliert. Die zentralen politischen Implikationen lassen sich in fünf Ebenen ordnen:
1. Strukturelle Schwäche des Staates gegenüber finanzkapitalistischen Akteuren
Das Buch zeigt, dass der Staat – insbesondere die Justiz und Finanzverwaltung – im Konflikt mit hochorganisierten, global vernetzten Wirtschaftsakteuren nicht auf Augenhöhe operiert.
Politische Implikation:
Deutschland ist institutionell unterrüstet, um komplexe Wirtschaftsverbrechen zu verfolgen.
Der Staat schützt damit faktisch – wenn auch unbeabsichtigt – jene, die über Ressourcen, Expertise und Vernetzungen verfügen.
Das ist politisch brisant, weil es den Verlust staatlicher Souveränität gegenüber privaten Finanzinteressen suggeriert.
2. Reformunfähigkeit durch föderale Fragmentierung
Brorhilker zeigt indirekt, wie kompliziert das Ermittlungsgefüge ist: Landesjustiz, Bundesbehörden, unterschiedliche Steuergesetze, widersprüchliche organisatorische Zuständigkeiten.
Politische Implikation:
Der Föderalismus in steuer- und justizpolitischen Fragen wirkt wie ein Selbstfesselungsmechanismus.
Strafverfolgung von systemischen Finanzdelikten wird durch politische Strukturentscheidungen behindert – nicht durch individuelles Versagen.
Cum-Ex wird zum Fallbeispiel für eine Reformblockade, die politisch gewollt oder zumindest in Kauf genommen wurde.
3. Politische Einflussmechanismen der Finanzlobby
Brorhilker beschreibt zwar vorsichtig, lässt aber keinen Zweifel daran, dass:
Gesetzeslücken nicht zufällig entstanden,
Warnungen ignoriert wurden,
politische Entscheider teils engen Kontakt zu Banken und Anwaltskanzleien hatten.
Politische Implikation:
Finanzlobbyismus wirkt in Deutschland effektiver als öffentliche Kontrolle.
Cum-Ex zeigt einen „Testfall“, wie politisches Nicht-Handeln zugunsten mächtiger Interessengruppen funktioniert.
Das wirft Grundsatzfragen nach Transparenz, Lobbykontrolle und Interessenkonflikten auf.
4. Aushöhlung des Vertrauens in die demokratische Legitimation des Steuersystems
Brorhilker legt offen, dass durch Cum-Ex mehr als zehn Milliarden Euro entzogen wurden – über Jahre – trotz Warnungen.
Politische Implikation:
Wenn der Staat nicht fähig ist, systemischen Steuerbetrug zu verhindern oder aufzudecken, entsteht ein Legitimationsproblem:
„Warum sollen Bürger Steuern zahlen, wenn Banken sie mehrfach zurückfordern dürfen?“
Die Konsequenz ist politisch explosiv:
Erosion des Gemeinwohlvertrauens und Stärkung populistischer Narrative.
5. Die personalisierte Dimension: Whistleblower werden zu Systemkritikern
Brorhilker muss ihren Dienst quittieren, um frei sprechen zu können. Das offenbart:
interne Drucksituationen,
mangelnde Rückendeckung,
politische und hierarchische Resistenz gegen vollständige Aufklärung.
Politische Implikation:
Es entsteht die Frage, ob bestimmte Formen des Wirtschaftskriminalitäts-Vollzugs politisch nicht erwünscht sind.
Der Fall Brorhilker wirft ein Schlaglicht auf die Macht der Verwaltungs- und Justizapparatur, politische Realität durch Inaktivität zu formen.
Das macht das Buch zu einem politischen Dokument – auch ohne programmatisch zu argumentieren.
Autoreninfos
Erstellt: 11.12.2025 - 14:37 | Geändert: 11.12.2025 - 15:20