Edith. Rezension von Britta Kiersch
Das Mädchen von hundert Jahren

Als Edith auf die Welt kam, wollte ihr Vater ihr ein wunderbares Geschenk machen. Eine Fee sollte kommen und ihr eine außergewöhnliche Gabe verleihen.“

Er fand tatsächlich eine Fee, die noch sehr jung war und Edith war das erste Baby, dass sie verzauberte. Edith bekam die Gabe, Dingen eine Seele zu geben, sie zum Leben zu erwecken. Am selben Tag kam eine andere Fee (die Ediths Vater ursprünglich gesucht hatte) und sie schenkte Edith die Gabe der ewigen Kindheit. Diese Gabe entpuppt sich aber nicht als Segen, sondern als Fluch. 

Aber auch mit ihrer ersten Gabe hat Edith kein Glück. Gleich das erste Mal ging ziemlich daneben und sie versprach ihrer Mutter, die Gabe nie mehr einzusetzen.

Dann feiert Edith ihren hundertsten Geburtstag. Die Freundinnen aus der Schule wurden älter, ihre Eltern sind natürlich längst tot und sie selbst bleibt immer zurück. Wie könnte Edith glücklich sein? Sie hat ja nur Fussel ihren Hund. Aber Fussel hat eine gute Idee: Ihm ist klar, dass Edith eine Freundin braucht und schlägt vor, dass sie doch ihre erste Gabe nutzen könnte. Sie tut es und erweckt eine Zitrone zum Leben und die kleine Ikki wird bald zum Sonnenschein des Hauses.

Ikki und Fussel begreifen aber, dass sich Ediths Situation langfristig ändern muss. Ewig Kind zu bleiben ist schrecklich und sie machen sich auf die Suche nach einer Fee, weil sie hoffen, dass so eine Gabe wieder rückgängig gemacht werden kann. Und tatsächlich finden sie Aisha von der Edith ihre erste Gabe bekam, die tatsächlich noch am Leben ist und Edith wirklich helfen kann.

Die Partei für Verjüngungsforschung kann nicht begeistert sein von diesem Buch, zeigt es doch ganz deutlich die Einsamkeit eines so alten Menschen, ganz zu schweigen von den körperlichen Gebrechen, mit denen Edith in der Geschichte nicht konfrontiert ist. „Die Welt hat sich wie verrückt verändert, aber Edith ist noch immer dasselbe Mädchen von sieben Jahren. Ihr Haus, das einmal modern war, ist ein Altbau geworden… Ewige Kindheit ist einfach nur ewige blöde Langeweile.“ Das ist für mich der Schlüssel zu der ganzen Thematik.

In einem langen Leben hat man genug von allem erlebt und getan, gesehen und gehört. Auch das schönste und erfüllteste Leben muss irgendwann vorbei sein dürfen.

Catharina Valckx zeichnet Edith als trauriges Kind. Erst als Icki in ihr Leben kommt, sehen wir sie lächelnd, lebensfroh und mutig. Es sind die Freunde und es ist die Liebe, die ihr Leben schön machen und zum Schluss ist es die Gewissheit bzw. die Aussicht auf ein ganz „normales“ Leben, das irgendwann zu Ende gehen wird. Eine wundersame und märchenhafte Geschichte über Träume und Sehnsüchte, denen die Realität nicht immer gerecht werden kann, und die deutlich macht, dass das wahre Lebensglück oft nicht unseren Vorstellungen entspricht.

Edith. Das Mädchen von hundert Jahren. Von Catharina Valckx

Erstellt: 25.04.2025 - 07:42  |  Geändert: 25.04.2025 - 07:48