Anarchistische Ökologien
Eine Umweltgeschichte der Emanzipation

Mit Anarchistische Ökologien zeigt Milo Probst, wie Anarchistinnen und Anarchisten zwischen 1870 und 1920 immer wieder nach neuen Formen suchten, diese Erde zu bewohnen und von ihren Reichtümern zu leben. Dabei lässt der Historiker vielfältige Stimmen zu Wort kommen, von Berühmtheiten wie Pëtr Kropotkin oder den Brüdern Élie und Élisée Reclus über unbekanntere Autoren wie Jean Grave oder André Léo bis hin zu anonymen Verfassern von Zeitungsartikeln.
Auf unterschiedliche Weise sehnten sie sich alle nach einem anderen Umgang mit Mitmenschen und Umwelten: einem anderen Gebrauch der Erde, anderen Arbeitsformen und Techniken, einer anderen Beziehung zum eigenen Körper. Das macht sie jedoch nicht zwingend zu visionären Vorläufern und Vorläuferinnen des gegenwärtigen ökologischen Denkens. Vielmehr plädiert dieses Buch - ganz in anarchistischer Manier - dafür, die Fähigkeit von Menschen ernst zu nehmen, kreativ und selbstbestimmt mit ihren Umweltbeziehungen zu experimentieren.
Von der Herrschaftskritik zur Beziehungsfülle: Im Zeitalter von Klima- und Umweltkatastrophen geht es um nicht weniger als um die Neuerfindung von Emanzipation. Eingebettet in ihre natürlichen Bedingungen müssen Befreiung und Gerechtigkeit, Solidarität und Teilhabe über den Homo sapiens hinausgreifen. Dessen Zentralität als daseinsbestimmender Akteur ist in Frage zu stellen zugunsten übergreifender Perspektiven auf Symbiosen und Verflechtungsgefüge. Sie haben das Dazwischen in den Blick zu nehmen, das In-Beziehung-Stehen von Erde, Menschen, Tieren, Pflanzen und anderen Organismen. Von Markus Henning AG FREIWIRTSCHAFT 5. Juli 2025
Vergangener Klimaschutz: Der Historiker Milo Probst spürt in der Geschichte »anarchistischen Ökologien« und anderen Naturverhältnissen nach: Angesichts stetig steigender Temperaturrekorde scheint der Klimawandel kaum noch abwendbar zu sein. Das vergangene Jahr war das heißeste seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen, der Januar 2025 lag durchschnittlich 1,75 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Neben der alarmierenden Hitze in manchen Gebieten verstärkten sich auch andere Extremwetter-Phänomene, wie die Brände in Kalifornien, die Überschwemmungen in Valencia und die Taifune auf den Philippinen zeigten. Mit diesen Entwicklungen konfrontiert, scheint es naheliegend, entweder in schiere Ignoranz zu verfallen und die klimatische Krise zu leugnen, oder vor lauter Angst panisch zu werden. Von Markus Hennig nd 14.02.2025
Pressenotizen Perlentaucher
Erstellt: 30.06.2025 - 14:37 | Geändert: 26.07.2025 - 05:58