Der süßeste Bruder der Welt ‒ und andere Irrtümer: Rezension von Britta Kiersch
Plötzlich Bruder!

Dani, die selbst durch eine Samenspende entstanden ist, wünscht sich sehnlichst ein süßes kleines Geschwisterkind, aber ihre alleinerziehende Mutter Sofia zieht überhaupt nicht, egal wie Dani bittet und bettelt. Dann erfährt Dani, dass ihre Mutter sich verliebt hat, und sie ist ziemlich geschockt, als ihr klar wird, dass sie selbst nicht ganz unschuldig daran ist. Sie hatte mit ihrer Freundin ein bisschen im Handy ihrer Mutter gestöbert und versehentlich in einer Dating-App bei einem seltsamen Typen nach rechts gewischt.
Dadurch kam es zu einer Kontaktaufnahme zwischen Sofia und Björn. Bald darauf lernt Dani Björn und seinen Sohn Joschi kennen, der leider kein süßer kleiner Bengel, sondern ein pickeliger, schwarz gekleideter Teenager mit Glutenintoleranz ist und mindestens genauso peinlich wie sein Vater. Dani hofft lange, dass Sofia und Björn sich wieder trennen, aber daraus wird nichts ...
... im Gegenteil: Nach einigen Monaten beschließen die Erwachsenen zusammenzuziehen.
Das klingt nach einer klassischen Patchworkstory und oberflächlich betrachtet, könnte man dieses Buch fast dafür halten. Aber wie üblich steckt der Teufel im Detail und dieses Buch wurde nicht umsonst mit der Nils-Holgersson-Plakette zum besten schwedischen Buch 2024 gekürt. Diese Graphic Novel überzeugt in jeder Hinsicht.
Mit Dani haben wir eine Hauptfigur, die man einfach gernhaben muss, denn sie ist aufgeschlossen und lustig, konsequent und ziemlich mutig, dabei hat sie auch eine realistische Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten. Mir hat besonders gefallen, dass sie so gar nicht zickig ist. Auch die anderen Charaktere sind gut gelungen und abgesehen von dem feinen Humor, der sich auch in der Mimik und der Körpersprache finden lässt, ist die Geschichte sehr vielschichtig.
Alle Personen entwickeln sich im Zuge der neuen Lebensumstände und auch wenn Dani sich etwas ganz anderes für ihr Leben gewünscht hat, bleibt sie neugierig und offen und lässt sich auf die neue Situation ein. Auch Joschi kommt sehr schnell mit den veränderten Lebensumständen zurecht und kann selbst in schwierigen Momenten weitgehend entspannt reagieren. „Veränderung“ und „Optimismus“ werden in der Geschichte großgeschrieben und das ist vorwärtsgerichtet, wohltuend und klug.
Erstellt: 25.04.2025 - 07:08 | Geändert: 25.04.2025 - 12:58